Mohrrübe
(Möhre,
Daucus L.),
Gattung aus der
Familie der
Umbelliferen,
[* 2] ein- oder zweijährige, gewöhnlich borstig rauhhaarige
Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern mit schmalen oder kleinen
Segmenten, vielblätterigen oder fehlenden
Hüllen
und
Hüllchen, weißen
Blüten, oft brauner Gipfel- oder Zentralblüte und vom
Rücken zusammengedrückter, stachliger
Frucht.
Etwa 20
Arten. Die gemeine Mohrrübe
(gelbe Rübe, D. Carota L.), zweijährig, 30-60
cm hoch, mit gefurchtem, steifhaarigem
Stengel,
[* 3] doppelt oder dreifach gefiederten Blättern mit fiederspaltigen Blättchen und länglich lanzettlichen Zipfeln,
vielblätterigen
Hüllen und
Hüllchen, drei- oder fiederspaltigen Hüllblättchen, wächst in
Europa,
[* 4] Nordasien und
Nordamerika
[* 5] und wird vielfach der
Wurzel
[* 6] halber angebaut, welche, ursprünglich dürr und holzig, durch die
Kultur
fleischig, süß schmeckend, rot oder gelb geworden ist.
Die Mohrrübe
gedeiht in jedem gut zubereiteten, dungkräftigen
Boden, wenn derselbe nicht zu bindig ist, und liebt hauptsächlich
Tiefgrundigkeit,
Frische und Lockerheit und sonnige
Lage; am besten gedeiht sie auf
Kalk- und Sandmergel,
während bei Mangel an
Kalk der Zuckergehalt sinkt. Da die Mohrrübe
sehr langsam wächst und leicht vom Unkraut erstickt wird, so
bringt man sie gern nach
Hackfrüchten und bearbeitet den
Boden im
Herbst sehr tief, selbst durch
Rigolen, und im Frühjahr nochmals.
Bei den Futtermöhren kommt es hauptsächlich auf großen
Ertrag an; die zartern, zuckerreichen
Mohren,
welche sich allmählich zuspitzen, und die noch feinern Karoten
(Karotten) oder Hornmöhren, welche kurz, unten rundlich abgestumpft
sind und in ein dünnes
¶
mehr
Würzelchen auslaufen, werden gegessen. Zur Aussaat mischt man den Samen [* 8] mit feuchtem Sand, läßt ihn keimen und säet ihn dann in Reihen, die 20-45 cm voneinander entfernt sind, wobei man die Samen am besten in 2-3 cm tiefe, 8-18 cm voneinander entfernte Löcher legt und mit guter Komposterde deckt. Jäten, Behacken, Verstellen und abermaliges Behacken bilden die weitere Bearbeitung. Vor der Ernte [* 9] schneidet man das Kraut ab und hebt dann die Rüben bei trocknem Wetter [* 10] aus.
Sie lassen sich bei zweckmäßiger Lagerung recht gut bis zum Frühjahr aufbewahren. Samenmöhren werden sorgfältig im Keller
überwintert. Man beschneidet sie bis gegen die Herzblätter, steckt sie in kaum angefeuchteten Sand und
setzt sie zur Zeit der Baumblüte an sonnigen, geschützten Stellen in Gärten fußweit voneinander. Von der großen Futtermöhre
hat man über 1200 Ztr. vom Hektar geerntet, doch gilt als Mittel ein Ertrag von 600-640 Ztr. Feinde der Mohrrübe
sind: die Möhrenfliege
(Pslia rosae Fabr.), deren Larve, wie der Engerling und der Drahtwurm (Elater segetis L.), die Wurzeln beschädigt,
die Raupe der Flöhkrauteule (Mamestra persicariae L.), welche das Kraut abfrißt, die Mohnblattlaus (Aphis papaveris Fabr.),
welche die obern Stengelteile aussaugt. Im Gemenge mit Trockenfutter sind die Mohrrüben
ein gedeihliches Futter für alle
Haustiere und eignen sich auch zur Mästung; besonders sind sie für Schafmütter und Lämmer, für Pferde
[* 11] und Geflügel sehr zu empfehlen, auch für Kühe und Schweine
[* 12] jedem andern Wurzelgewächs, besonders den Kartoffeln, vorzuziehen.
Auch das Kraut wird von Kühen gern gefressen. Möhren enthalten 86-88 Proz. Wasser, 1,0-1,5 Eiweiß, 0,2-0,26 Fett, 2 Zucker,
[* 13] 6,4-9 sonstige stickstofffreie Extraktivstoffe, 1,2 Rohfaser, 0,8 Proz. Asche. Der gelbe Farbstoff ist Karotin C18H24O ,
welcher in dunkelroten Tafeln kristallisiert, veilchenartig riecht, sich leicht in Benzol und fetten Ölen, schwer in Alkohol
und Äther, nicht in Wasser löst, bei 168° schmilzt und sich am Licht
[* 14] zersetzt. Außerdem enthalten die
Mohrrüben
ein ätherisches Öl. Aus dem Saft bereitet man auf dem Land einen Sirup (Succus Dauci); geröstete Mohrrüben
dienen
als Kaffeesurrogat. Die Überführung der wilden Form der Mohrrübe
in die Kulturform gelingt in wenigen Generationen. Schon die Griechen
und Römer
[* 15] zogen die Mohrrübe
in ihren Gärten, und auch Karl d. Gr. empfahl sie als Kulturpflanze. S. Tafel »Nahrungsmittel«.
[* 16]