Mören
[* 1] (griech. Moirai, bekannter unter dem lat.
Namen Parcae,
Parzen), in der alten
Mythologie die Schicksalsgöttinnen,
die jedem sein
Geschick zuteilen. Bei
Homer ist
Moira das personifizierte Verhängnis, welches dem
Menschen von seiner
Geburt
an nach dem Ratschluß der
Götter beschieden ist. Hesiod kennt der Mören
drei:
Klotho
(Spinnerin),
[* 2] welche den Lebensfaden spinnt,
Lachesis (Erlosung), welche seine
Länge bestimmt,
Atropos (die Unabwendbare), welche ihn abschneidet.
Ihre
Abstammung ist eine doppelte, insofern sie mit den
Keren Töchter der
Nacht sind, dunkle, unerforschliche Schicksalsmächte,
die den
Menschen
Gutes und
Böses geben, und dann Töchter des
Zeus
[* 3] und der
Themis, als welche sie teil an der Bestimmung der
menschlichen
Schicksale haben. Im übrigen ist ihre Auffassung bei den verschiedenen Dichtern eine verschiedene
und schwankende. Besonders ihr Machtverhältnis
[* 1]
^[Abb.: Die Mören
(Parzen).
Relief in
Tegel.]
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zu Zeus ist nicht genau fixiert: bald sind sie von seinem Willen abhängig, bald stehen sie über ihm. In der antiken Kunst
wurden die Mören
anfänglich nur mit dem Zepter als Zeichen der Herrschaft (so auf dem archaisierenden Altar
[* 5] des Louvre), später
mit allerlei allegorischen Symbolen ausgestattet. In der Regel erscheint die Klotho als spinnend, die Lachesis
als das Geschick am Globus bezeichnend, die Atropos spinnend. Lachesis findet sich auch schreibend oder mit einer Rolle, Atropos
die Stunde an einer Sonnenuhr
[* 6] zeigend oder die Wage
[* 7] haltend. Eine der schönsten Darstellungen enthält das Humboldtsche Parzenrelief
in Tegel (s. Abbildung, S. 801).
Vgl. Lehrs, Populäre Aufsätze aus dem Altertum (2. Aufl., Leipz. 1875).