Milchfieber,
s. v. w. Kalbefieber.
142 Wörter, 1'112 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. v. w. Kalbefieber.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Der Eintritt der Milchabsonderung bei Wöchnerinnen ist gewöhnlich von einer geringen physiol. Temperaturerhöhung begleitet. Dieselbe tritt meist am dritten oder vierten Tage des Wochenbetts auf, beträgt gewöhnlich nur einige Zehntelgrade, kann aber auch unter starker Anschwellung und Schmerzhaftigkeit der Brüste und Rötung der darüber liegenden Haut eine fieberhafte Höhe (39-40° C.) erreichen. Gewöhnlich lassen diese entzündlichen Erscheinungen sowie das Fieber unter Schweiß und reichlicher Milchabsonderung nach einem oder mehrern, selten erst nach vier Tagen nach und die Funktion der Milchdrüsen gestaltet sich völlig normal. Häufig bezeichnet aber das eintretende Fieber nicht den Beginn der Laktation, sondern den Anfang einer schwerern entzündlichen Affektion in den Geschlechtsorganen (s. Kindbettfieber), und deshalb soll man bei eintretenden Fiebererscheinungen (Frost, Hitze, Kopfschmerzen u. dgl.) niemals verabsäumen, rechtzeitig ärztliche Hilfe für die Wöchnerin in Anspruch zu nehmen. - Über Milchfieber der Kühe, s. Gebärfieber.
(Gebärfieber), eine bei Kühen innerhalb der ersten vier Tage nach dem Gebären, selten auch schon einen Tag vor dem Gebären vorkommende Krankheit, welche sich vorzugsweise durch Lähmung
des Rückenmarks und der Ganglien der Bauchorgane sowie durch Bewußtlosigkeit charakterisiert. Bei hochgradiger Ausbildung des Kalbefiebers zeigen die Kühe ein tobsüchtiges Benehmen. Von dem Kalbefieber werden fast nur Kühe befallen, welche in den letzten Wochen der Trächtigkeit proteinreiche Nahrung, besonders Mehltränke, erhalten haben. Mit dem Eintritt der Krankheit sinkt die Bluttemperatur um 1-2°, erst später tritt Erhöhung der Eigenwärme ein; die Milch versiegt, die Futteraufnahme ist verringert und 1-2 Stunden später ganz aufgehoben; Einknicken der Hinterfessel und demnächst Unvermögen zu stehen.
Der Kopf wird entweder auf dem Boden lang ausgestreckt, oder auf eine Seite gelegt. Die Dauer des Kalbefiebers erstreckt sich auf 2-5 Tage. Im allgemeinen verläuft das Übel bei 60 Proz. der erkrankten Kühe tödlich. Das Wesen des Kalbefiebers ist bis jetzt nicht genau bekannt. Einige halten dasselbe für identisch mit der Eklampsie der Frauen; andre denken sich die Aufsaugung von atmosphärischer Luft in der Gebärmutter als Grundlage des Leidens. Die Behandlung wird durch Verabreichung drastischer Abführmittel (Aloe mit Glaubersalz, auch Krotonöl) und durch erregende Mittel (Äther, Spiritus, Kampfer, Terpentinöl) bewirkt. Größern Erfolg hat die Prophylaxe, bei welcher den hochtragenden Kühen 2-3 Wochen vor dem Abkalben nur Heu, Stroh und Wurzelfrüchte, aber kein Mehl verabreicht wird. Zweckmäßig ist auch wöchentlich zweimal eine Laxanz aus Glaubersalzlösung. Das Fleisch der am Kalbefieber erkrankten Kühe ist dem Menschen nicht nachteilig.