Molza
,
Francesco Maria, ital. Dichter, geb. zu Modena, machte seine Studien in seiner Vaterstadt, dann in Bologna und Rom, [* 3] geriet hier aber bald in solche Ausschweifungen, daß seine Eltern ihn 1512 nach Modena zurückriefen, wo er sich auf deren Verlangen verheiratete. Schon 1516 verließ er indessen seine junge Frau wieder, um nach Rom zurückzukehren, und bald nahm er in den Kreisen der Gelehrten, Dichter und Künstler, welche Leo X. damals um sich versammelt hatte, einen hervorragenden Platz ein.
Seine äußere
Lage war durch die
Fürsorge von
Gönnern wie des
Kardinals
Hippolyt von
Medici und nach dessen
Tod Aless.
Farneses
sichergestellt.
In den letzten
Jahren zu den
Seinen nach
Modena zurückgekehrt, starb er daselbst nach schweren
Leiden
[* 4] an der
Syphilis ist eins der bedeutendsten lyrischen
Talente seines
Jahrhunderts, das sich nach seinen
Vorzügen wie in seiner sittlichen
Entartung in ihm treu abspiegelt. Seine Liebesgesänge, die teils an seine Mätressen (darunter
Faustina Mancina), teils an die edle Camilla
Gonzaga gerichtet sind, zeichnen sich die einen durch
Glut der
Leidenschaft,
die andern durch Tiefe und Zartheit der
Empfindung aus; seine
Kanzonen glänzen durch
Reichtum an neuen und kühnen, selbst
gewaltigen Bildern. Am bekanntesten wurde sein
»Capitolo in lodo de' fichi«, eine Sammlung von
Epigrammen, die (sehr bezeichnend)
als Anhang zu
Aretinos »Dialoghi« erschienen (später von A.
Caro mit
Kommentar herausgegeben). Auch hat
Molza
treffliche lateinische Gedichte hinterlassen und sich mit
Glück in der
Novelle versucht. Eine Sammlung seiner Werke gab
Serassi (mit
Biographie,
Bergamo 1747-54, 3 Bde.) heraus. - Seine Enkelin Tarquinia
Molza
, geb. zu
Modena, gest. daselbst, gehörte zu den gelehrtesten
Frauen des 16. Jahrh.
Sie besaß eine gründliche Kenntnis der lateinischen, griechischen und hebräischen
Sprache,
[* 5] pflegte mit Erfolg die
Dichtkunst
und war nicht minder in der
Astronomie
[* 6] und den mathematischen
Wissenschaften bewandert.
Tasso und
Guarini sangen ihr
Lob, und
der römische
Senat erteilte ihr den
Titel einer »römischen Bürgerin«.
Ihre
Dichtungen (veröffentlicht
in
den Werken ihres Großvaters) bestanden in
Madrigalen und
Epigrammen; auch hat sie zwei
Dialoge des
Platon
(»Karneades« und
»Kriton«)
übertragen.