Midhat
Pascha
, türk. Staatsmann und Führer der jungtürk.
Reformpartei, geb. 1822, erhielt eine gute Schulbildung
und trat 1839 als Hilfsschreiber zu Rustschuk in die Civiladministration ein. Er war Kaimakam (Bezirksvorsteher),
als Fuad Pascha
1864 seine Ernennung zum
Generalgouverneur der damals neu geschaffenen Donauprovinz
(Bulgarien)
[* 2] unter
Erhebung
zum Pascha
veranlaßte, die in musterhafter
Weise verwaltete. Man schrieb es
dem Einfluß des russ.
Botschafters Ignatiew
zu, daß er Ende 1867 nach
Konstantinopel
[* 3] abberufen wurde, wo er als Minister der öffentlichen Bauten
in das
Kabinett eintrat.
Von da 1868 als Generalgouverneur der Provinz Irak Arabi nach Bagdad gesandt, kehrte er 1871 nach Konstantinopel zurück und wurde zum Großwesir ernannt, trat aber nach zwei Monaten zurück. Im Mai 1876 wurde wieder Mitglied des Kabinetts als Minister ohne Portefeuille; er beteiligte sich lebhaft an der Bewegung, welche den Sturz des Sultans Abd ul-Asis herbeiführte, und wurde von Abd ul-Hamid wieder zum Großwesir ernannt. proklamierte sofort eine Verfassung (23. Dez.), fiel aber schon einer Palastintrigue zum Opfer, wurde nach Italien [* 4] gebracht und begab sich von da nach Paris [* 5] und London. [* 6] 1878 erhielt er die Erlaubnis zur Rückkehr, wurde zum Gouverneur von Syrien und später von Smyrna ernannt, dann plötzlich unter der Anklage der Beteiligung an der Ermordung des Sultans Abd ul-Asis verhaftet, nach Konstantinopel gebracht und nebst acht Genossen zum Tode verurteilt, dann aber zur Verbannung nach Taif in Südarabien begnadigt. Dort starb er Er schrieb: «La Turquie, son passé, son avenir» (Par. 1878). –
Vgl. Léouzon Le [* 7] Tuc, (Par. 1877);
Brunswik, La vérité sur (ebd. 1877).