Molekulark
räfte,
die zwischen den Molekülen (s. d.) wirkenden Kräfte. Die großen Erfolge, welche Newton durch Annahme der fernwirkenden Gravitation im Gebiete der Mechanik des Himmels erzielt hatte, legten die Hoffnung nahe, alle physik. Erscheinungen durch ähnliche fernwirkende Kräfte zwischen den räumlich getrennten kleinen Massenteilen der Körper erklären zu können. Besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. waren die Bestrebungen sehr häufig, die Molekularfunktion zu ermitteln, d. h. zu bestimmen, welche Funktion von der Entfernung zweier Moleküle die Anziehung oder Abstoßung derselben sei.
Meist dachte man sich, daß die Anziehung der Moleküle bei Annäherung in stärkerm Verhältnis als dem verkehrt quadratischen wachse, um bei noch weiterer Annäherung in Abstoßung überzugehen, durch welche Annahme die Konstitution starrer elastischer Körper wirklich verständlich würde. Es fehlt auch nicht an Versuchen, mit einer bloßen Anziehung auszukommen, indem man sich die Moleküle in Centralbewegungen umeinander vorstellte, wobei die Centrifugalkräfte die Rolle der Abstoßungskräfte spielten. In neuerer Zeit sind diese Spekulationen durch kritische Bemerkungen hervorragender Naturforscher, wie Kirchhoff, eingeschränkt worden. -
Vgl. Seelig, Molekulark
räfte
(Dresd. 1885);
K. Laßwitz, Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton (2 Bde., Hamb. 1890.)