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korps zugeteilt und 1848 zum Abteilungschef im
Großen Generalstabe, 22. Aug. desselben Jahres jedoch zum
Chef des Generalstabes
des 4.
Armeekorps ernannt. In dieser
Stellung wurde Moltke
1850 zum
Oberstlieutenant und 1851 zum Obersten befördert, demnächst 1855 mit
dem Charakter als Generalmajor zum ersten
Adjutanten des Prinzen
Friedrich Wilhelm, des spätern
Kaisers
Friedrich III. ernannt, den er nach
Petersburg,
[* 3]
Moskau,
[* 4]
London
[* 5] und
Paris
[* 6] begleitete. Nachdem Moltke
1850 zum Generalmajor befördert
war, wurde er 1857 mit
Führung der
Geschäfte als
Chef des Generalstabes der
Armee beauftragt, 1858 aber definitiv mit dieser
Stellung betraut und 1859 zum Generallieutenant ernannt.
Ende 1863 traf in
Frankfurt
[* 7] die nötigen Verabredungen mit den übrigen Bevollmächtigten für den bevorstehenden
Feldzug gegen
Dänemark
[* 8] und wurde als
Chef des Generalstabes dem Oberkommando der unter Prinz
Friedrich
Karl operierenden
verbündeten
Armee überwiesen. In dieser
Stellung nahm er an dem Übergang nach
Alsen 29. Juni teil und trat
nach Beendigung des
Krieges 18. Dez. in die frühere Thätigteit als
Chef des Generalstabes der
Armee zurück. Im
Frühjahr 1866 nahm
an den wichtigen
Beratungen der in
Berlin
[* 9] versammelten höhern
Generale hervorragenden Anteil, welche die Möglichkeit eines
Bruchs mit
Österreich
[* 10] ins
Auge
[* 11] faßten, und legte für diesen Fall seinen Operationsplan vor, der später
zur Anwendung kam. Moltke
wurde
General der Infanterie und leitete in dem bald darauf ausbrechenden
Kriege im Hauptquartier
des Königs die
Operationen der preuß.
Heere zu dem
Siege von Königgrätz
[* 12] 3. Juli, dann den
Vormarsch nach
Olmütz
[* 13] und
Wien
[* 14] und schloß 26. Juli den
Waffenstillstand zu
Nikolsburg ab. In Anerkennnng seiner Verdienste erhielt Moltke
nach dem Frieden eine
Dotation, aus der er das
vom König Wilhelm bestätigte Familienfideikommiß Kreisau, im schles.
Kreise
[* 15] Schweidnitz,
[* 16] errichtete.
Als im Juli 1870
Frankreich an
Preußen
[* 17] den
Krieg erklärte, war in der
Lage, dem König einen vollständigen
Operationsentwurf unverzüglich vorzulegen, der die Grundlage des siegreichen Feldzuges bildete. Wegen des glänzenden Erfolges
des
Krieges wurde Moltke
in den Grafenstand erhoben, empfing das Großkreuz des
Eisernen Kreuzes und wurde
Generalfeldmarschall. 1872 wurde
er zum Mitglied des preuß. Herrenhauses ernannt und bei Verteilung der
Nationalbelohnungen durch eine zweite
Dotation ausgezeichnet.
Schon seit 1867 gehörte er dem
Reichstag des Norddeutschen
Bundes und später dem des
Deutschen
Reichs an, wo er sich zu den
Deutschkonservativen hielt und bei wichtigen
Beratungen, namentlich über militär. Angelegenheiten, zuweilen das Wort ergriff.
Am erbat Moltke
seines hohen
Alters wegen seine Entlassung als
Chef des
Großen Generalstabes und
erhielt sie 9. Aug. unter Ernennung zum Präses der Landesverteidigungskommission. Mit besonderer Festlichkeit wurde
M.s
90jähriger Gedurtstag gefeiert. In seltener Rüstigkeit verlebte er seinen Lebensabend, noch begleitete er
den
Kaiser Wilhelm II. zur
Taufe des Kreuzers
Falke und zur
Besichtigung des Nordostseekanals nach Kiel,
[* 18] bald darauf,
starb er in
Berlin, ohne vorher krank gewesen zu sein. Moltke
war seit 1841 mit Mary von Burt (geb.
gest. der Stieftochter seiner Schwester, vermählt.
Seine
Ehe blieb kinderlos.
Moltke
war einer der hervorragendsten
Strategen der Neuzeit, der sich und den preuß. Generalstab durch gründliches
Studium der
Napoleonischen
Kriege geschult und für die großen
Aufgaben der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870 herangebildet hat. Ein hohes
Verdienst erwarb er sich auch dadurch, daß er durch die gewissenhafteste Unparteilichkeit und richtige
Beurteilung in der
Wahl der Offiziere für den Generalstab diesen zu einer Elite der
Armee heranbildete. Aber nicht nur als
Soldat, sondern auch als Schriftsteller nimmt Moltke
einen hervorragenden Platz ein.
Außer verschiedenen kleinern Aufsätzen erschienen von ihm folgende Werke: «Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei [* 19] aus den J. 1835–39» (Berl. 1841; 6. Aufl., ebd. 1893),
«Der russ.-türk. Feldzug in der europ.
Türkei 1828 und 1829» (ebd. 1845; 2. Aufl. 1877), Karte von
Konstantinopel
[* 20] und dem
Bosporus,
[* 21] Karte der Umgegend von
Rom.
[* 22] An den
Generalstabswerken über den
Italienischen
Krieg von 1859, den
Deutschen
Krieg von 1866 und über den
Deutsch-Französischen
Krieg von 1870 und 1871 hat Moltke
erheblichen Anteil. Die an seine Gemahlin gerichteten Reisebriefe wurden als
«Briefe aus
Rußland» (1.
u. 2. Aufl., Berl. 1877; 4. Aufl., ebd.
1893) veröffentlicht.
Ein 1884 in der Zeitschrift «Vom Fels zum Meer» veröffentlichter Essay M.s über Polen erschien in poln. Übersetzung als «O Polsce» (Lpz. 1885). Nach M.s Tode erschienen seine «Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten» (8 Bde., Berl. 1891–93),
die zahlreiche Briefe und bis dahin noch nicht veröffentlichte Arbeiten M.s, darunter auch eine Novelle, enthalten; ferner «Briefe an seine Braut und Frau und an andere Anverwandte» (2 Bde., Stuttg. 1893). Die «Militär. Werke M.s» giebt der Große Generalstab heraus (Berl. 1892 fg.). Am wurde eine Bronzestatue M.s (von Brunow) auf dem Marktplatz zu Parchim, ein Standbild M.s (von Schaper) auf dem Laurenzplatz zu Köln [* 23] enthüllt, am Leipziger Siegesdenkmal (1888) befindet sich ein Reiterstandbild M.s. Seit Sept. 1873 führt das Fort Nr. 2 von Straßburg, [* 24] seit 1887 eine Kriegskorvette, seit 1889 das schles. Füsilierregiment Nr. 38 M.s Namen. –
Vgl.
Freiherr
von Fircks, Feldmarschall
Graf Moltke
und der preuß. Generalstab (2. Aufl., Berl.
1887).
Seine Biographie schrieben: W. Müller (3. Ausg., Stuttg. 1889), F. von Koppen (Glogau [* 25] 1888) und Müller-Bohn (3. Aufl., Berl. 1893).