Mohn,
Papaver L., Familie der Mohngewächse, mit Arten als Unkraut (Klatschmohn und Feld-, Acker-, Sand-, Bastard-, Saatmohn) und Zier- und Nutzpflanzen, als solche der Schlafmohn, P. somniferum L., Garten- und Magsamenmohn, Magsamen, Mab, engl. Sleep-causing Poppy, frz. pavot des jardins, p. somnifère, l'oeillet, holl. heul, slaapbol, heulzand, ital, papavero. Der M. wird angebaut behufs Gewinnung des Öls oder des Opiums und zwar in verschiednen Sorten, welche hauptsächlich nach Farbe der Blüten und Samen unterschieden werden und als Schließ-, Kopf- oder Dreschmohn, dessen Kapseln geschlossen bleiben, und Schüttel- oder Schüttmohn, bei welchem zur Reifezeit die Löcher unter der Kapsel sich öffnen und der Samen ausfallen kann oder ausgeschüttelt wird, Abarten, welche deshalb in zugiger Lage nicht gebaut werden können. Da das Mohnöl gutes Speiseöl ist, so notiert der M. stets um einige Prozente höher, als die Rapsarten (s. d.).
1 hl wiegt 58 kg, 1 kg enthält 2 Mill. Körner, Der Saatbedarf ist 4-8 kg pro ha, die Anbaufläche in Deutschland nur 6333 ha, der Ertrag 13-20 hl, meist aber nicht viel über 16 hl, nebst 20-28 m. Ztr. Stroh, welches nur zum Verbrennen tauglich ist und von den Bäckern gern gekauft wird. Der M. gedeiht am besten in leichten und mittleren Bodenarten, nach gedüngten Vorfrüchten (Hackfrucht besonders) und bei bester Bearbeitung, in Reihensaat, mehrfach behackt und nachdem verdünnt. Er leidet von Krankheiten nur wenig (durch einen Schimmelpilz), aber viel durch Vögel (Krähen, Meisen, Spechte besonders), Mäuse, Wind, Regen bei der Ernte und nasse Kälte, die Maden des Weißfleckrüßlers und des Mohnwurzelrüßlers, Engerlinge, Schnecken, verschiedne Blattläuse, Kohleulen und Mohngellenmücken. Geerntet wird der M. im August und September, in Bündeln gebunden und zur Trockne in Puppen aufgestellt, ausgeschüttelt sofort in Kufen oder
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auf Tüchern oder erst später gedroschen. Bei feuchtem Wetter wächst er leicht aus, bei starkem Wind fällt viel Samen aus. Manche schneiden deshalb auch auf dem Felde die Köpfe ab. Die Samenzüchter verkaufen den Zentner blauen geschlossenen M. mit 37-60, weißen mit 45 bis 70 Mk. und grauen bis 70 Mk. -
Zur Opiumgewinnung werden die noch grünen Kapseln horizontal geritzt, der ausquellende weißliche Saft wird an der Luft bräunlich und teigartig und täglich früh abgeschabt und gesammelt. Das beste Opium kommt aus Kleinasien und zwar von dunkelsamigen Sorten, P. nigrum DC.; in Deutschland ist die Gewinnung unbedeutend, die Qualität den andern Ländern zwar nicht viel nachstehend, aber der Ertrag zu gering - höchstens 10800 g pro ha, Riesenmohn bis 8 kg, meist nur 1-2 kg à 60 Mk.; Arbeitslohn 240 Mk. und mehr. Der durchschnittliche Preis des M. ist jetzt 50-59 Mk., selten, in kleinen Quantitäten zu offizinellen Zwecken, 80-110 Mk. für 100 kg.
Der weiße M. blüht weiß, bringt weißlichen Samen und ist zum pharmazeutischen Gebrauch vorgeschrieben. Der schwarze M. blüht rosa und hat schwärzliche oder blaugraue Samen. Im Ölgehalt sind beide Sorten nicht verschieden; sie haben dessen bis zu 60%. Beim kalten Pressen erhält man davon etwa 40%, von mildem und angenehmem Geschmack, als Speiseöl dienlich; warmes Pressen bringt noch etwa weitere 10% aus, aber dieses Produkt hat einen ranzigen Beigeschmack und ist nur zu Firnissen und zum Seifekochen dienlich.
Auch das Speiseöl nimmt leicht von fremden Stoffen Beigeschmack an, daher beim Auspressen strenge Reinlichkeit zu beobachten ist. Das Öl ist blaßgelb, dünnflüssig und gehört zu den trocknenden Ölen, wird daher auch zu Malereien und feineren Anstrichen verwendet, besonders zum Verreiben mit helleren Farben, die es weniger verändert als das dunklere Leinöl. Es trocknet langsamer als dieses, wird aber durch längeres Lagern trocknender und zugleich heller.
Kochen mit Bleiglätte bewirkt dieselbe Änderung sogleich. Als Speiseöl kommt Mohnöl erster Sorte dem Baumöl sehr nahe und steht wenigstens gleich mit Sesamöl, Nußöl u. dgl. Es vertreten sich daher auch diese Öle häufig, je nachdem es die Preisverhältnisse mit sich bringen. Wenn die Mohnbauern knappe Ernten haben und mit dem Preise aufschlagen, so kommen sie denen des Baumöls nahe und übersteigen die des Sesamöls, und es wird dann, wo Mohnöl nicht unbedingt nötig ist, statt dessen das des Sesams verwendet. Im Ölhandel wird Mohnöl gewöhnlich mit 63-69 Mk. der Zentner notiert.
In der Pharmazie dient reines Mohnöl zur Bereitung von Emulsionen, ebenso die weißen Samen, welche mit Wasser klar gerieben und durchgeseiht die kühlende und beruhigende Mohnmilch geben. Außerdem werden auch die unreifen Mohnköpfe, wenn sie die Größe von Wallnüssen haben, zum Apothekengebrauch abgenommen und getrocknet. Man benutzt sie äußerlich zu schmerzstillenden Umschlägen, einen wässerig-weingeistigen Auszug daraus, mit Zucker versetzt und eingedickt, als Syrupus Diacodii innerlich als narkotisches Mittel. - Zollfrei. Mohnöl Nr. 26 a 1 bzw. 2 des Tarifs. Mohnsyrup Nr. 25 p 1.