Mignet
François Auguste Alexis, ausgezeichneter franz. Geschichtschreiber, geb. zu Aix, studierte mit seinem Freunde Thiers daselbst die Rechte und wurde 1818 Advokat. Der Erfolg seiner Preisschrift »De l'état du gouvernement de saint Louis et des institutions de ce prince« (Par. 1822),
die gekrönt ward, bestimmte ihn, sich der Litteratur zu widmen. Er wandte sich 1821 nach Paris [* 2] und beteiligte sich bei der Redaktion des liberalen Oppositionsblattes »Courrier français«, bis er 1830 zu dem von Thiers neugegründeten »National« überging. Gleichzeitig hielt er geschichtliche Vorlesungen am Athénée und schrieb seine berühmte »Histoire de la révolution française« (Par. 1824, 2 Bde.; 13. Aufl. 1880; deutsch von Burckhardt, Leipz. 1842, 2 Bde.; von Köhler, das. 1873), worin er in glänzender Sprache, [* 3] jedoch nicht frei von Tendenz, den ursachlichen Zusammenhang der einzelnen Revolutionsereignisse entwickelte.
Nach der Julirevolution, bei der er durch Teilnahme an dem Protest der liberalen Journalisten thätig war, erhielt er den Titel eines Staatsrats und wurde Direktor des ungemein reichhaltigen und wichtigen Archivs im Ministerium des Auswärtigen. 1832-35 war er Mitglied der Kammer. Bei der Gründung der fünften Klasse des Instituts der Akademie (Académie des sciences morales et politiques) 1832 ward er zum Mitglied derselben und später zu ihrem Sekretär, [* 4] 1836 aber zum Mitglied der französischen Akademie ernannt.
Die geistreichen Gedächtnisreden, die
er als
Sekretär der fünften
Klasse des
Instituts gehalten hat, sowie
einige kürzere
Aufsätze finden sich in den »Notices et mémoires historiques« (Par.
1843, 2 Bde.; 3. Aufl. 1854; deutsch
von
Stolz, Leipz. 1843, 2 Bde.) und
den »Nouveaux éloges historiques« (1877) gesammelt.
Als Mitglied des unter
Guizots
Ministerium gegründeten historischen
Komitees gab Mignet
das vortreffliche Werk »Négociations relative
à la succession d'Espagne« (Par. 1836-44, 4 Bde.)
heraus.
Die Februarrevolution beraubte ihn seiner Stelle im Ministerium und im Staatsrat, und nach dem verzichtete er auch auf den Titel des Vorsitzenden des historischen Ausschusses. Er starb in Paris. Noch ist von seinen Werken hervorzuheben: »Antonio Perez et Philippe II« (Par. 1845, 5. Aufl. 1881; deutsch von Birch, Stuttg. 1844);
»Charles-Quint, son abdication, son séjour et sa mort au monastère de Yuste« (Par. 1854, 10. Aufl. 1882);
»Histoire de Marie Stuart« (das. 1850, 2 Bde.; 6. Aufl. 1884; deutsch von Bülau, Leipz. 1852);
»Rivalité de François I et de Charles-Quint« (Par. 1875, 2 Bde.; 2. Aufl. 1876) und »Études historiques« (5. Aufl. 1884).