von 503 km nur 15 m, so daß also hier auf das
Kilometer kaum 30
mmGefälle kommen, die sich auf der letzten, 150 km langen
Strecke auf 20
mm verringern. Trotz dieses sehr geringen
Gefälles behält der Mississippi bis zu seiner Mündung eine große
Geschwindigkeit
bei und stürzt sich namentlich bei
Hochwasser mit ungemeiner Rapidität in den
Golf hinaus. Die mittlere
Geschwindigkeit seines
Laufs beim höchsten Wasserstand beträgt auf der
Strecke vom
Ohio bis zum
Arkansas 1,87, von da bis zum
Red River 1,84, von da bis
Bayou la Fourche 1,8, und von da bis zum Anfang der Gabelspaltung 1,76
m auf die
Sekunde, so daß sie sich also ziemlich gleichbleibt.
Erst in den Mündungsarmen nimmt sie beträchtlich ab, ist aber bei
Hochwasser auch da verhältnismäßig noch groß genug,
indem sie noch an 1,22 m in der
Sekunde beträgt, während bei niedrigem Wasserstand und zur Zeit der
Flut oft
ein Gegenstrom vom
Meer in die
Arme hinaufgeht. Die große
Geschwindigkeit des
Laufs des Mississippi bei so geringem
Gefälle erklärt
sich, wenigstens zum Teil, aus der verhältnismäßig großen
Enge und Tiefe seines
Bettes, worin seine gewaltigen Wassermassen
zusammengepreßt übereinander hingleiten.
Bei mittlerm Wasserstand
ist er auf der
Strecke vomOhio bis zum
Arkansas etwa 1370 m breit und nimmt von
da bis zur Gabelteilung in der
Nähe seiner Mündung allmählich an
Breite
[* 3] bis auf die Hälfte ab. Unterhalb des
Arkansasist er
1220, in der obern Hälfte des
Delta
[* 4] nur 920 und unterhalb
New Orleans nur 750 m breit. Erst bei der Gabelteilung
und an den äußersten
Enden seiner
Pässe erweitert er sich zu einer
Breite von 2100-2400 m. Diese Breitenverhältnisse sind
bei einem so langen und wasserreichen
Strom sehr unbedeutend; je geringer aber die
Breite des Mississippi, desto größer ist seine
Tiefe.
Schon gleich unterhalb der Ohiomündung beträgt dieselbe bei
Hochwasser in den tiefsten
Rinnsalen 27 m,
welche Tiefe der
Strom auf eine
Strecke von 1755 km beibehält und in seinem
Delta noch vermehrt.
Gleich beim Anfang des letztern
unterhalb der Mündung des
Red Riverist er 30 m, bei
New Orleans und der Gabelteilung 36, stellenweise sogar 45 m
tief. Weniger tief sind die
Pässe, durchschnittlich 12 m; nur der Südwestpaß ist 15 m tief.
Hart an den Mündungen dieser
Pässe sind
Sandbänke (bars) aufgehäuft, die auf ihrem
Kamm kaum eine Tiefe von 3-4 m haben; indes ist es (1876-79) durch
Anlage von
Buhnen gelungen, den Südpaß auf 9 m zu vertiefen.
Der Mississippi schwillt in seinen zahlreichen
Adern in verschiedener
Weise und zu verschiedenen
Zeiten an, weil
Winter-,
Frühlings- und
Sommerregen in dem weiten Gebiet zu verschiedenen
Zeiten eintreten. Die westlichen Nebenflüsse kommen aus hohen
Gebirgen,
wo der
Schnee
[* 5] erst zu Anfang Juni schmilzt, die östlichen dagegen von niedrigern Höhenzügen, die schon
im März schneefrei werden. Im allgemeinen aber zeigt der Mississippi in seinem
Laufe von der Ohiomündung bis zum
Meer nur ein einmaliges
Anschwellen und ein einmaliges
Fallen
[* 6] im Jahr.
SiebenMonate hindurch, von Ende
Dezember bis Ende Juli, steht er über seiner mittlere
Höhe, die übrigen
fünf
Monate unter derselben. Der Unterschied zwischen hohem und niedrigem Wasserstand beträgt bei St.
Paul 6,4, bei St.
Louis
12,8, bei
Cairo 15 und bei
New Orleans 6 m. Selbst die stärksten
Deiche am Mississippi erfüllen ihren
Zweck, das Land gegen
Überschwemmung
zu schützen, noch keineswegs, denn sie sind insgesamt weit niedriger und schwächer als die Wasserbauten
am
Rhein, am
Po und an der
Weichsel.
Wie wichtig aber eine genügende Eindeichung des
Stroms ist, geht daraus hervor, daß das jetzt noch wüste und versumpfte
Alluvialland vom
Ohio bis zum
Red River einen Flächenraum von etwa 50,000 qkm einnimmt, wovon der größte
Teil kulturfähig zu machen ist, und daß der
Schade, den eine einzige
Überschwemmung, wie die große von 1858, in den Anpflanzungen
am untern Mississippi anzurichten pflegt, nur um wenige
Millionen niedriger veranschlagt wird als die
Kosten der Eindeichungen, die 7 Mill.
Dollar betrugen sollen. Sehr umfassende Regulierungsarbeiten hat neuerdings der
IngenieurHuntingdon (1884)
vorgeschlagen.
Was die
Schiffahrt auf dem Mississippi anlangt, so wird dieselbe nicht bloß durch
Wirbel und Gegenströmungen, sondern auch durch losgerissene
Uferstücke und Baumstämme (snags), die im Schlamm stecken, sehr erschwert. Segelschiffe brauchen oft 5-30
Tage zur
Bergfahrt
von der Mündung des
Flusses bisNew Orleans, während sie bei günstigem
Winde
[* 7] die
Thalfahrt auf dieser
Strecke oft in 12
Stunden machen. Gegenwärtig wird der
Fluß aufwärts fast nur noch mit
Dampfbooten befahren; abwärts bedient
man sich außerdem, besonders zum
Transport der Landesprodukte, großer Flachboote (arks), die aber nicht wieder aufwärts
gehen. Das erste
Dampfboot für den Mississippi wurde 1811 zu
Pittsburg gebaut; gegenwärtig beträgt die Zahl der
den und seine Nebenflüsse regelmäßig befahrenden
Dampfboote 1149 mit 232,000
Ton.
Gehalt (darunter einzelne von 1000-1800
Ton.).
Vgl. Humphrey und
Abbot,
Physics and hydraulics of the MississippiRiver (Philad. 1861);
(abgekürzt
Miss.), einer der südlichen
Staaten der nordamerikan.
Union, liegt zwischen 30° 13'-35° nördl.
Br. und 88° 71'-91° 41' westl. L. v. Gr. und wird
begrenzt gegen O. von
Alabama, gegen S. vom
Golf von
Mexiko
[* 8] und von
Louisiana, gegen W. von
Louisiana, gegen N. von
Tennessee.
Die Oberflächenbeschaffenheit ist ziemlich einförmig. Die
Küste am
Golf von
Mexiko ist ohne guten
Hafen;
eine
Reihe von flachen
Inseln trennt dieselbe vom offenen
Meer.
Ihr zunächst liegt eine sandige
Ebene, in der mit
Cypressen bewachsene
Sümpfe und
Moräste häufig sind, und der sich ausgedehnte
Nadelholzwälder anschließen. Das
Innere des
Staats ist wellenförmig, ja selbst hügelig und besteht
teilweise aus
Prärien, teilweise (wie der als Flat
Woods bekannte Landstrich) aus
Wald. Diese
»Uplands« treten in steilen Uferrändern
(bluffs) dicht an den Mississippi heran, nördlich von
Vicksburg jedoch entfernen sie sich von demselben und umschließen
eine der ergiebigsten Alluvialebenen der
Welt.
Bis jenseit des
Yazoo auf eine
Entfernung von 80 km vom Mississippi erstreckt sich hier das Überschwemmungsgebiet
des
Flusses in einer
Ausdehnung
[* 9] von nahezu 18,000 qkm. Der
Hektar liefert hier 9-12
hlWeizen und 3-5
BallenBaumwolle.
[* 10] Leider sind
die Eindeichungen (levees) während des
Kriegs und seit
Emanzipation der Sklaven vernachlässigt worden, so daß sich
dadurch einst ergiebige Ländereien in beständige
Sümpfe verwandelt haben, in welchen
Alligatoren,
Schlangen
[* 11] und giftige
Insekten
[* 12] hausen. Der
Staat wird von zahlreichen
Flüssen bewässert. Hauptfluß ist der Mississippi, welcher die Westgrenze desselben
vier Breitengrade hindurch bildet, mit seinen bedeutenden Windungen aber eine Grenzlinie von 850 km beschreibt. Seine wichtigsten
Nebenflüsse in Mississippi sind der schiffbare
Yazoo und der gleichfalls schiffbare
Big Black River.
AndreFlüsse
[* 13] sind: der
Pearl River, der
Pascagoula und der obere
Tom.
¶
mehr
bigbee. Das Klima
[* 15] ist zwar im ganzen mild, wechselt aber sehr je nach der Lage. Im S. herrscht während des Sommers eine tropische
Hitze, und man wandelt unter Orangenbäumen, während im N. unsere europäischen Obstsorten gedeihen. Vicksburg hat eine mittlere
Jahrestemperatur von 19,2° C., die aber jährlich an 94 Tagen über 32° C. steigt. Sumpffieber sind während
des Herbstes häufig. Der Landwirt pflügt im Februar, säet sein Korn im März und erntet seinen Winterweizen im Mai.
Übrigens waren 1880 erst 16,6 Proz. des Areals angebaut. An Vieh zählte man 1880: 112,000 Pferde,
[* 21] 130,000
Maultiere, 717,000 Rinder,
[* 22] 288,000 Schafe
[* 23] und 1,152,000 Schweine,
[* 24] gegen die Sklavenzeit eine sehr erhebliche Zunahme. Die Industrie
(1880: 1479 Anstalten mit 5827 Arbeitern) beschränkt sich fast ausschließlich auf Herstellung von Bauholz und Mehl,
[* 25] Fabrikation
von wollenen und baumwollenen Waren und Wagenbau. Der Staat besitzt zwar 151 Seeschiffe von 5952 Ton. Gehalt,
aber sein Haupthandel geht über New Orleans und Mobile.
Die Eisenbahnen hatten 1885 eine Länge von 3090 km. Nach der seit 1870 gültigen Verfassung liegt die gesetzgebende Gewalt in
den Händen eines Senats von 37 und eines Repräsentantenhauses von 115 Mitgliedern. Der Governor sowohl
als die obersten Staatsbeamten und Senatoren werden vom Volk auf vier Jahre gewählt. Die drei Richter des Obergerichts ernennt
der Governor auf neun Jahre, mit Zustimmung des Senats. Gottesleugner können kein öffentliches Amt bekleiden.
Außerdem gibt es 14 Kreisgerichte, und in jeder der 73 Grafschaften werden jährlich vier Gerichtssitzungen
abgehalten. Die Staatseinnahmen beliefen sich 1886 auf 821,442 Dollar, die Ausgaben auf 904,378 Doll. Die Staatsschuld betrug
3,178,694 Doll.; außerdem aber schuldete der Staat 7 Mill. Doll., auf welche seit 1842 keine Zinsen gezahlt worden sind. Wie
sehr der Bürgerkrieg und die Emanzipation der Sklaven dem Wohlstand der Bevölkerung geschadet haben, mag
man daraus ersehen, daß das liegende und bewegliche Eigentum 1860 auf 356 Mill. Doll., 1870 auf nur 209 Mill. Doll., 1880 auf 111 Mill.
Doll. geschätzt wurde.
Indes ist Mississippi nicht von nördlichen Abenteurern ausgeplündert worden wie andre Staaten des Südens, und
wenn auch Zusammenstöße zwischen weißen und schwarzen Bürgern nicht ausgeschlossen sind (wie noch im Dezember 1874 in Vicksburg),
so
haben doch die letztern eine zurückhaltende Stellung beobachtet und bei Besprechung der öffentlichen Verhältnisse im
Senat und Repräsentantenhaus viel Verständnis an den Tag gelegt. Hauptstadt ist Jackson am Pearl River. - 1682 nahm
La Salle von Mississippi im Namen des Königs von FrankreichBesitz, und 1699 erbauten die Franzosen ein Fort an der Bai von Biloxi; 1716 wurde
Natchez gegründet.
Die Indianer (Tschokta, Tschikasa u. a.) traten den neuen Ankömmlingen feindselig entgegen. Mit Ausnahme des südlich
vom 31. Breitengrad gelegenen Teils wurde das Land 1763 von Frankreich an England abgetreten und kam 1783 an
die Union, welche ihm 1798 mit Einschluß von Alabama eine Territorialregierung gab; 1811 ergriff die Union auch von dem südlich
vom 31. Breitengrad gelegenen, eigentlich spanischen Gebiet Besitz. Das gesamte Gebiet wurde darauf 1817 in zwei Teile geteilt,
von denen der östliche Alabama bildete, der westliche aber 1. März d. J. als Staat Mississippi in die Union aufgenommen wurde. Mississippi war einer
der ersten Staaten, welcher sich 1861 der südlichen Konföderation anschloß. Aber bereits eroberten die Unionstruppen
Biloxi, und Vicksburg fiel nach langer Belagerung Am ward Mississippi von neuem
als Staat zur Union zugelassen. S. Karte »Vereinigte Staaten«.