Titel
Michaēlis,
1) Johann David, einer der gelehrtesten Theologen des 18. Jahrh., geb. zu Halle, [* 2] wo sein Vater Christian Benedikt (geb. zu Ellrich, gest. ebenfalls als Theolog und Orientalist bekannt, Professor war, ward 1745 Privatdozent, im folgenden Jahr Professor der Philosophie und 1750 auch der orientalischen Sprachen in Göttingen. [* 3] Für die Akademie in Göttingen entwarf er bei deren Begründung 1751 mit Haller die Grundgesetze und leitete erst als Sekretär, [* 4] dann als Direktor eine Zeitlang die Geschäfte derselben.
Die Akademien von London [* 5] und Paris [* 6] ernannten ihn zu ihrem Mitglied, der Kaiser zum Rat, und selbst ausländische Fürsten überschütteten ihn mit Ehren. Er starb Seine Hauptwerke sind: »Hebräische Grammatik« (3. Aufl., Götting. 1778);
»Einleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes« (4. Aufl., das. 1788, 2 Bde.);
»Mosaisches Recht« (2. Aufl., das. 1776-80, 5 Bde.);
»Orientalische und exegetische Bibliothek« (das. 1781 bis 1785, 23 Bde.);
»Moral« (hrsg. von Stäudlin, das. 1792-93, 3 Bde.).
Seine Selbstbiographie wurde herausgegeben von Hassencamp (Rinteln 1793).
2) Johann Benjamin, Dichter, geb. zu Zittau, [* 7] studierte in Leipzig [* 8] Medizin, gab hier eine Sammlung von Fabeln, Liedern und Satiren heraus und übernahm 1770 die Redaktion des »Hamburger Korrespondenten«. Bald aber fesselte ihn das Theater [* 9] mehr als seine Zeitung, und er arbeitete bei der Seilerschen Gesellschaft für die Bühne. Später zog ihn Gleim nach Halberstadt, [* 10] wo er starb. Seine »Poetischen Werke« wurden herausgegeben von Schmid (Gieß. 1780); seine »Sämtlichen Werke« erschienen Wien [* 11] 1791, 4 Bde.
3) Otto, Volkswirt, geb. zu Lübbecke in Westfalen, [* 12] studierte zu Bonn [* 13] und Berlin [* 14] Rechts- und Staatswissenschaft und trat 1847 als Auskultator bei dem Oberlandesgericht in Paderborn [* 15] ein. 1849 wegen Preßvergehen angeklagt, wurde er zwar freigesprochen, allein auf dem Disziplinarweg aus dem Staatsdienst entfernt. Er siedelte bald darauf nach Berlin über und trat 1851 in die Redaktion des volkswirtschaftlichen Teils der »Nationalzeitung« ein. An der Begründung des Kongresses deutscher Volkswirte (1858) nahm er hervorragenden Anteil und rief 1863 in Verbindung mit J. ^[Julius] Faucher die »Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte« ins Leben. 1861 wurde er in das Abgeordnetenhaus, 1867 in den Reichstag gewählt.
Bei Errichtung des Reichskanzleramtes wurde er als vortragender Rat in dasselbe berufen und 1879 bei Begründung der neuen von ihm nicht gebilligten Wirtschaftspolitik zum Direktor der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds ernannt. Mehrere wirtschaftliche Gesetze des Reichs (Gewerbeordnung, Münzgesetz, Bankgesetz etc.) sind von ihm ausgearbeitet und verteidigt worden. Seine »Volkswirtschaftlichen Schriften« erschienen in 2 Bänden (Berl. 1873).
4)
Adolf, Archäolog, geb. zu
Kiel,
[* 16] studierte seit 1853 in
Leipzig,
Berlin und
Kiel, verweilte
1857-61 in
Italien
[* 17] und
Griechenland,
[* 18]
London und
Paris, habilitierte sich dann an der
Universität seiner Vaterstadt, wurde 1862 außerordentlicher
Professor in
Greifswald,
[* 19] 1865 ordentlicher
Professor der klassischen
Philologie und
Archäologie in
Tübingen,
[* 20] 1872
Professor der
Archäologie an der
Universität
Straßburg.
[* 21] Seit 1874
ist er Mitglied der Zentraldirektion des
Deutschen
Archäologischen
Instituts in
Rom,
[* 22] dessen Geschichte er schrieb (Berl. 1879). Michaelis'
Hauptwerk ist die zusammenfassende
große
Monographie »Der
Parthenon« (Leipz. 1871). Außerdem veröffentlichte er zahlreiche
Arbeiten in
Zeitschriften, besorgte
eine kritische
Ausgabe von
Tacitus' »Dialogus de oratoribus« (Leipz.
1868),
vollendete O. Jahns hinterlassenes Werk »Griechische Bilderchroniken« (Bonn 1873) und besorgte neue Bearbeitungen von dessen Ausgaben von Sophokles' »Elektra« (das. 1872 u. 1882),
von Apulejus' »Psyche et Cupido« (Leipz. 1873),
von Pausanias' »Descriptio arcis Athenarum« (Bonn 1880). Auch verfaßte er einen Katalog der in England im Privatbesitz zerstreuten antiken Bildwerke (»Ancient marbles in Great Britain«, übersetzt von Fennell, Cambridge 1882).
6) Karoline, Romanistin, s. Vasconcellos.