(tschech. Vltava), der Hauptfluß Böhmens und wichtigste Zufluß der Elbe, aber mächtiger und wasserreicher
als sie, entspringt in den Moorgründen des Böhmerwaldes, hart an der bayrischen Grenze, in einer Höhe
von 1180 m in zwei Quellen, der Kalten und Warmen Moldau, fließt anfangs in einem waldigen, moorigen Längenthal nach SO.,
wendet sich aber bei Hohenfurt, wo ihr Spiegel nur noch 529 m ü. M. liegt, durch die 1 km lange Paßenge
der Teufelsmauer brausend, nach N. Diese Richtung behält sie im allgemeinen bis zu ihrer Mündung in die Elbe gegenüber Melnik
bei.
Von Hohenfurt bis Budweis (379 m) fließt die Moldau durch bunte Urgebirgsformationen in schönem Thal; auf der Strecke von Budweis
bis Melnik (152 m ü. M.) durchmißt sie im obersten und untersten
Teil breite Kessel, sonst ein enges Querthal, das sich nur an einigen Punkten (so bei Prag) etwas erweitert. Ihre Länge beträgt 420 km.
Sie ist von Hohenfurt aus flößbar, von Budweis schiffbar; doch gibt es zahlreiche Hindernisse der Schiffahrt, so 27 Strudel,
darunter die sogen. Johannisströmungen bei Stechowitz, ferner 57 Wehre.
Dampfschiffe verkehren oberhalb Prag bis Stechowitz und unterhalb Prag bis zur Mündung. Die Regulierung der Moldau für Schiffahrtszwecke,
namentlich auch die Beseitigung der Wehre, ist seit langem projektiert. Nebenflüsse der Moldau sind rechts: die Maltsch, Luschnitz,
Sazawa; links: die Wotawa, Beraun etc. Ihr Gebiet umfaßt 30,800 qkm (560 QM.)
oder 3/5 der Oberfläche Böhmens (die Elbe nur 2/5). Im Gebiet der Moldau liegen die großen Teichgruppen bei Frauenberg und Wittingau,
unter denen der Rosenberger Teich 5,8 qkm groß ist. Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal verbindet die Quellbäche der Moldau mit
der Mühl in Oberösterreich.
(Moldova), seit 1859 mit der Walachei zu Einem Staat unter dem Namen Rumänien (s. d.) vereinigtes
Fürstentum, grenzt im N. an Rußland und an Österreich (Bukowina), im W. an Siebenbürgen, im NO. und O. an Rußland (Bessarabien,
Grenze der Pruth), im SO. an die Dobrudscha, im S. an die Walachei, von der sie der Milkowfluß trennt, und
umfaßt ein Areal von 38,054,8 qkm (691 QM.). Die ist im W. Hochland, im NO. Berg- und Plateauland, im SO. Flachland; im SW. umschließen
die Karpathen die Kreise Putna, Bakau, Neamtz und Suczawa und durchziehen das Land in zahlreichen Abzweigungen, welche, von tiefen,
dicht bewaldeten Thälern unterbrochen, sich bis zum Sereth und dem Pruth abdachen und dort in Rebenhügel
auslaufen.
Die Donau, welche die Südgrenze der Moldau berührt, empfängt die beiden Hauptströme des Landes, den Pruth und den Sereth, welch
letzterer die Moldau der Länge nach durchfließt, die goldführende Bistritza und weiter die Flüsse Trotusch, Berlad und Putna
aufnimmt und oberhalb Galatz in die Donau mündet. Von größern Seen ist der Bratysch, nahe der Mündung des Pruth, zu erwähnen.
In den Kurorten Slanik, Strunga, Borka und Pangescht sprudeln heilsame Mineralquellen. Infolge der Nähe des Meers und des mangelnden
Schutzes vor dem Nordwind ist das Klima der Moldau
mehr
sehr unbeständig; Gewitter und häufige Regen bei großer Hitze charakterisieren den Sommer, während die Kälte im Winter bis
-22° C. steigt. Die Bevölkerung wird auf 2 Mill. Seelen geschätzt, darunter ca. 150,000 Juden, deren Hauptmasse in der nördlichen
Moldau wohnt, wohin sie meist aus Galizien und Bessarabien eingewandert sind. Hauptbeschäftigung der Einwohner
ist der Ackerbau, welcher seit der Aufhebung der Leibeigenschaft (1856) und dem Agrargesetz von 1862 mehr und mehr in Aufschwung
kommt, zumal der Boden äußerst fruchtbar ist.
Auch der begüterte Adel, der meist auf seinen Landsitzen lebt, widmet sich dem Ackerbau. Dem ausgedehnten Handel, dessen Zentrum
Galatz (s. d.) bildet, dienen als Verkehrsadern die Flüsse Sereth und Pruth und mehrere Eisenbahnen: Braila-Roman
mit Fortsetzung nach der Bukowina und Jassy;
sowohl Braila als Jussy sind mit Bender in Bessarabien durch Schienenwege verbunden.
Die Moldau zerfällt in die Kreise: Bakau, Botoschan, Covurlui, Dorogoi, Faltschi, Jassy, Neamtz, Putna, Roman, Suczawa, Tekutsch, Tutowa,
Waslui. Hauptstadt ist Jassy. Weiteres s. Rumänien (mit Karte).
Geschichte. Über die älteste Geschichte der als Teil Daciens s. Rumänien. Die Gründung der als Staat fällt wahrscheinlich
in die Jahre 1350-1361, wo Bogdan oder Dragosch, ein rumänischer Häuptling, aus der Marmaros mit seinem zahlreichen Kriegsgefolge
nach der Moldau zog und, die vorhandenen Bewohner slawischen, rumänischen und tatarischen Ursprungs
unterwerfend, von dem Gebiet der Moldau, mit Einschluß der Bukowina und Bessarabiens, als Fürst desselben Besitz ergriff.
Aus dem Dunkel der Überlieferung tritt die Geschichte der Moldau erst mit dem Regierungsantritt Alexanders I. (1401), welcher dem
Land eine administrative Einteilung gab; Heer und Finanzen regelte, Schulen und Klöster stiftete, ein aus
den Basiliken kompiliertes Gesetzbuch erließ und durch seine Weisheit und Milde sich den Namen des »Guten« erwarb. Neben dieser
organisatorischen Thätigkeit im Land bewährte sich Alexander auch als mutiger und gewandter Feldherr in seinen Kämpfen mit
Polen, Ungarn und Tataren.
Mit dem Polenkönig Wladislaw schloß er ein Bündnis, nahm dessen Schwester zur Frau und schickte ihm Hilfstruppen, welche gegen
die Deutschordensritter bei Marienburg heldenmütig kämpften. Auch die Herrschaft seines Enkels Stephan d. Gr. (1456-1504)
bildete eine glorreiche Epoche der moldauischen Geschichte. Nachdem derselbe die Polen zum Abschluß eines Friedens- und
Handelsbündnisses gezwungen, schlug er 1467 bei Baja den Ungarnkönig Matthias Corvinus und zog nach der Walachei, um seinen
Lieblingsplan, die Vereinigung der stammverwandten Fürstentümer, in Ausführung zu bringen. Er belagerte und nahm die Hauptstadt
Bukarest und zwang den Fürsten Radu den Schönen zur Flucht.
Dieser kehrte jedoch bald in Begleitung eines großen türkischen Heers unter Soliman Pascha zurück; Stephan
brachte dem überlegenen Feind in der denkwürdigen Schlacht bei Rakowa 1475 eine schwere Niederlage bei und zwang die Türken
zum regellosen Rückzug. Von Feinden bedroht, hielt es Stephan für geratener, mit dem Fürsten Radu Frieden zu schließen gegen
Abtretung des Distrikts Putna, wonach der Fluß Milkow für immer die Grenze der Fürstentümer wurde.
Schon im Herbst 1479 mußte Stephan wieder im Verein mit Polen und Ungarn gegen die Türken kämpfen. In der Schlacht von Rebnik
(Bukowina) 1481 wurden die Türken zurückgedrängt; 1484 hatte Stephan neue Kämpfe gegen Bajesid II., welcher
Kilia
und Akjerman eroberte, zu bestehen; 1497 rief er sogar, als der Polenkönig Johann Albrecht, um Stephan zu entthronen, in die
Moldau einfiel und die Hauptstadt Suczawa drei Monate belagerte, die Türken zu Hilfe, welche die Polen auch vertrieben. Am starb
der Held, ihm folgte sein Sohn Bogdan (1504-1517). Dieser schloß mit Sultan Selim 1513 die erste Kapitulation,
in der sich die Moldau unter die Oberhoheit der Türkei stellte, letztere dagegen die als freien, nicht eroberten Staat mit dem
Rechte der Wahl eigner Fürsten, selbständiger innerer Verwaltung und eigner Gesetze anerkannte und sich gegen einen Tribut von 4000 Dukaten, 24 Falken
und 40 Pferden verpflichtete, die Moldau gegen alle fremden Angriffe zu schützen.
Diese Kapitulation bildete die Grundlage der staatsrechtlichen Stellung der Moldau zur souveränen Macht und wurde von dem Nachfolger
Bogdans, Peter Raresch, mit Soliman I. unter den Mauern von Ofen (1529) erneuert. Von 1546, dem Todesjahr
des kühnen Raresch, folgt bis 1633 eine Reihe meist unbedeutender Herrscher, unter denen es der Pforte möglich war, den Tribut
stark zu erhöhen und immer mehr Einfluß im Innern und beider Wahl des Fürsten zu gewinnen. Johann I. (1571-74) widersetzte
sich den immer steigenden Ansprüchen der Türken und schlug sie wiederholt.
Intrigen und Korruption führten zu raschem Fürstenwechsel und Verfall; zu der Willkür der Türkei gesellte sich polnischer
Einfluß. Eine Verschwörung der Bojaren gegen den griechenfreundlichen Alexander Iliesch brachte Basil Lupu (1634-54) auf den
Thron, einen Fürsten, der dem Verfall Einhalt gebieten wollte; er schuf viele wohlthätige Institute, gründete
Schulen, begünstigte die Entstehung einer rumänischen Nationallitteratur und erneuerte mit Sultan Mohammed IV. die mit Bogdan
abgeschlossene Kapitulation.
Unter Lupus Nachfolgern verschwand immer mehr der alte trotzige Unabhängigkeitsgeist und der Mannesmut der moldauischen Fürsten,
und mit Nikolaus Maurokordatos (1711) nahm die verhängnisvolle Periode der Fanariotenherrschaft ihren Anfang, mit ihr der
geistige und politische Verfall der und Walachei. Während dieser Periode griff Rußland immer entschiedener in die Schicksale
der Fürstentümer ein, die nunmehr der Spielball russischer Protektionspolitik wurden, welche sich in zahlreichen Besetzungen
des Landes durch große Heere äußerte und zur Zerstückelung der Moldau durch den Verlust der Bukowina an Österreich
(1777) und Bessarabiens an Rußland (1812) führte.
Gregor Ghika legte Protest ein gegen den willkürlichen Verkauf eines Teils des Ländergebiets, büßte jedoch dafür mit seinem
Leben. Als aber durch den Aufstandsversuch der Fanarioten unter Alexander Ypsilanti, welche 1821 in die Moldau einfielen, die Pforte
mißtrauisch gegen die Griechen wurde, beschloß sie, dem Land keine fremden Herrscher mehr aufzudrängen.
Johann Sturdza, der gewählte einheimische Fürst, wurde von der Pforte bestätigt. Sturdzas gute Absichten wurden
jedoch durch die neue Schutzmacht, Rußland, vereitelt, deren Vertreter alle Reformen verhinderten und seit dem Frieden von
Adrianopel thatsächlich das Land regierten. 1834 ernannte die Pforte Michael Sturdza zum Fürsten
der Moldau, dieser, Rußland ganz ergeben, suchte durch einige Verbesserungen und Reformen seine habgierigen Pläne und systematischen
Erpressungen für seinen Säckel und den seiner russischen Günstlinge zu verhüllen. Diese schamlose Mißwirtschaft
bewirkte im
mehr
April 1848 den Ausbruch der Revolution. Aber um dieselbe Zeit rückten russische Truppen in die Moldau ein, während ein türkisches
Heer die Walachei besetzte. Die Nationalbewegung erlag bald den fremden Bajonetten, und viele Patrioten mußten vor den Verfolgungen
ins Ausland flüchten. Der Vertrag von Balta-Liman (1849) stellte das alte System wieder her. Gregor Ghika,
der auf sieben Jahre ernannte Fürst, war von guten Absichten beseelt, umgab sich mit patriotischen Männern und führte manche
heilsame Maßregel durch. 1853 begann der Krimkrieg mit der Wiederbesetzung des Landes durch russische Truppen, denen 1854-57
eine österreichische Okkupation folgte. Der Pariser Vertrag von 1856 beendete schließlich die Leidensgeschichte
der Fürstentümer, erkannte ihre Unabhängigkeit an und stellte sie unter den Schutz und die Bürgschaft der Großmächte
als neutrales Gebiet. Die Rumänen verstanden es, diese ihnen geschaffene günstige Lage in vorsichtiger und kluger Weise auszunutzen
und die Vereinigung mit der Walachei zu stande zu bringen. Weiteres s. Rumänien.