Mittnacht,
Herm., Freiherr von, württemb. Minister, geb. in Stuttgart, studierte in Tübingen und Heidelberg die Rechte und trat 1849 in den württemb. Justizdienst, in welchem er als Staatsanwalt, Stadtgerichtsvorstand in Stuttgart sowie als Obertribunalsrat und Mitglied des Oberhandelsgerichts thätig war. 1861 in die württemb. Abgeordnetenkammer gewählt, errang er sich an der Spitze der konservativen Partei rasch eine hervorragende Stellung. Mittnacht war 1867 Mitglied der Bundesliquidationskommission in Frankfurt a.M. und trat im April desselben Jahres als Justizminister in das Ministerium Varnbüler. Er führte eine neue Gerichtsorganisation und Prozeßreform durch und beteiligte sich 1870 in wesentlich fördernder Weise an den Verhandlungen in München und Versailles, die der Gründung des Deutschen Reichs und später dem Abschluß der Friedenspräliminarien vorangingen.
Seit dem Rücktritt von Varnbülers im Äug. 1870 das Haupt der Regierung, übernahm Mittnacht im Nov. 1873 auch das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (mit den Verkehrsanstalten) und des königl. Hauses und wurde 1876 Ministerpräsident. Auch war Mittnacht Mitglied des Zollparlaments, wo er der partikularistisch-konservativen Partei angehörte, und ist seit Gründung des Deutschen Reichs Mitglied des Bundesrats. Das Justizministerium gab er 1878 ab. 1887 wurde er in den erblichen Freiherrenstand erhoben.