(lat. mina, griech. mna), altgriech.
Gewicht und zugleich
Münze, der 60. Teil des
Talents und, wie dieses, zu verschiedenen
Zeiten von sehr abweichendem
Werte.
Die
eigentliche griechische Mine von 100
Drachmen war ein
Gewicht von 436,6 g. Als
Geld war die attische Silbermine
= 78,6 Mk. Die Mine Neugriechenlands = 1500
Drachmen = 1½ kg (vgl.
Griechenland,
[* 3] S. 704).
(franz., mittellat. mina, s. v. w.
unterirdischer
Gang,
[* 4]
Erz-, Sprenggrube), im Militärwesen eine verdeckt angebrachte
MengeSprengstoff, die,
von außen her zur
Explosion gebracht, auf ihre Umgebung zerstörend wirken soll. Man unterscheidet Land- und
Seeminen. Bei
Landminen geht von der Erdoberfläche ein
Stollen
(Galerie, Schleppschacht oder
Schacht) zu der
Kammer, d. h. dem
Raum, der die
Ladung aufnimmt; letztere wird durch
Elektrizität
[* 5] oder durch Zündleitungen (Bickfordsche
Zündschnur, vgl.Zündung)
entzündet.
Die
Entzündung erfolgt am Minenherd, dem Anfang der Leitung. Die
Entfernung von der
Ladung bis zum nächsten
Punkte der Erdoberfläche
heißt die kürzeste Widerstandslinie. Die bei der
Explosion ausgeworfene
Erde heißt
Garbe und die dadurch entstandene Öffnung
der Trichter, die
Linie von der Mitte der
Ladung nach einemPunkte des Trichterrandes der Explosionsradius.
Die Trennungs-
(Wirkungs-)
Sphäre reicht so weit, wie das Erdreich an den Trichterwänden aufgelockert ist.
Ist der Trichterhalbmesser gleich der kürzesten Widerstandslinie, so ist die eine einfache oder gewöhnliche,
ist er kleiner,
eine schwache, und
ist er größer, eine stark geladene oder überladene; letztereMine heißt
Druckkugel.
Gewöhnliche Minen, die als Annäherungshindernis höchstens 2-3 m tief eingesenkt werden, und die man springen läßt, wenn
der Angreifer über sie hinweggeht, nennt man Flatterminen;Steinminen (Fougassen) sind so angelegt, daß sie dem vorrückenden
Angreifer eine Steinladung entgegenschleudern. Quetschminen wirken nur unterirdisch, und bei ihrer
Explosion wird kein
Trichter ausgeworfen.
Werden die Minen in nicht standfestem Erdboden ausgeführt, so müssen die
Wände verkleidet werden (Holzbau).
Auch die permanenten Minenanlagen erhalten nachher eine Verkleidung aus
Mauerwerk. -
Schon die Alten wandten bei Belagerungen
unterirdische
Gänge an, um durch Untergraben und durch Verbrennen der hölzernen
Stützen die
Mauern zum Einsturz
zu bringen. So nahmen die
Römer
[* 6] mit Minen
Fidenä 664
v. Chr.,
Veji 393 etc. Der erste, aber mißlungene
Versuch, eine mit
Pulver
geladene Mine zu sprengen, wurde 1487 durch einen genuesischen
Ingenieur vor Sorezanella gemacht; dagegen wurde bei der Belagerung
des
Schlosses dell' Uovo bei
Neapel
[* 7] ein Teil desFelsens, auf dem das
Schloß stand, auf diese
Weise in die
Luft gesprengt.
Die
Türken wendeten Minen sowohl zur
Verteidigung als auch zum
Angriff belagerter
Städte
(Kandia 1667,
Wien
[* 8] 1683) an.
Vauban scheint
zuerst über die Bestimmung der zweckmäßigen
Stärke
[* 9] der Minenladungen gründliche Untersuchungen angestellt zu haben. Im
Feldkrieg werden in der
Regel nur Flatterminen, in neuerer Zeit Bohrminen, d. h. mit
Schießbaumwolle geladene
Bohrlöcher, angewendet. Das eigentliche
Feld eines Minenkriegs aber war bisher das
Glacis einer belagerten
Festung,
[* 10] wo der Angreifer
in den Minentrichtern durch
Krönen derselben sich festsetzt und von hier weitere Minen vortreibt, um durch die
Kontreskarpe
auf die Grabensohle zur
Bresche zu gelangen, oder unter der Grabensohle fortgeht, um in der
Eskarpe durch
Bresch- oder Demolitionsminen eine
Bresche zu erzeugen.
Der Verteidiger bekämpft den Angreifer mit Gegen- oder
Konterminen, welche in der
Regel nach einem bestimmten
System permanent
(ausgemauert) angelegt sind. Das Konterminensystem besteht aus Hauptgalerien, welche von der
Kontreskarpe
ausgehen und hier meist ein Minenvorhaus haben. Von den Hauptgalerien, deren 3-5 vor einem
Bastion liegen, gehen unter
Winkeln
von 45-60° rechts und links Zweigstollen
(Branchen,
Rameaus) ab, die schließlich in
Horchgänge
(Ecouten) auslaufen. In diesen
wird der Angreifer bei seinen
Arbeiten »behorcht«. Sind letztere überirdisch, so wird
er mit
Geschützen bekämpft; sind es Minenarbeiten, so werden Quetschminen gegen
¶
mehr
dieselben angewendet. Der Verteidiger unterhält, um von allen Arbeiten des Feindes im Bereich des Konterminensystems unterrichtet
zu sein, in diesem einen wohlorganisierten Horch- und Meldedienst, damit er rechtzeitig durch Geschützfeuer, Ausfälle oder
Quetschminen den Kampf aufnehmen kann. Er vermeidet das Auswerfen von Minentrichtern, damit sich der Angreifer nicht in denselben
festsetzen oder von ihnen in das Minensystem eindringen könne. Zur Ventilation der Minen wendet man Zentrifugalventilatoren
oder Pump- und Saugapparate mit langen Schläuchen an; doch sind noch keine zuverlässigen Mittel gefunden, um das Forträumen
der Verdämmung nach dem Schuß gefahrlos zu machen.
Der Erdboden ist, namentlich bei Quetschminen, durch die Pulvergase geradezu verpestet, und es kann die
hier eingeatmete Luft die Minenkrankheit erzeugen, nicht selten schnellen Tod herbeiführen. Schon ältere Minensysteme waren
mit Quergalerien zur Herbeiführung einer natürlichen Luftzirkulation versehen. General v. Totleben hat dieses Enveloppensystem
bei der Verteidigung von Sebastopol
[* 12] und bei Neuanlagen wieder angewendet. Neben der Ventilation gewähren
diese Quergalerien den großen Vorteil einer schnellern Kommunikation im ganzen System. Um eroberte Festungswerke der Benutzung
des Feindes zu entziehen, werden unter wichtigen Teilen derselben Demolitionsminen angelegt, die der Verteidiger von rückwärts
liegenden Werken aus springen lassen kann. Derartige Minen werden außerdem zum Zerstören von Brücken,
[* 13] Dämmen, Tunnels etc.
angewendet, und es wird die Minenkammer in der Regel schon beim Neubau angelegt. Palissaden, freistehende
(Eskarpen-) Mauern zerstört man mittels Patronen aus Schießwolle oder Dynamit, die an den Fuß derselben gelegt werden.
Vgl.
»Minieren«, Sonderabdruck aus dem »Handbuch für den allgemeinen Pionierdienst«
(Berl. 1887).