Minas
Geraës (spr. minasch scherāisch), Binnenprovinz des Kaisertums Brasilien, die im N. an Bahia, im O. an Espirito Santo, im S. an Rio de Janeiro und São Paulo, im W. an Goyaz grenzt, mit einem Areal von 574,855 qkm (10,440 QM.). Das Gebiet des Landes wird ganz von dem Hochland des innern Brasilien eingenommen und besteht überwiegend aus sogen. Campos, mit Gras oder niedrigem Buschwald bedeckten Steppen, über denen sich aber bewaldete Bergzüge erheben, welche in der Serra do Espinhaco bis 1800 m ansteigen. Die Provinz ist gut bewässert. Der schiffbare São Francisco durchschneidet sie von S. nach N.; im O. entstehen in ihr die dem Atlantischen Ozean zufließenden Rio Pardo, Rio Jequitinhonha, Mucury und Rio dolce; im W. entspringt der Rio Grande, der, mit dem Paranahyba vereinigt, den Parana bildet. Das Klima ist mäßig warm und gesund, der Boden fruchtbar; die Produkte desselben sind reich und verschiedenartig. Von Mineralien gibt es besonders Gold, dessen Gewinn aber sehr abgenommen hat, Eisen und Diamanten und andre Edelsteine, Blei und Graphit. Die Bevölkerung beträgt (1885) 2,449,010 Seelen (darunter noch 256,000 Sklaven) und besteht zumeist aus Indianern und Negern sowie aus Mischlingen derselben und der Weißen, welch letztere nur spärlich vertreten sind; auch freie Indianer (Botokuden) finden sich noch. Seit 1851 sind auch Deutsche eingewandert (s. Mucury). Hauptbeschäftigung der Einwohner ist Landbau und Viehzucht. Kaffee und Zucker sind die Hauptprodukte des tiefern Landes und der östlichen Waldbezirke, Bohnen, Mais, Mandioka, Kartoffeln und auch Getreide die der Hochebenen. Außerdem werden Tabak, Baumwolle und Reis gewonnen. Die Rindviehzucht ist wichtig, Minaskäse geschätzt. Der Bergbau hat gegen früher sehr abgenommen. Außer Gold (1879: 1824 kg) gewinnt man etwas Eisen. Sehr schwankend ist der Ertrag an Diamanten. Die Industrie ist noch unbedeutend und beschränkt sich fast auf Handstuhlweberei, Sattlerei und Zigarrettenfabrikation. Dem Handel förderlich sind der schiffbare São Francisco und die von Rio de Janeiro und Caravellas immer weiter vordringenden Eisenbahnen. Hauptstadt ist Ouro Preto. - Minas Geraës zog seit der Entdeckung von Gold und Diamanten 1573 Paulisten an, denen später Portugiesen folgten. Diesen Einwanderern setzten indes die Mineiros Widerstand entgegen, der erst 1709 nach mehrjährigen blutigen Kämpfen gebrochen wurde. Auch 1788-92, 1822
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und 1842 erhob sich die Provinz gegen die Zentralregierung. Vgl. Wells, Three thousand miles through Brazil (Lond. 1886); Dent, A year in Brazil (das. 1886).