Moll
(vom lat. mollis
, weich), in der modernen
Musik dasjenige der beiden
Tongeschlechter, welches die kleine
Terz und
die kleine Sexte zum charakteristischen
Merkmal hat. In der ältern
Musik bezeichnete Moll
die unserm heutigen B entsprechende
Tonstufe. Damals hatte nämlich nur diese zwei chromatisch verschiedene
Saiten
(b und h), von denen die
tiefere gegen den
Ton A eine kleine Sekunde ausmachte, also mit unserm heutigen B übereinkam, während die höhere, unserm
heutigen H entsprechend, eine große Sekunde betrug.
Jene tiefere B-Saite, mit ♭ bezeichnet, wurde B molle
oder B rotundum, diese höhere, mit ♮ notiert,
B durum oder qudratum genannt. Wenn nun ein
Gesang den
Ton ♭, B molle
, enthielt, so wurde er
Cantus mollis
oder
Cantus ♭
mollis
wenn hingegen nicht ♭, sondern ♮ durum darin vorkam,
Cantus durus oder
Cantus ♮ duri genannt. Diese Unterscheidung
von ♭ und ♮ als weich und hart kam von dem
Ton F. Wenn man von F aufsteigt g a h, so folgen drei ganze
Töne aufeinander, und H klingt sehr hart, als übermäßige
Quarte.
Nimmt man dagegen B, so klingt es milde, und die
Tonart ist dann F-dur. Bei dem
Ausdruck B molle
im alten Tonsystem handelt
es sich also gar nicht um eine moderne Moll
tonart, sondern nur um zwei verschiedene Intervalle der alten lydischen oder F-dur-Tonart.
Die Bedeutung des «weichen
Tons» stammt von den Alten; danach wird die
Skala mit kleiner
Terz Moll
tonleiter genannt. In der
Musik des
Altertums wie noch jetzt in den
Gesängen alter
Völker ist als
Tonleiter das Moll
vorherrschend.
(S.
Dur.)