Titel
Miquel
(spr. mikel), 1) Friedrich Anton Wilhelm, Botaniker, geb. zu Neuenhaus in Hannover, studierte seit 1829 zu Groningen Medizin und lieferte noch als Student eine Bearbeitung der niederländischen Kryptogamen, welche als zweite Abteilung von Halls »Flora Belgii septentrionalis« erschien. 1833 nahm er eine Stelle als Hospitalarzt in Amsterdam an, aber schon 1835 wurde er zum Lektor der Botanik an der klinischen Schule in Rotterdam ernannt. 1846 ging er als Professor am Athenaeum illustre nach Amsterdam und widmete sich nun ausschließlich der Botanik, in welcher er sich durch seine »Monographia generis Melocacti« (Bresl. 1841),
die »Genera Cactearum« (Rotterd. 1839),
die »Monographia Cycadearum« (Utrecht 1842),
das »Systema Piperacearum« (Rotterd. 1843-44),
die »Illustrationes Piperacearum« (Bresl. 1844) etc. bereits einen berühmten Namen erworben hatte. Mit Vorliebe bearbeitete er die tropischen Pflanzen und schrieb: »Analecta botanica indica« (Amsterd. 1850-52, 3 Tle.);
»Stirpes surinamenses electae« (Leid. 1850);
»Flora Indiae batavae« (Amsterd. 1855-59, 3 Tle. mit Suppl.),
das Hauptwerk für die Flora des Indischen Archipels.
Als Mitglied der geologischen Kommission der Niederlande schrieb er: »De fossile planten van het kryt in Limborg«. 1859 folgte er einem Ruf als Professor der Botanik nach Utrecht, und 1862 wurde er zum Direktor des Reichsherbariums in Leiden ernannt. Er begann nun zum Teil mit Hilfe tüchtiger Mitarbeiter die bis dahin zu wenig bekannten reichen Schätze dieser Sammlung in den »Annales Musei Lugduno-Batavi« zu bearbeiten und lieferte außerdem »Prodromus systematicus Cycadearum« (Amsterd. 1861);
»Sumatra, seine Pflanzenwelt und deren Erzeugnisse« (Leipz. 1862);
»Choix des plantes rares ou nouvelles cultivées et dessinées dans le jardin botanique de Buitenzorg« (Haag 1863);
»Prolusio florae japonicae« (Amsterd. 1865-67);
»De Palmis Archipelagi indici« (das. 1868);
»Illustrations de la flore de l'Archipel indien« (das. 1870).
Auch bearbeitete er für De Candolles »Prodromus« die Kasuarineen und für die »Flora brasiliensis« acht Familien. Er starb in Utrecht.
2) Johannes, deutscher Staatsmann, geb. zu Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim aus einer französischen Emigrantenfamilie, studierte 1846-49 die Rechte in Heidelberg und Göttingen, ließ sich dann als Anwalt in Göttingen nieder und wurde Wortführer des dortigen Bürgerkollegiums. 1864 zu Münden in die hannöversche Zweite Kammer gewählt, entfaltete er ein ebensosehr durch Sachkenntnis in den Finanzangelegenheiten wie glänzende Beredsamkeit erfolgreiches Wirken. Eine scharfe, aber gerechte Kritik der hannöverschen Verwaltung enthalten seine Schriften: »Das neue hannöversche Finanzgesetz von 1857« (Leipz. 1861) und »Die Ausscheidung des hannöverschen Domanialguts« (das. 1863). Miquel gehörte auch zu den Begründern des Deutschen Nationalvereins wie zu dem Sechsunddreißigerausschuß. 1865 ward er als Bürgermeister von Osnabrück Stüves Nachfolger und als Landrat der städtischen Kurie Mitglied des Osnabrücker Provinziallandtags.
Seit 1867 nationalliberales Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstags, errang er durch seine bedeutende Rednergabe, seine unermüdliche Arbeitskraft, seine vielseitige und doch gründliche Bildung rasch eine hervorragende Stellung. Besonders an der Beratung über die Reform der Verwaltung nahm er Anteil; er war Vorsitzender der großen Justizkommission, welche das neue deutsche Prozeßrecht beriet, und Referent derselben im Reichstag, der am die Justizgesetze annahm.
Zurückhaltender zeigte er sich in den Verhandlungen über die Maigesetze, da seine kirchliche Richtung eine konservative ist. 1869 vom König bei dessen Anwesenheit in Osnabrück zum Oberbürgermeister ernannt, siedelte er 1870 nach Berlin über und trat als juristischer Beirat in die Direktion der Diskontogesellschaft. Im November 1873 gab er diese Stellung wieder auf. Im Herbst 1876 wurde Miquel von neuem zum Oberbürgermeister von Osnabrück erwählt, im Dezember von der juristischen Fakultät der Universität Berlin wegen seiner Verdienste für das deutsche Rechtswesen zum Ehrendoktor krëiert und 1879 zum Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. erwählt. Auch ist er Mitglied des Herrenhauses und des Staatsrats. Nachdem er 1876 sein Reichstagsmandat niedergelegt, ließ er sich 1887 wieder wählen und trat nebst Bennigsen von neuem an die Spitze der nationalliberalen Partei.