Molukken
(Gewürzinseln, s. Karte »Hinterindien«), der östlichste Archipel von Niederländisch-Indien, der den Raum zwischen 5° nördl. bis 9° südl. Br. und 124-136° östl. L. v. Gr. einnimmt und sich von Celebes bis Neuguinea und von den Philippinen bis zur Nordküste von Australien erstreckt. Die innerhalb dieses ausgedehnten Raums eingeschlossenen Inseln und Inselgruppen teilt man gewöhnlich in drei Abteilungen: 1) die Molukken im engern Sinn, bestehend aus der großen Insel Halmahera oder Dschilolo nebst Morotai u. a., den Kleinen Molukken (Ternate, Tidor u. a.), den Inseln Batjan, Obi, der Sulagruppe und der Amboinagruppe, bestehend aus den beiden großen Inseln Ceram und Buru, der kleinen Insel Amboina und den Bandainseln, welch letztere man mit einigen andern bisweilen als Südmolukken zusammenfaßt; 2) der Südostarchipel, bestehend aus den Inseln Aru, Kei und den Tenimberinseln; 3) die Südwestinseln, bestehend aus der Wetterinsel und der östlich davon gelegenen, aus vielen kleinen Inseln bestehenden Serwattygruppe. Areal und Bevölkerung berechnen sich für diese drei Gruppen wie folgt:
QKilom. | QMeil. | Einwohner | |
---|---|---|---|
eigentliche Molukken | 52976 | 962 | 500000 |
Südostarchipel | 13876 | 252 | 61000 |
Südwestinseln | 5236 | 95 | 47000 |
Summa: | 72088 | 1309 | 608000 |
Mit Ausnahme einiger ganz kleiner Inseln, welche der Korallenbildung angehören, sind alle Inseln vulkanisch, und einige der zahlreichen Vulkankegel sind noch jetzt in Thätigkeit. Die Reihe der Vulkane (eine Fortsetzung der von Java und den Kleinen Sundainseln) beginnt auf Wetta, zieht nach Banda, dann nach Amboina, Buru, Obi und Dschilolo hinüber. Die höchste Erhebung ist der Gunong Tomahu (3000 m) auf Buru. In Bezug auf Bewässerung und Üppigkeit der Vegetation stehen die Molukken hinter den westlichern Inseln zurück; dafür sind sie aber der Sitz von zwei für den Handel äußerst wichtigen Kulturen, des Gewürznelken- und des Muskatnußbaums, von denen der erste gerade auf felsigem und dürrem Boden vorzüglich gedeiht. Seine Kultur ist auf Amboina und die Nachbarinseln, die der Muskatnüsse auf die Bandagruppe beschränkt. Außerdem kultiviert man mit Erfolg Kaffee, Indigo, Kakao, Tabak, Reis; der Sagobaum liefert den Eingebornen die Hauptnahrung. Das Klima ist heiß, doch, einzelne Gegenden ausgenommen, nicht ungesund. Die Tierwelt ist zugleich der des asiatischen Archipels und des Australkontinents verwandt, reich ist namentlich die Vogelwelt. Von Mineralien hat man an der Südküste von Ceram Zinn, Kohle und Petroleum, auf Batjan Kohle und Gold, sonst noch Eisen, Kalk, Alaun gefunden. Mineralquellen besitzen Amboina, Ceram u. a.; eßbarer Thon, im ganzen asiatischen Archipel geschätzt, wird von den Uliasserinseln bei Amboina geholt. Die Bewohner der Molukken bestehen aus den wahrscheinlich autochthonen Alfuren (s. d.), welche das Innere der größern Inseln (besonders Halmahera, Ceram und Buru) bewohnen, und aus den in den Küstenlandschaften angesessenen Einwanderern, welche aus den Nachbarinseln stammen und zu den Malaien gehören, aber durch Vermischung mit Chinesen, Arabern und Europäern, namentlich auf Amboina, stark beeinflußt worden sind. Der Handel der Molukken konzentriert sich namentlich in Ternate, Amboina und Banda, welche seit 1854 Freihäfen sind. Ausgeführt werden: Gewürze, Sago, Schildpatt, Trepang, Wachs, Kaffee, Kakao (beide aus Ternate und Tidor), Tabak (Dschilolo, Batjan, Makian). Eingeführt werden: Rinder, Pferde, Reis, Opium, Salz, Gewebe, Töpferwaren u. a. Administrativ zerfällt der Archipel in zwei Residenzen: Ternate (Dschilolo, Ternate, Batjan, Obi, Sula), wozu noch die niederländische Hälfte von Neuguinea kommt, und Amboina, das außer der gleichnamigen Insel die Südost- und Südwestinseln umfaßt. Von der Residentschaft Ternate stehen aber nur Obi, Teile von Ternate, von Dschilolo und Batjan unmittelbar unter holländischer Herrschaft. - Die Molukken wurden zuerst von den Portugiesen entdeckt, welche 1512 Amboina auffanden, wo sie 1521 eine Niederlassung gründeten. Doch blieb Portugal erst von 1580 an nach Verzichtleistung Karls V. auf die Gruppe in ungestörtem Besitz derselben, bis ihm derselbe 1605 durch die Hollander entrissen wurde. Diese breiteten ihre
mehr
Herrschaft schnell über den Archipel aus, so daß die einzelnen Fürsten zu bloßen Beamten der Ostindischen Kompanie herabsanken. Um das Monopol des Gewürzes sich zu sichern, beschränkten sie den Anbau der Nelkenbäume auf Amboina (s. d.) und die nahe dabeiliegenden Inseln, den der Muskatnußbäume auf die Gruppe Banda (s. d.) und ließen systematisch auf allen übrigen Inseln die vorhandenen Bäume ausrotten. Erst 1863 wurde der Anbau derselben freigegeben. Vgl. Bastian, Indonesien, Lief. 1: »Die Molukken« (Berl. 1884); Bokemeyer, Die Molukken, Geschichte der Eroberung und Verwaltung etc. (Leipz. 1888).