(hebr., »wer ist wie Gott?«),
bei den nachexilischen Juden einer der sieben Erzengel, Schutzengel des jüdischen Volkes und als solcher dem Sammael gegenübergestellt.
Die Apokalypse stellt ihn als Sieger über den Drachen oder Satan dar, und die Christen nahmen ihn daher später
häufig zum Schutzpatron für ihre Kirchen, namentlich in Deutschland, wo viele Züge des alten Wodankultus auf ihn übergingen.
Die katholische Kirche feierte ursprünglich zwei verschiedene Feste zu seinem Gedächtnis: am 15. März und 8. Mai, zu denen das Konzil
in Mainz 813 noch ein drittes (29. Sept.) hinzufügte, das zum Unterschied von jenen die Engelweihe hieß, weil
es die Einweihung der 493 dem heiligen Erzengel in Rom erbauten Kirche verewigen sollte. Das erste Fest verlor bald alle Bedeutsamkeit,
während das dritte früh schon das eigentliche Michaelisfest wurde und blieb und das Fest der Erscheinung Michaels (8. Mai) sich
bloß in den Kalendern erhielt. Unter den zahlreichen künstlerischen Darstellungen des Erzengels sind die
Bilder von A. del Sarto (Florenz), Raffael (Louvre), Signorelli (Sixtinische Kapelle) hervorzuheben.
Vgl. Wiegand, Der Erzengel Michael in der
bildenden Kunst (Stuttg. 1886).
1) Michael I., Rhangabe, wurde durch die Gunst des Nikephoros I. mit hohen Ämtern betraut und mit dessen Tochter
Prokopia vermählt. Als nach des Nikephoros in einer Schlacht gegen die Bulgaren erfolgtem Tode dessen auch schwerverwundeter
Sohn und Nachfolger Staurakios ihn unschädlich machen und blenden lassen wollte, stürzte er diesen und ließ sich 2. Okt. 811 selbst
zum Kaiser ausrufen. Er gewann das Heer durch reiche Geschenke, reizte aber durch Begünstigung der Bilderverehrer
die Ikonoklasten zu Aufständen und führte einen unglücklichen Krieg gegen die Bulgaren. Nach der unglücklichen Schlacht bei
Adrianopel, aus welcher er feig geflohen war (22. Juni 813), wurde er von Leo dem Armenier gestürzt und starb 843 im
Kloster.
2) Michael II., der Stammler, von niederer Geburt, schwang sich durch seine kriegerische Tüchtigkeit zu den höchsten Feldherrenstellen
empor, wurde aber von Leo V. wegen freimütiger Äußerungen über das Kaiserpaar verhaftet und zum Feuertod verurteilt. Eine
Verschwörung gegen Leo (Weihnachten 820) befreite ihn, und noch mit Ketten belastet wurde er zum Kaiser ausgerufen.
Nachdem er den kirchlichen Frieden vergeblich herzustellen versucht hatte, wandte er sich den Ikonoklasten zu; doch verfuhr
er gegen die Ikonodulen gemäßigter als sein Vorgänger. Drei Jahre lang hatte er mit einem in Antiochia zum Kaiser ausgerufenen
Usurpator, Thomas, zu kämpfen, der ihn in Konstantinopel selbst belagerte. Nachdem er diesen 823 gefangen
und grausam getötet hatte, gab er sich dem Genuß und dem Vergnügen hin und ließ es geschehen, daß sich die Araber Kretas
bemächtigten und sich auf Sizilien festzusetzen begannen. Er starb 1. Okt. 829.
3) Michael III., Enkel des vorigen, geb. 839, gelangte bereits 842 nach
dem frühen Tod seines Vaters Theophilos auf den Thron. Seine thatkräftige Mutter Theodora regierte für ihn, zog sich aber 856 zurück,
als Michael ihren Minister Theoktistos ermorden ließ.
mehr
Ihr Bruder Bardas erhielt jetzt die oberste Gewalt, während sich Michael in unsinniger Weise sinnlichen Genüssen hingab und, wenn
er einmal selbst gegen die Feinde, namentlich gegen die Araber, zu Felde zog, unglücklich kämpfte. Er entsetzte 857 den
Patriarchen Ignatios und erhob Photios zu dessen Nachfolger. Von seinem Günstling Basilios gegen Bardas
aufgereizt, ließ er es geschehen, daß dieser 866 denselben ermordete, und erhob Basilios zum Mitkaiser, wurde aber von
diesem (24. Sept. 867), als er trunken im Bett lag, ermordet.
4) Michael IV., der Paphlagonier, wurde unter Romanos III. von seinem Bruder, dem Eunuchen Johannes, an den Hof gebracht
und gewann durch seine Schönheit die Liebe der Kaiserin Zoe. Nach dem Tode des Romanos (11. April 1034) reichte dieselbe Michael ihre Hand
und proklamierte ihn als Kaiser. Da er aber epileptisch und beschränkten Geistes war, überließ er die Regierung ganz seinem
Bruder Johannes, ermannte sich aber 1040 bei einem Aufstand der Bulgaren zu einem Feldzug gegen dieselben,
schlug sie, obwohl todkrank, siegreich zurück und starb 10. Dez. 1041, nachdem er durch übertriebene Frömmigkeit sein früheres
Leben zu büßen gesucht.
5) Michael V., Kalaphates, Neffe des vorigen, ward nach dessen Tode (Dezember 1041) auf Veranlassung seines Oheims, des Eunuchen Johannes,
von Zoe adoptiert und zum Kaiser erhoben, wurde aber schon im April 1042, nachdem er Zoe ins Kloster geschickt hatte, durch einen
Aufstand des darüber erbitterten Volkes gestürzt, geblendet und in ein Kloster gesteckt.
6) Michael VI., Stratiotikos, wurde von der Kaiserin Theodora zu ihrem Nachfolger erwählt und bestieg den Thron 22. Aug. 1056,
wurde aber bereits 31. Aug. 1057 von Isaak Komnenos gestürzt und zog sich in ein Kloster zurück.
7) Michael VII., Dukas Parapinakes, Sohn von Konstantin XI., Dukas, nach dessen Tod (1067) unter der Vormundschaft seiner Mutter Eudokia
und des zweiten Gemahls derselben, Romanos Diogenes, wurde nach dessen Niederlage und Gefangennahme durch
die Türken 1071 von seinem Oheim Johannes auf den Thron erhoben, stand aber ganz unter dessen Leitung und überließ auch,
nachdem Johannes 1073 Mönch geworden, den ehrgeizigen Feldherren die Leitung des Staats, während er selbst sich gelehrten Studien
hingab. Die Empörung der beiden Feldherren Nikephoros Bryennios und Nikephoros Botoniates veranlaßte ihn
1078, dem Thron zu entsagen und sich in ein Kloster zurückzuziehen.
8) Michael VIII., Paläologos, Kaiser von Nicäa, dann von Konstantinopel, geb. 1224, durch seine Mutter Irene Enkel des Kaisers Alexios
Angelos, stürzte 1259 den Vormund des jungen Kaisers Johannes IV. Laskaris, Muzalon, und ließ sich zum
Mitkaiser ausrufen und nebst Johannes krönen (1. Jan. 1259). Er entriß den Franken (25. Juli 1261) Konstantinopel und stürzte das
lateinische Kaisertum, und nachdem er zu Ende d. J. seinen jungen Mitkaiser hatte blenden
lassen, wurde er Alleinherrscher. Er regierte mit Klugheit und Kraft und wies die Angriffe des Königs Karl
von Neapel und der Venezianer, denen gegenüber er die Genuesen begünstigte, siegreich zurück. Er versuchte die griechische Kirche
wieder mit der römischen zu vereinigen und erkannte 1274 wirklich die Suprematie des Papstes an, doch wurde diese Union infolge
des Widerstandes des griechischen Klerus und Volkes und der weitgehenden Ansprüche der Päpste schon 1280 wieder
gelöst. Er starb 11. Dez. 1282.
9)
Michael IX., Paläologos, Enkel des vorigen, geb. 1277, wurde von seinem Vater Andronikos II. 1295 zum Mitregenten erhoben, starb
aber noch vor demselben, 12. Okt. 1320.
1) eigentlich Michael Thomas Koributh Wisniowiecki, König von Polen, geb. 1638, Sohn des als
Krieger berühmten, von den Jagellonen abstammenden Woiwoden von Reußen, Jeremias Wisniowiecki, ward 1669 nach dem Rücktritt
Johann Kasimirs von dem polnischen Reichstag, der sich über einen der fremden Bewerber nicht einigen konnte, auf Antrieb des
niedern Adels nach einem siebenmonatlichen Interregnum zum König von Polen erwählt und 29. Sept. zu Krakau
gekrönt, wußte aber weder dem gegen ihn eingenommen hohen Adel noch den auswärtigen Feinden gegenüber Ansehen zu gewinnen.
Die Kosaken empörten sich und fanden bei den Tataren sowie dem Sultan Mohammed IV. Beistand, und dieser zwang Michael durch einen
Einfall in Polen, im Frieden von Budziek (18. Sept. 1673) Podolien an die Türkei, die Ukraine aber an den Kosakenhetman
abzutreten und einen jährlichen Tribut von 22,000 Dukaten zu zahlen. Aber der polnische Reichstag genehmigte den Frieden nicht,
und Johann Sobieski, Michaels Feldherr und Nachfolger, trug bei Chotin (11. Nov. 1673) einen großen Sieg über
die Türken davon. Michael starb tags vorher, 10. Nov. 1673, in Lemberg. Vermählt war er mit Eleonore, Tochter des Kaisers Leopold I.
2) Großfürst von Rußland, geb. 25. Okt. 1832, vierter Sohn des Kaisers Nikolaus, trat in die Artillerie ein, erstieg rasch die
höchsten Ehrenstufen, ward General der Artillerie und Generalfeldzeugmeister, dann Statthalter im Kaukasus
und erhielt auch im türkischen Krieg 1877 den Oberbefehl über die in Armenien eindringende Armee, trat aber während des ganzen
Kriegs neben seinen Unterfeldherren nicht besonders hervor. Nach dem Frieden wurde er zum Generalfeldmarschall und zum Statthalter
Kaukasiens ernannt, 1881 aber abberufen und Präsident des Reichsrats. Er ist seit 1857 mit der badischen
Prinzessin Olga Feodorowna vermählt. Seine Söhne sind: Nikolai, geb. 26. April 1859;
Michael, geb. 16. Okt. 1861;
Georg, geb. 23. Aug. 1863;
Alexander, geb. 13. April 1866;
Sergei, geb. 7. Okt. 1869;
Alexei, geb. 28. Sept. 1875;
die Tochter Anastasia, geb. 16. Febr. 1854,
ist vermählt mit dem Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin.
2) Großfürst von Rußland.
Sein zweiter Sohn, Großfürst Michael Michailowitsch, wurde wegen seiner heimlichen
Vermählung mit einer Gräfin Merenberg, Tochter des Prinzen Nikolaus von Nassau, Anfang April 1891 in schroffer Weise vom Zaren
aus der russischen Armee ausgeschlossen und verbannt.
Wenige Tage darauf, 12. April, starb in Charkow dessen
Mutter, die Großfürstin Olga Feodorowna, geborne Prinzessin von Baden.
Max, Genremaler, geb. 23. März 1823 zu Hamburg, bezog 1841 die Akademie in Dresden und ging 1846 nach
Paris, wo er Schüler von Lehmann und Couture wurde. Im Anfang der 50er Jahre begab er sich nach Italien und lebte mit geringen
Unterbrechungen bis 1870 in Rom. Er malt fast nur Genrebilder aus dem italienischen Volks- und Klosterleben,
die anfangs große Mängel zeigten, allmählich aber in Zeichnung und Modellierung strenger und solider wurden, doch die
in Frankreich von ihm angenommene skizzenhafte koloristische Manier und ein stumpfes, verschwommenes Kolorit beibehielten.
Am liebsten behandelt er das Leben der untersten Volksklassen, deren Jammer und Elend er mit
mehr
ungeschminkter Wahrheit und treffender Charakteristik schildert. Dahin gehören: Mädchenschule im Sabinergebirge (1874,
Kunsthalle in Hamburg), neapolitanische Fischer, Elementarstudien, Bauernfamilie in einer ärmlichen Behausung (1879), Mönche
auf dem Chor, Pietro da Cortona malt ein Altarbild in einem Kamaldulenserkloster, von denen nur die beiden letztern ein gesünderes
Kolorit haben, und Hiob mit seinen Freunden disputierend (1880). 1875 wurde er Professor an der Akademie
in Berlin.
(hebr., «Wer ist wie Gott?»),
einer der drei im Alten Testament erwähnten Erzengel (s. d.), galt als Schutzengel des jüd.
Volks und soll um den Leichnam des Moses, dessen Bestattung ihm übertragen war, mit dem Satan gekämpft haben (Brief Juda, Vers
9). Auch die Johanneische Apokalypse (12,7 fg.) stellt ihn als Sieger über den Drachen oder Satan dar.
Da er infolge dieser Darstellung bei den Christen als Beschützer der Kirche angesehen wurde, so widmete ihm der röm. Bischof
Gelasius I. 493 das im 9. Jahrh. allgemein gewordene Fest, das noch jetzt 29. Sept. von der kath.
Kirche als Engelfest überhaupt gefeiert wird.
Michael I. Rhangabé (811-813), Sohn des Patriciers Theophylactus, Schwiegersohn und Palastmarschall des Kaisers Nikephoros I., stürzte
nach dessen Tode mit Hilfe der bilderfreundlichen Partei und des Klerus seinen Schwager Staurakios (2. Okt. 811) und setzte sich
die Krone auf. Seine Unfähigkeit gegenüber dem Bulgarenkönig Krum, der ihn 22. Juni 813 in der Schlacht
bei Bersinikia in der Nähe von Adrianopel besiegte, veranlaßte die Armee, ihn schon 10. Juli 813 wieder zum Rücktritt zu nötigen.
Er lebte als Mönch unter dem Namen Athanasios bis 845 in einem Kloster auf der Propontisinsel Prote.
Michael II. der Stammler (820-829), aus dem phrygischen Amorion, zeichnete sich unter M.s I. Nachfolger Leo V.
als Feldherr aus, verfeindete sich aber später mit ihm und ward eingekerkert. Durch eine Verschwörung befreit und sofort
(25. Dez. 820) auf den Thron erhoben, behauptete er sich zwar gegen die Empörung des Prätendenten Thomas
822-824, verlor aber seit 825 Kreta und seit 827 Sicilien an die Sarazenen. Michael suchte durch Mäßigung den religiösen Frieden
herzustellen, wendete sich aber später den Bilderstürmern zu. Er starb 1. Okt. 829.
Michael III. der Trunkenbold (812-867), Enkel des vorigen, Sohn des Theophilos, war bei des Vaters Tode 842 erst 4 J.
alt und stand bis 856 unter der Vormundschaft seiner Mutter Theodora und seines Oheims Bardas. Durch den letztern auf Abwege
geleitet, wurde Michael ein Wüstling, unter dessen Regierung Araber und Russen das Reich gefährdeten. 857 entsetzte er den ihm
mißliebigen Patriarchen Ignatius und berief Photius an dessen Stelle. Nachdem Michael 21. April 866 Bardas hatte
töten lassen, wurde er selbst durch seinen ehrgeizigen Günstling Basilius I., den Gründer der macedon. Dynastie, 23. Sept. 807 ermordet.
Michael IV. der Paphlagonier (1034-41), war zuerst Kammerdiener beim Kaiser Romanos III. und gelangte dann, nachdem er diesen im
Bade erstickt hatte, als zweiter Gemahl der Kaiserin Zoe auf den Thron (11. April 1034). Unfähig selbst zu
regieren, da er an Fallsucht litt, übergab Michael die ganze Macht seinem ältern Bruder, dem Orphanotrophen Johann, der durch
meistens tüchtige Feldherren, wie Maniakes und Theoctistus, gegen die Sarazenen in Asien, Araber und Normannen in
Sicilien, Abasger und Petschenegen Krieg führen ließ. 1040-41 zog Michael persönlich gegen die aufständischen Bulgaren und besiegte
sie. Nach Konstantinopel zurückgekehrt, starb er bald darauf (10. Dez. 1041).
Michael V. Kalaphátes (10. Dez. 1041 bis 21. April 1042), Neffe des vorigen, folgte ihm als Adoptivsohn der Zoe; da er sie
aber nach einigen Monaten hatte verbannen wollen, wurde er durch eine Volksempörung gestürzt, geblendet und in ein Kloster
verbannt.
Michael VI. Stratiōtikos (1056-57), war zuerst Feldherr und Senator, wurde von Zoes Schwester und Nachfolgerin Theodora zu ihrem
Nachfolger ernannt und bestieg 31. Aug. 1050 den Thron. Aber schon 31. Aug. 1057 wurde Michael durch eine allgemeine
Empörung des griech. Adels in Kleinasien gezwungen, zu Gunsten des Isaak Komnenos der Herrschaft zu entsagen.
Michael VII. Parapinakes (1071-78), der Sohn Konstantins X. Dukas und der Eudokia Makrembolitissa, gelangte 1071 nach dem Sturze seines