Mi
,
s. Solmisation.
Mi
9 Wörter, 54 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Mi,
s. Solmisation.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Mi,
in der Musik, s. Solmisation. ^[= die im Mittelalter gebräuchliche Methode, den Schülern Tonleitern und Intervalle beizubringen. ...] ¶
misation,
eine eigentümliche, Jahrhunderte hindurch üblich gewesene Methode, die Kenntnis der Intervalle und der
Tonleitern zu lehren, welche auf Guido von Arezzo (um 1026) zurückgeführt wird; sicher ist, daß sie
um 1100 bereits sehr verbreitet war. Die S. hängt offenbar eng zusammen mit
der damals aufkommenden Musica ficta, d. h.
dem Gebrauch chromatischer, der Grundskala fremder Töne, und verrät eine Ahnung von dem innersten Wesen der Modulation, d. h.
des Überganges in andre, transponierte Tonarten, entsprechend unserm G dur, F dur etc., die nichts als
Nachbildungen des C dur auf andrer Stufe sind.
Die sechs Töne C D E F G A (Hexachordum naturale) erhielten nämlich die Namen ut, re, mi
, fa, sol, la (nach den Anfangssilben
eines Johanneshymnus: ut queant laxis resonare fibris mira
gestorum famuli tuorum, solve polluti labii
reatum, sancte Ioannes); dieselben Silben konnten nun aber auch von F oder von G aus anfangend zur Anwendung kommen, so daß
F oder G zum ut wurde, G oder A zum re etc. Da stellte sich nun heraus, daß, wenn A mi war, der nächste Schritt
(mi-fa
) einen andern Ton erreichte als das mi
des mit G als ut beginnenden Hexachords, d. h. die Unterscheidung des B von H
(B rotundum oder molle [♭] und B quadratum oder durum [♮], vgl. Versetzungszeichen) wurde damit
begreiflich gemacht. Jedes
Überschreiten des Tons A nach der Höhe (sei es nach B oder H) bedingte nun aber einen Übergang aus dem
Hexachordum naturale entweder in das mit
F beginnende (mit B molle [B], daher Hexachordum molle) oder das mit G beginnende
(mit
B durum [H], daher Hexachordum durum); im erstern Fall erschien der Übergang von G nach A als sol-mi
, im
andern als sol-re. Vom erstern stammt der Name S. Jeder
¶
derartige Hexachordwechsel hieß Mutation. Die folgende Tabelle mag das veranschaulichen:
^[img]
Die geklammerten Vertikalreihen hier sind die Hexachorde: die unterhalb mit
♮ bezeichneten Reihen Hexachorda dura (mit
h),
die mit
b bezeichneten Hexachorda mollia (mit b), die ohne Abzeichen naturalia (weder h noch b enthaltend). Die Horizontalreihen
ergeben die zusammengesetzten Solmi
sationsnamen der Töne (Gamma ut bisē la). Zur bequemen Demonstration
der S. bediente man sich der sogen. Harmonischen Hand (s. d.). In Deutschland
[* 4] ist die S. nie sehr beliebt gewesen; dagegen
verdrängten in Italien
[* 5] und Frankreich die Solmi
sationsnamen gänzlich die Buchstabennamen der Töne, ja man bediente sich längere
Zeit daselbst sogar der zusammengesetzten Namen C solfaut, G solreut etc., weil nämlich C im Hexachordum
naturale ut, im Hexachordum durum fa und im Hexachordum molle sol war etc. Der italienische
Name Solfa für Tonleiter sowie solfeggiare, solfeggieren (d. h. die Tonleiter singen), kommt natürlich auch von der S. her.
Für das moderne System der transponierten Tonarten wurde die S. unpraktikabel. Als man anfing, die zusammengesetzten
Solmi
sationsnamen zu schwerfällig und, was wichtiger ist, nicht ausreichend zu finden (nämlich für die Benennung der chromatischen
Töne), und den einfachen Silben ut, re, mi
, fa, sol, la ein für allemal feststehende Bedeutung anwies, um sie durch
♭ und ♯ beliebig verändern zu können, bemerkte man, daß ein Ton (unser H) gar keinen Namen hatte; indem man nun auch
diesem Ton einen Namen gab, versetzte man der S. den Todesstoß, denn die damit
beseitigte Mutation war deren Wesenskern.
Einfacher wäre es freilich gewesen, zur schlichten Buchstabenbenennung zurückzukehren, wie sie durch
die Schlüsselzeichen ^[img] ein für allemal in unsrer Tonschrift implizite enthalten ist. Statt dessen soll um 1550 Hubert
Waelrant, ein belgischer Tonsetzer, die sogen. belgische S. mit
den sieben Silben: bo, ce, di, ga, lo, ma, ni (Bocedisation)
vorgeschlagen und eingeführt haben, während um dieselbe Zeit der bayrische Hofmusikus Anselm von Flandern
für H den Namen si, für B aber bo wählte (beide galten nach alter Anschauung für Stammtöne).
Henri van de Putte (Puteanus, Dupuy) stellte in seiner »Modulata Pallas« (1599) bi für H auf, Adriano Banchieri in der »Cartella
musicale« (1610) dagegen ba und Pedro d'Urenna, ein spanischer Mönch um 1620, ni. Ganz andre Silben wünschte
Daniel Hitzler (1628): la, be, ce, de, me, fe, ge (Bebisation), unserm A, B, C, D, E, F, G entsprechend, und noch Graun (1750)
glaubte mit
dem Vorschlag von da, me, ni, po, tu, la, be etwas Nützliches zu thun (Damenisation). Von allen
diesen Vorschlägen gelangte schließlich nur der zu allgemeiner Geltung, die Silbe si für H (aber ohne bo für B) zu setzen,
und dies erklärt sich hinreichend daraus,
daß das si wie die übrigen Solmisationssilben dem erwähnten Johanneshymnus
entnommen ist (die Anfangsbuchstaben der beiden Schlußworte: Sancte Ioannes).
Nr. | Ergebnis | Solmisation |
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1 | ****** | Sol|mi|sa|ti|on, die; - [ital. solmisazione, zu den Tonsilben sol u. mi des von Guido v. Arezzo ... |
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La, s. Solmisation
Labisation, s. Solmisation
Mi, s. Solmisation
Re, s. Solmisation
Solmisation
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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15.14 | Solmisation | Adriano Banchieri in der | "Cartella musicale" | (1610) |
58.542 | Guido | "Micrologus Guidonis de disciplina artis musicae" | die bedeutendste ist. Aus ihnen ergiebt sich, daß G. erstens eine neue Methode des Unterrichts (die Solmisation, s. d.) zugeschrieben, was aber seine Schriften zweifelhaft lassen. G.s sämtliche Schriften sind in Gerberts "Scriptores ecclesiastici de musica sacra", Tl. 2 (St. Blasien |
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