Minne
(althochd. minja, minna), ursprünglich s. v. w.
Erinnerung, Gedenken. Die alten
Deutschen pflegten bei festlichen
Gelagen dem Andenken eines Abwesenden
oder einem Gott beim
Opfer einen
Becher
[* 3] zu weihen und nannten dies »Minne
trinken«. Im deutschen
Mittelalter waren es dann vorzugsweise drei
Heilige, denen zu
Ehren Minne
getrunken wurde: der
Evangelist
Johannes, der die
Gefahr
der
Vergiftung abwenden sollte, die heil.
Gertrud, die Nachfolgerin der germanischen
Erd- und Totengöttin,
deren Minne
besonders Scheidende und Reisende tranken (s.
Gesundheittrinken), und die heil.
Walpurgis, in deren
Namen man den
Maitrank
genoß (s.
Maifest).
Bald aber entwickelte sich in
Deutschland
[* 4] für das
Wort Minne
die Bedeutung persönlicher und besonders geschlechtlicher Zuneigung,
während
»Liebe« nur das Erfreuliche,
Angenehme, das Wohlgefallen (im
Gegensatz zu
Leid) bezeichnete.
In den
Liebesliedern des
Mittelalters, bei den
Minnesängern (s. d.), erscheint die als Verehrung der
Frauen auch personifiziert als
Frau Minne.
Später erhielt das
Wort Minne
den Nebensinn des bloß sinnlichen Genusses, so daß es seit etwa 1500 als ein unanständiges
ganz gemieden wurde und außer
Gebrauch kam; erst die Dichter des 18. Jahrh. führten das fast vergessene
Wort in seiner edlen Bedeutung wieder in die Dichtersprache ein.