Milchzucker,
Laktose, Laktobiose (Saccharum lactis), C12H22O11 + H2O, ein Bestandteil der Milch der Säugetiere. Er wird im großen besonders in der Schweiz durch Verdampfen der vom Fett-und Käsestoff befreiten Kuhmilch, der süßen Molken und durch darauf folgende Krystallisation erhalten, worauf er durch wiederholtes Auflösen in heißem Wasser, Entfärben der Lösung durch Tierkohle und Krystallisieren gereinigt wird. Die Kuhmilch enthält gegen 5 Proz. Milchzucker. Im Handel trifft man ihn teils in der Form von sog. Trauben, teils als Bodenstücke an. Ersteres sind Krystallaggregate, die sich an Stäbchen, die in die krystallisierende Flüssigkeit gehängt wurden, gebildet haben, letzteres Krusten, die am Boden und an den Wandungen der Krystallisiergefäße sich abgesetzt haben; häufig gewinnt man ihn auch durch gestörte Krystallisation als mikrokristallinisches Pulver. Er ist in Alkohol und Äther gar nicht und in Wasser schwerer als der Rohrzucker löslich; auch ist er härter. Der Milchzucker besitzt einen schwachen, aber angenehm süßen Geschmack und hat die Eigenschaft, manche Metalle (Kupfer, Silber, Quecksilber) aus ihren Lösungen zu reduzieren. Man verwendet daher zuweilen seine
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Auflösung technisch zur Herstellung von Silberspiegeln, d. h. zum Überziehen von Glasplatten mit einer dünnen Silberschicht, an Stelle des weit weniger praktischen Zinnamalgams. In der Medizin benutzt man ihn als mildes Abführmittel, besonders für Kinder, ferner zum Verreiben und Verdünnen pulverförmiger Arzneimittel, und neuerdings besonders zur Korrektion der Kuhmilch für die Kinderernährung, da diese ärmer an Milchzucker ist als die Frauenmilch. Auch wird er zu sog. künstlichen Molkenpulvern verwendet, indem man ihn mit arab. Gummi zusammenreibt und in Wasser auflöst. Durch Kochen mit verdünnten Säuren oder durch Fermente spaltet sich der in Galaktose und Traubenzucker. Infolgedessen geht er, obgleich selbst nicht gärungsfähig, in Berührung mit Ferment in Alkoholgärung über und liefert dabei eine alkoholische Flüssigkeit, den Kumys der Tataren. Im Großhandel kosten (1894) 100 kg 130 Milchzucker.