Milandre
Dessous und Dessus (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut, Gem. Boncourt). 430 und 372 m. Zwei grosse Bauernhöfe am linken Ufer der Allaine; 2,5 km s. der Station Delle und 3,4 km nnw. der Haltestelle Grandgourt der Linie Pruntrut-Delle. Die zu Milandre Dessous einst stehende Mühle ist niedergebrannt. Der bewaldete Höhenzug links über der Allaine bildet s. Boncourt den letzten Ausläufer des Juragebirges gegen die Trouée de Belfort hin. Auf ihm steht die weithin sichtbare, viereckige Turmruine der sog. Tour de Milandre als letzter Ueberrest einer auf den Grundmauern einer ehemaligen römischen Specula (Wachtturm) erbauten Feudalburg.
Diese Burg erscheint in den Urkunden seit 1280 unter den Namensformen Milande, Melan, Mylande, Mylant. Sie war Eigentum der Bischöfe von Basel, die sie 1280 den Grafen von Mömpelgard (Montbéliard) zu Leben gaben. Da diese die Burg ganz an sich bringen wollten, ging Heinrich von Isny, damals Bischof von Basel, Rudolf von Habsburg um Hilfe an, der 1282 vor Pruntrut zog und den Grafen zur Rückgabe der Burg zwang. Diese diente dann in der Folge als beliebter Sommeraufenthalt der Bischöfe.
Marschall Turenne zerstörte 1674 das Schloss, von dem nur der stolz über den Buchenwald aufragende Turm stehen blieb. Aber auch er wird zerfallen, wenn nicht bald Restaurationsarbeiten zu seiner Erhaltung ausgeführt werden. Bei Milandre Dessous öffnet sich unmittelbar unter dem Turm die sog. Balme, eine geräumige Höhle, aus der ein im Frühjahr wasserreicher, im Sommer aber beinahe versiegender Bach quillt. Ueber dieser bei Hochwasser unzugänglichen Höhle befindet sich eine zweite, die berühmte Grotte de Milandre, die reich an Schönheiten ist und von den Besitzern unter Aufwand grosser Kosten bequem zugänglich gemacht wurde. Sie wird denn auch jeden Sommer von zahlreichen Fremden besucht. An sie knüpfen sich die sehr volkstümlichen Sagen von der Dame Blanche und der Tante Ary.