Mieroslawski
,
Ludwig von, poln. Revolutionär, geb. 1814 zu Nemours in Frankreich als Sohn eines polnischen Offiziers, der in der Armee des Großherzogtums Warschau [* 2] gedient hatte, schloß sich als Fähnrich in einem polnischen Regiment dem Aufstand von 1830 an, wurde zum Unterleutnant ernannt und nahm an den Kämpfen gegen die Russen bis zum Schluß teil. Nach Niederwerfung des Aufstandes begab er sich 1831 nach Frankreich und widmete sich hier litterarischen Arbeiten; er schrieb: »Kritische Darstellung des Feldzugs von 1831« (deutsch, Berl. 1848, 2 Bde.);
»Histoire de la révolution de Pologne« (Par. 1836-38, 4 Bde.).
1842 zum Mitglied der Zentralbehörde der polnischen Emigranten in Paris [* 3] erwählt, ward er 1845 zum Zweck einer Schilderhebung in seinem Vaterland nach Posen [* 4] entsendet, hier aber verraten, verhaftet und nach einem 1½jährigen Prozeß in Berlin [* 5] zum Tod verurteilt, jedoch zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe begnadigt. Durch die Märzrevolution in Berlin 1848 aus dem Moabiter Zellengefängnis befreit, begab er sich nach Posen und begann sofort, eine polnische Freischar zu bilden und einen Aufstand zu organisieren.
Die preußischen Behörden verhandelten erst mit ihm; als Mieroslawski
aber selbst den deutschen
Teil
Posens für das künftige
Königreich
Polen begehrte und die deutsche
Bevölkerung
[* 6] terrorisierte, trieb
General
Colomb die
Insurgenten schnell zu
Paaren, und Mieroslawski
mußte bei Bardo an der russischen
Grenze kapitulieren. Wiederum begnadigt, ging er nach
Paris zurück, wo er eine
Darstellung des posenschen
Aufstandes: »Powstanie poznanskie« (Par. 1853),
herausgab, und begab sich von da Anfang 1849 nach der
Insel
Sizilien,
[* 7] um hier den Oberbefehl über die Kriegsmacht der Aufständischen
zu übernehmen. Er konnte hier der
Revolution ebensowenig zum
Sieg verhelfen wie sodann in
Baden,
[* 8] wohin er Anfang Juni als Obergeneral
der revolutionären
Armee berufen wurde. Nach Unterdrückung des badischen
Aufstandes floh er in die
Schweiz,
[* 9] von da nach
Frankreich. Nach dem
Ausbruch des polnischen
Aufstandes von 1863 von der polnischen Nationalregierung 25. Jan. zum
Diktator ernannt, erschien er 17. Febr. auf dem Kriegsschauplatz, ward aber bereits 22.
d. M. bei Raziejewo von den
Russen entscheidend geschlagen und zur
Flucht gezwungen und lebte seitdem wieder in
Paris, wo er starb.