Milz
(Lien oder Splen), die große Blutdrüse der Wirbeltiere, welche in der linken Seite des Unterleibes im linken Hypochondrium unterhalb der Rippen liegt, nach oben an das Zwerchfell, nach unten an den Grimmdarm und die linke Nebenniere, nach rechts an den Magen [* 2] grenzt. (S. Tafel: Die Baucheingeweide des Menschen II, 8, Bd. 2, S. 499a.) Sie ist halbeiförmig, länglichrund, an der nach außen gekehrten Seite leicht konvex, an der nach innen gerichteten leicht konkav, und hier treten an einem leichten Einschnitte (hilus lienalis) die Blut- und Lymphgefäße in die Drüse.
Die Milz
besitzt beim erwachsenen
Menschen eine Länge von 12, eine
Breite
[* 3] von 8, eine
Dicke von 3 bis 4 cm
und ein Gewicht von 225 g. Mitunter befindet sich an ihrem untern Ende oder an ihrer innern
Fläche noch eine kleinere kirschengroße
Nebenmilz (lien succenturiatus), ja bisweilen werden eine größere Anzahl (bis zu 20) solcher
Nebenmilzen beobachtet. Durch
bandartige
Streifen (Milz
bänder) ist sie an das Zwerchfell und den
Magen angeheftet. Überzogen wird die
Milz
von einer Falte des
Bauchfells, der sog.
Milzkapsel.
Ihr Gewebe
[* 4] ist in verschiedenen Nuancen blaurot bis bräunlichrot und besteht aus einem festen bindegewebigen Gerüstwerk
(stroma), in dessen Maschenräumen das eigentliche Drüsengewebe der Milz
, die sog. Milz
pulpa,
eingeschlossen liegt, die aus einem sehr feinen retikulären Fasernetz und zahllosen eigenartigen weißen
Körperchen, den sog. Milz
bläschen oder
Malpighischen Körperchen zusammengesetzt ist; letztere stimmen hinsichtlich ihres
feinern
Baues mit den einfachsten
Lymphdrüsen (s. d.), den sog. Follikeln, überein.
Die Funktionen der Milz
bestehen hauptsächlich in der Neubildung von Lymphkörperchen, die in den Blutstrom übergeführt
und hier in rote
Blutkörperchen
[* 5] umgewandelt werden; daneben findet in der auch wahrscheinlich ein massenhafter
Untergang älterer und unbrauchbar gewordener roter
Blutkörperchen statt. (S.
Lymphe.) Doch scheint das Organ für das Leben
selbst nicht die hohe Bedeutung zu haben wie andere
Drüsen
(Leber,
Nieren); denn man kann
Tieren die Milz
ausschneiden, ohne daß
diese in ihrer Thätigkeit und ihrem Befinden beeinträchtigt werden.
Auch bei den
Menschen hat man wiederholt die krankhaft entartete Milz
ohne Gefährdung des Lebens exstirpiert. Wahrscheinlich
übernimmt mit dem Wegfall der Milz
ein anderes Organ (vielleicht das Lymphdrüsensystem) deren Funktion. Bemerkenswert
ist, daß die Milz
bei allen schweren (fieberhaften)
Krankheiten mehr oder minder Anteil nimmt, was sich
durch ihre Anschwellung (Milz
schwellung,
Milztumor) kundgiebt, die bei einigen
Krankheiten
(Wechselfieber,
Typhus) so beträchtlich
ist, daß sie zur Erkennung der
Krankheit wesentlich beiträgt. (S.
Milzkrankheiten.)