im untern Teil, der
Frienisberg und die Winigenberge mit der
Lueg und dem Oberbühlknubel. Westl. von der
Aare erheben sich
als Ausläufer der Stockhornkette die
Scheibe (2166 m), der
Ochsen (2190 m),
Ganterist (2177 m) und Gurnigel (1550 m), dann
Giebelegg (1131 m),
Bütschelegg (1058 m),
Längenberg und
Gurten (861 m). Westl. vom
Schwarzwasser finden
wir die Höhen von
Guggisberg mit dem Guggershörnli (1283 m) und der
Pfeife (1668 m), sowie zwischen
Aare und
Gürbe den inselförmig
aufragenden
Belpberg (895 m).
Der Hauptfluss ist die
Aare, die von
Thun an in ruhigem
Lauf die mittelländische Thalebene durchzieht, in tiefeingeschnittenem
Bett die Stadt
Bern umfliesst, dann mit eigenartigen
Serpentinen und oft mit hohen Steilufern sich nach
W. wendet und da, wo die
Saane in sie mündet, das Mittelland verlässt. Sie erhält von rechts: die Rotachen, die
Kiesen mit
dem
Diesbach, die Worblen, die
Emme mit der
Urtenen und dem
Limpach und endlich die Oesch;
Das Mittelland umfasst folgende 7 Amtsbezirke:Konolfingen (mit 31 Gemeinden und 10 Pfarreien),
Seftigen
(mit 27 Gemeinden und 8 Pfarreien),
Schwarzenburg (mit je 4 Gemeinden und Pfarreien),
Laupen (mit 11 Gemeinden und 5 Pfarreien),
Bern
(mit 12 Gemeinden und 11 Pfarreien),
Fraubrunnen (mit 28 Gemeinden und 6 Pfarreien) und
Burgdorf (mit 25 Gemeinden und 9 Pfarreien).
Zusammen 138 Einwohnergemeinden und 53 Kirchgemeinden. (Der von einigen geographischen Publikationen
dem
Oberaargau zugerechnete
Amtsbezirk Burgdorf wird in allen offiziellen Berichten dem Mittelland zugeteilt). 203802 Ew.,
wovon 194790 Reformierte, 7870 Katholiken und 1142 anderer Konfession; 197790 Ew. deutscher, 3694 französischer, 1548 italienischer
und 770 anderer Zunge.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Das Gesamtareal von 120280
ha verteilt sich wie folgt:
Das Ackerland verteilt sich auf 16741 ha Getreide, 8562 ha Hackfrüchte, 26657 ha Kunstfutter und 1166 ha
übrige Kulturpflanzen (zusammen 53126 ha).
Die letzte Obstbauzählung hat folgende Zahlen ergeben: Obstbauareal 73500 ha mit 446599 Apfelbäumen, 124334 Birnbäumen, 192575
Kirschbäumen, 112985 Zwetschgen- und Pflaumenbäumen, 17747
Nussbäumen, 30571 Spalieren und 1407 Quittenbäumen. Im Ganzen
also 926218 Obstbäume.
In den letzten zehn Jahren ist im bernischenMittelland für Verbesserung und rationellere Behandlung
des
Bodens sehr viel getan worden, wobei namentlich die zahlreichen landwirtschaftlichen Vereine, deren das Mittelland 43 zählt,
sowie die landwirtschaftliche Schule Rütti mit ihren Versuchen und Wandervorträgen beigetragen haben. Seine Fruchtbarkeit
verdankt der Boden zum grossen Teil dem Glazialschutt (sandige Tone), mit welchem der Molasseuntergrund
(Mergel, harte Sandsteine oder Nagelfluh) reichlich überführt ist. Infolge der im letzten Dezennium fast immer hohen Viehpreise
ist auch der Viehzucht gewaltige Aufmerksamkeit geschenkt worden. Die Statistik zeigt folgende Zahlen:
1808
1825
1859
1886
1901
Rindvieh
37704
44031
51547
75712
92550
Pferde
8523
9781
8680
9667
12098
Schweine
20747
18238
23719
31200
45908
Schafe
31897
40690
31875
21603
10177
Ziegen
5501
8141
18061
18901
15422
Der Milchertrag wird zum grössten Teil in Käsereien verarbeitet, deren das Mittelland
etwa 250 aufweist. Aus der Umgebung
von Bern
wird die Milch in die Stadt geführt. In
Stalden bei
Konolfingen besteht eine Milchsiederei.
Das Mittelland hat 1824 gewerbliche Betriebe mit etwa 13700 Arbeitern; dazu gehören 8 Bierbrauereien, 5 Zigarrenfabriken, 24 Maschinen-
und Konstruktionswerkstätten, 16 Teigwarenfabriken, 16 Sägereien und Holzbearbeitungswerkstätten, 24 Webereien und
Spinnereien, 5 Bausteinfabriken
und viele andere Etablissemente.
Zum Stadtgebiet Bern
gehörten ursprünglich nur die 4
KirchspieleMuri,
Vechigen,
Stettlen undBolligen. 1324 erwarb
Bern
das Amt
Laupen, sowie 1386 und 1388 nach dem
Sempacher- und Freiburgerkrieg die beiden Landgerichte
Seftigen und
Sternenberg
(Neuenegg). Durch Kauf kamen dann 1406 auch die Landgerichte
Konolfingen und
Zollikofen an Bern.
1514 folgte die Erwerbung von
Landshut,
nach der Reformation von 1528 die Annexion der verschiedenen geistlichen Stiftungen und endlich 1729
Köniz,
das bis dahin dem Deutschritterorden gehört hatte.
(Schweizerisches) auch etwa SchweizerischeHochebene, französisch
Plateau Suisse. Mit diesem Namen bezeichnet
man das grosse Dreieck, das zwischen dem
Jura und den
Alpen liegt und von Genf
bis zum
Bodensee reicht. Die Länge des Dreiecks beträgt
rund 300 km, die Basis 60-70 km. Der Flächeninhalt ist 12900 km2, d. h. 31% der Fläche der
Schweiz.
Die Grenzen sind durch die Natur ziemlich einheitlich und scharf gegeben. Am bestimmtesten verläuft die geologische Abgrenzung.
Gegen den
Jura hin bildet diese fast eine gerade Linie (vergl. die geologische Karte zum Artikel
«Alpen»),
die von WSW. nach ONO. verläuft und von Gex nach dem
Neuenburger- und
Bielersee, dann über Solothurn
und Aarau
nach
Wettingen zieht. Hier
bildet der Sporn der
Lägern einen starken Vorsprung nach O., worauf das Mittelland bis an den
Rhein bei Schaffhausen
nach N. greift und
amBodensee endigt, der fast völlig quer zu ihm liegt. Die geologische Grenze gegen die
Alpen ist nicht
weniger scharf; es ist die Abgrenzung gegen das Eocän und zugleich die
Scheide zwischen den marinen Ablagerungen des alpinen
Gebietes und den Süsswasser-, Brackwasser- und Landbildungen des
Mittellandes.
Diese Grenzlinie verläuft nicht in einer Geraden, sondern bildet 5 charakteristische flache
Bogen: ^[berichtigt.] 1.
Vevey-Bulle;
alle gehen dann ungefähr quer über die ganze Breite desMittellandes und gliedern es so durch
ihre grossen Querthäler.
Die orographische Abgrenzung des
Mittellandes ist z. T. etwas schwankend. Gegen den
Jura zwar wird man sich überall an die
geologische Grenze halten können, während gegen die
Alpen die Abgrenzung wegen der sogenannten
Voralpen unsicher ist. Bei
dem 1. und 2. der eben erwähnten
Bogen hält man sich meistens noch an die geologische Grenze; aber viele
Leute rechnen dann
Napf,
Rigi,
Rossberg,
Zugerberg, Hohe
Ronen,
Etzel,
Hirzli,
Speer,
Kreuzegg,
Gäbris zu den
Voralpen und ziehen die
Grenze des
Mittellandes nördl. von diesen Gipfeln. Im Nachfolgenden wird vielfach die geologische Abgrenzung als die
natürlichere und schärfere herbeigezogen werden müssen.
die Zahlen am Alpenrande. Da finden wir den Jorat mit 932 m, Gibloux 1212 m, Giebelegg bei Schwarzenburg
1130 m, Napf 1411 m, Rigi 1800 m, Speer 1956 m,
Gäbris 1253 m. Gegen die Alpen hin hebt sich also das Mittelland von 1000 m bis zu fast 2000 m, und zwar
liegen die höhern Partien des Alpenrandes (Rigi-Speer) im östl. Abschnitt. Zieht man von den höchsten südl. Teilen des
Mittellandes Profile quer über seine ganze Breite, wie z. B. Jorat-Orbe, Schwarzenburg-Neuenstadt, Napf-Solothurn, Rigi-Brugg,
Speer-Schaffhausen, Gäbris-Aach, so findet man im W. ein Gefälle von 17-24‰, in der Mitte von 30‰ und
im O. von 15-20‰. Viel geringer ist natürlich die Neigung der grossen Querthäler, weil diese beim Austritt aus den Alpen
schon tief in das Mittelland eingeschnitten sind. Da findet man auf der Strecke Thun-Bielersee 2,1‰, Luzern-Brugg 2,0‰
und Zürich-Baden 1,71‰.
Geologie.
A. Stratigraphie.
Geologisch gesprochen bildet das Mittelland eine grosse Mulde zwischen Jura und Alpen und enthält deswegen
durchwegs jüngere Gesteine als die beiden andern Gebiete. Die letzten Ablagerungen im Jura sind diejenigen des Eocän, nämlich
die Bohnerze und Bohnerztone, Bolus, Huppererde etc. Funde von Knochen von Landtieren (Egerkingen) zeigen, dass damals der
Jura ein Festland gewesen ist. In den Alpen sind ebenfalls die Eocänschichten die jüngsten; aber da treffen
wir lauter marine Schichten, die in Meeren von mittlerer Tiefe gebildet worden sind, wie die Mergel und Kalksteine des Flysch,
Nummulitenkalke, Korallen etc.
Anders im Mittelland. Hier treten nirgends eocäne Bildungen zu Tage. Wenn solche vorhanden sind, so liegen
sie tief begraben unter dem mächtigen Komplex von Bildungen der Miocänzeit, die nur im Mittelland, dagegen nicht im Alpen-
und Juragebiet auftreten. Die miocänen Ablagerungen werden speziell für die Schweiz am einfachsten eingeteilt in a. untere
Süsswassermolasse, b. marine Molasse und c. obere Süsswassermolasse.
a.Die untereSüsswassermolasse tritt in der W.-Schweiz in grossen Flächen zu Tage, z. B. in Waadt,
Freiburg,
im
Berner
Mittelland. In der O.-Schweiz findet man sie nur in schmalen Streifen am N.-Saum der Alpen entblösst; doch geht sie unter der
ganzen Mulde durch und kommt am Jurarand (Rhein) stellenweise wieder zum Vorschein. Der unterste, älteste Teil
ist die sogenannte rote Molasse oder das Aquitanien mit roten oder bunten Mergeln, die eine Mächtigkeit bis auf 300 m erreichen
können.
Darüber folgt die graue Molasse oder das Burdigalien. Diese besteht aus grauen Sandsteinen, wie sie bei Lausanne,
Luzern,
Altstätten, St. Margrethen
zu finden sind. Zwischen die Sandsteinbänke eingelagert trifft man, leider immer nur in kleiner Ausdehnung,
Schichten von Braunkohle, wie sie z. B. in der Gegend von Lausanne
vielfach ausgebeutet wurde. Gegen die Alpen hin schieben sich zwischen
die Sandsteine mehr und mehr auch Nagelfluhbänke ein, die zuletzt vorherrschend werden. Die graue Molasse erreicht eine
Mächtigkeit bis zu 1000 m. An Pflanzen- und Tierresten sind die Sandsteine und namentlich die Mergel
ziemlich reich; bekannt sind bis jetzt etwa 240 Pflanzenarten, darunter zahlreiche Palmen, Feigenbäume, Zimtbäume etc.,
also viele Gewächse, die auf tropisches oder subtropisches Klima hinweisen.
b. Die marine Molasse oder das Helvétien tritt ebenfalls in der W.-Schweiz in breiten Flächen zu Tage,
so im Mont Jorat, im Kanton Freiburg,
in Bern
in der Gegend von Münsingen und Ostermundigen, im südl. Aargau
bei Zofingen, Lenzburg,
Othmarsingen, Würenlos. Sie
bildet ferner einen schmalen Streifen am Alpenrand vom Entlebuch
über Luzern-Gubel(Zug)
nach Bäch-Wollerau-Bolligen (am obern Zürichsee)
und erstreckt sich bis nach Rorschach.
Am Jurarand bestehen die Schichten des Helvétien meistens aus sog. Muschelsandstein,
einer Strandbildung, die oft zum grössten Teil aus Trümmern von Muschelschalen etc. besteht. Da diese Trümmer fest verkittet
sind, so liefert der Muschelsandstein einen trefflichen Baustein, der in vielen Steinbrüchen ausgebeutet wird. Gegen die
Mitte und gegen den Alpenrand geht der Muschelsandstein allmählig in einen feinkörnigen Sandstein von
grauer, grünlicher, blaugrauer Farbe über,
¶
mehr
der ebenfalls einen guten Baustein liefert und dem die «Sandsteinstädte»
Lausanne,
Bern,
Luzern,
Zürich
ihre reiche Architektur verdanken. Die Mächtigkeit der marinen Molasse ist in den Randgebieten nicht sehr gross, kann aber
in den mittlern Teilen bis auf 800 m anschwellen. Von Versteinerungen sind darin bis jetzt gefunden worden: 228 Arten
Muscheln, wie z. B. Tapes helvetica, Ostrea edulis und O. crassissima;
ferner 203 Arten Schnecken, wie z. B. Turritella turris,Conus;
sodann 14 Arten Haifische etc.
c. Die obere Süsswassermolasse erreicht im Maximum ebenfalls etwa 800 m Mächtigkeit. Sie tritt namentlich vom Napf an nach
NO. in immer breiterer Zone auf (so zwischen Reuss und Hallwilersee und von Zug
bis Baden)
und bildet fast den ganzen Kanton Zürich,
in St. Gallen
das Gebiet nördl. von der Linie Wattwil-St. Gallen, den ganzen Thurgau
etc. Die Gesteine dieser Stufe sind graue oder gelbliche
Sandsteine, die fast immer tonhaltig, darum auch nicht wetterbeständig und als Bausteine nicht brauchbar
sind. Nach S. gehen die Sandsteine mehr und mehr in Nagelfluh über, welche die höhern Molasseberge (Napf, Rigi, Rossberg,
Speer etc.) zusammensetzt (wahrscheinlich gehört ein Teil dieser Nagelfluh zur untern Süsswassermolasse; die Trennung
lässt sich aber gerade bei der Nagelfluh nicht immer durchführen).
Zwischen den Sandstein- und Nagelfluhschichten findet man auch in dieser Stufe Mergel, meist gelb oder
mit roten Flecken. An einzelnen Stellen liegt auch etwa Süsswasserkalk, der zum Kalkbrennen gebraucht wird. Ebenso kommen
auch die Braunkohlen der obern Süsswassermolasse nur ganz lokal beschränkt vor, z. B. in Elgg (ausgebeutet), Käpfnach etc.
Gerade aus den Kohlen und den Kohlenmergeln stammen die meisten Pflanzen- und Tierreste. Man kennt daraus
etwa 390 Pflanzenarten, die eine Flora von annähernd demselben Gesamtcharakter darstellen, wie ihn die heutige noch zeigt.
Die Palmen und Feigenbäume der untern Süsswassermolasse verschwinden mehr und mehr, und an ihre Stelle treten Lorbeer,
Zypressen, immergrüne Eichen, Ahorn, Pappeln etc. Unter der Tierwelt treffen wir neben zahlreichen Insekten 13 Arten
Dickhäuter und 10 Arten Wiederkäuer.
Die Pliocänzeit hat im ganzen Mittelland keine Ablagerungen geliefert; sie war hier eine Zeit der Erosion, d. h. der Thalbildung.
B. Entstehung dieser Schichten.
Das Mittelland bildet also eine grosse Mulde zwischen Jura und Alpen. Nachdem der Jura schon zu Beginn der
Eocänzeit als ein flaches Tafelland aus dem Meer aufgetaucht war, begann gegen Ende des Eocän auch die Faltung der Alpen.
Diese Bewegung setzte im S. ein, so dass die südlichsten Falten (Ketten) die ältesten sind. Allmählig hob sich dann
im N. eine Falte nach der andern bis zur Grenze der Molasse. Zwischen Jura und Alpen blieb zunächst eine Wasserfläche,
die
abwechselnd bald ein Süsswassersee, bald ein Meeresarm war.
Sobald aber Alpen und Jura sich über Wasser gehoben hatten, begann auch die Abtragung. Zwar brachten die Bäche vom Jura her
nur wenig Material; lokal findet man hie und da Ablagerungen, die nur aus Jurageröllen bestehen (Jura-Nagelfluh). Um so bedeutender
waren die Geröllmassen, die von den Alpenflüssen herbeigeführt wurden. Allgemein findet man am Alpenrande vorherrschend
Nagelfluh. Es lassen sich deutlich 4 Hauptnagelfluhmassen erkennen: 1. Vevey-Palézieux, 2. Napf, 3. Rigi-Rossberg-HoheRonen. 4. Speer-Hörnli-Gäbris.
Diese entsprechen heute noch z. T. den grossen Querthälern der Rhone, Aare, Reuss, Linth-Rhein und sind also wohl die Deltaablagerungen
dieser alten Flüsse in den Molassesee. Es ist einleuchtend, dass im Mündungsgebiet eines solchen Stromes während aller 3 Abschnitte
der Miocänzeit grobes Geröll (bis ½ m3 gross) abgelagert wurde. Die Nagelfluh greift somit in alle
drei Stufen des Miocän ein, lässt sich aber wegen Mangels an Petrefakten nicht gliedern. Ihre Korngrösse nimmt im allgemeinen
vom Alpenrand nach NNW. allmählig ab. Am Speer sind die Gerölle über kopfgross, am Hörnli faustgross, am Schauenberg nuss-
bis eigross.
Dazwischen schalten sich immer mehr Sandsteinbänke ein, bis dann schliesslich (z. B. am Irchel) nur noch
Sandstein und Mergel vorkommen. Diese Abnahme der Korngrösse mit wachsender Entfernung von den Alpen ist der beste Beweis
für die Herkunft des Materials aus diesem Gebirge. Dass man am gleichen Ort Wechsellagerung von Nagelfluh und Sandstein treffen
kann, rührt vom verschiedenen Wasserstand eines Flusses her: bei Hochwasser brachte er an die betreffende
Stelle grobes Geröll, bei Niederwasser dagegen nur Sand und Schlamm.
Wenn nun aber auch die Herkunft der Gerölle aus den Alpen im allgemeinen sicher ist, so war man doch in vielen Fällen über
die genauere Heimat derselben im Zweifel. Die in einem Flussgebiet des Mittellandes auftretende Felsart
findet man nämlich heute im alpinen Einzugsgebiet des gleichen Flusses oft nicht wieder, sondern z. B. erst weiter im Osten
(Vorarlberg, Tirol) oder am S.-Abhang der Alpen (Lugano). Der erstere Fall erklärt sich durch einen grossen Strom, der zur
Miocänzeit von O. nach W. floss und einen grossen Teil der Gerölle im Gebiet des Gäbris etc. gebracht
hat.
Wenn man am N.-Fuss der Alpen aber Gerölle findet, die von deren jetzigem S.-Abhang stammen, so lässt sich das dadurch erklären,
dass die Hauptwasserscheide der Alpen einst viel weiter südlich lag. Die südlichsten Ketten waren als
die ältesten früher bedeutend höher, sind aber durch die Erosion, die am S. Abhang wegen des grössern Gefälles energischer
wirkt, viel stärker abgetragen worden, wobei sich auch die Wasserscheide durch Rückwärtseinschneiden der südl. Flüsse
nach N. verschob. Damit stimmt auch ganz gut,
¶