(spr. mighēl), Dom Maria Evarist, der Usurpator Portugals, geb. 26. Okt. 1802 zu Lissabon, dritter
Sohn des Königs Johann VI. von Portugal, zeigte sich als fanatischen Gegner des konstitutionellen Prinzips, zettelte 1824 eine
Verschwörung zum Sturz der von seinem Vater begünstigten Konstitution an, gewann einige tausend Mann Truppen für sich und ließ
plötzlich 1. Mai die Minister verhaften und den Vater im Palast bewachen; dieser aber entkam 9. Mai auf ein
im Hafen liegendes englisches Linienschiff. Miguel wurde hierauf verbannt und ging Mitte Mai über Paris nach Wien.
Nach seines Vaters Tod (10. März 1826) überließ dessen ältester Sohn, Kaiser Dom Pedro von Brasilien, den portugiesischen Thron
seiner Tochter Dona Maria da Gloria mit der Bestimmung, daß sich die Königin bei erlangter Altersreife
mit ihrem Oheim Miguel, der bis zu ihrer Mündigkeit Regent sein sollte, vermählen solle. Miguel beschwor hierauf die Charte Dom Pedros
und übernahm 26. Febr. 1828 die Regentschaft, doch nur, um alsbald die versammelten konstitutionellen Cortes
aufzulösen, 23. Juni die alten Cortes zu berufen und sich von ihnen 30. Juni als König von Portugal ausrufen zu lassen.
Sofort benutzte er seine Macht zur schonungslosesten Verfolgung der Liberalen durch Einkerkerung, Verbannung und Güterkonfiskation.
Die Insel Terceira ward der Zufluchtsort aller Verfolgten. Hier sammelte Dom Pedro, der im Juni 1831 selbst
aus Brasilien kam, ein Heer, eroberte von hier aus 8. Juli 1832 Oporto, besetzte 28. Juli Lissabon und führte Dona Maria als Königin
dahin zurück. Da sich auch England und Spanien für die letztere erklärten, mußte Miguel 26. Mai 1834 zu Evora gegen einen Jahrgehalt
von 375,000 Frank auf den Thron verzichten und schiffte
sich 1. Juni nach Italien ein, protestierte aber von
Genua aus gegen seine Entsetzung. 1851 vermählte er sich mit der Prinzessin Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und lebte
seitdem meist auf dem Löwensteinschen Schloß Heubach bei Miltenberg oder Schloß Bronnbach bei Wertheim in Baden, wo
er 14. Nov. 1866 starb. Miguel hinterließ außer sechs Töchtern, von denen fünf vermählt sind, einen 19. Sept. 1853 gebornen
Sohn, Dom Miguel, der Major in der österreichischen Armee ist.
(spr. -gehl), Dom Maria Evarist, portug. Usurpator, geb. 26. Okt. 1802 zu Lissabon, der dritte Sohn des Königs
Johann VI. und der span. Infantin Charlotte Joachime, wuchs in Brasilien ohne alle Erziehung und Bildung heran. Nachdem 1821 die
königl. Familie wieder nach Portugal zurückgekehrt war, stellte er sich an die Spitze der absolutistisch-theokratischen
Partei daselbst und suchte die Verfassung wieder abzuschaffen. Am 30. April 1824 ließ als Generalissimus die Minister verhaften,
seinen Vater aber im Palast bewachen.
Dieser jedoch entkam 9. Mai auf ein engl. Schiff, und Miguel sah sich genötigt, um Gnade zu bitten. Er wurde des
Landes verwiesen und ging nach Wien. Nach dem Tode des Vaters 10. März 1826 erklärte dessen ältester Sohn, Dom Pedro I. (s. d.),
der als Kaiser von Brasilien nicht zugleich die Krone von Portugal tragen konnte, seine siebenjährige Tochter Maria II. (s. d.)
da Gloria als Königin von Portugal, bestimmte ihr seinen Bruder Miguel zum Gemahl, der bis zu ihrer Volljährigkeit
Regent sein sollte, und gab dem Lande eine freisinnige Verfassung. Miguel genehmigte alles, beschwor die Konstitution, verlobte
sich mit seiner Nichte und übernahm 26. Febr. 1828 in Lissabon die Regentschaft.
Doch schon 13. März löste Miguel die konstitutionellen Cortes auf, berief 3. Mai die alten Cortes
und ließ sich 30. Juni als König proklamieren. Zwar erklärte Dom Pedro seinen Bruder aller Rechte für verlustig und hob dessen
Verlobung mit seiner Tochter auf; allein M.s Waffen siegten. Durch ein wildes Schreckenssystem unterdrückte nun der Usurpator
die Gegenpartei. Endlich gelang es Dom Pedro, von Terceira aus 1832 Oporto zu erobern, 1833 Lissabon zu
besetzen und Donna Maria dahin zurückzuführen. Am 26. Mai 1834 mußte Miguel zu Evora die Kapitulation unterzeichnen, wonach
er allen Ansprüchen auf den Thron entsagte und Portugal nie wieder zu betreten versprach.
Aber von Genua aus, wohin er sich 1. Juni eingeschifft hatte, protestierte er gegen die von ihm unterzeichnete
Akte und verlor dadurch den ihm ausgesetzten Jahresgehalt von 375000 Frs. Im Sept. 1851
vermählte er sich mit der Prinzessin
Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (geb. 3. April 1831). Seitdem lebte er auf Schloß
Heubach bei Miltenberg, seit 1856 auf Schloß Bronnbach bei Wertheim, wo er 14. Nov. 1866 starb. Sein Sohn,
Dom Miguel, geb. 19. Sept. 1853, ist Oberst in österr. Diensten. Er vermählte sich
1) 17. Okt. 1877 mit Prinzessin Elisabeth von Thurn und Taxis (geb. 28. Mai 1860, gest. 7. Febr. 1881);
2) 8. Nov. 1893 mit Prinzessin Therese zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (geb. 4. Jan. 1870). Aus seiner
ersten Ehe gingen hervor zwei Söhne, die Prinzen Miguel, geb. 23. Sept. 1878, und Franz Joseph, geb. 7. Sept. 1879, und die Prinzessin Maria
Theresia, geb. 26. Jan. 1881. Von des ältern Dom M.s sechs Töchtern ist die zweite, Maria Theresia, geb. 1855,
mit dem Erzherzog Karl Ludwig, dem Bruder des Kaisers Franz Joseph, die fünfte, Maria Anna, geb. 1861, mit dem Erbgroßherzog Wilhelm
von Luxemburg vermählt.