Meyr
,
Melchior, Dichter und
Philosoph, geb. zu Ehringen bei
Nördlingen,
[* 3] studierte in
München,
[* 4]
Heidelberg
[* 5] und
Erlangen
[* 6] anfänglich die
Rechte, dann ausschließlich
Philosophie und
Ästhetik, begann seine litterarische
Laufbahn mit dem
Idyll
»Wilhelm und Rosina«
(Münch. 1835) und der
Schrift »Die poetischen
Richtungen unsrer Zeit«
(Erlang. 1838)
und siedelte 1841 nach
Berlin
[* 7] über, wo er bis 1852 namentlich journalistisch thätig war. Erst seit von 1851 an
die
Tragödie
»Herzog
Albrecht« (Stuttg. 1862) den Weg über eine
Reihe von
Bühnen gemacht, begann Meyrs
eigentliche produktive
Thätigkeit
und Wirksamkeit. Den »Gedichten« (Berl.
1856) folgten als sein bestes Werk die
»Erzählungen aus dem
Ries« (das. 1856-70; 3. Aufl., Leipz.
1875, 4 Bde.), welche in ihrer ungekünstelten Schlichtheit und
Frische, ihrer treuen
Beobachtung des
Rieser Volkslebens den besten deutschen Dorfgeschichten hinzuzurechnen sind und einen
Künstler wie
Enhuber zur
Illustration anregten.
Als weitere poetische Arbeiten sind zu nennen: »Vier Deutsche«, [* 8] politischer Roman (Stuttg. 1861, 3 Bde.);
»Karl der Kühne«, Tragödie (das. 1862);
»Novellen« (das. 1863);
»Ewige Liebe«, Roman (Braunschw. 1864, 2 Bde.);
»Erzählungen« (Hannov. 1867);
»Gleich und Gleich«, Geschichte aus dem Ries (Leipz. 1867);
»Dramatische Werke«, mit einem Vorwort: »Die Gefahr und das Heil des deutschen Dramas« (Hannov. 1868);
»Duell und Ehre«, Roman (Leipz. 1870);
»Die Religion des Geistes«, religiöse und philosophische Gedichte (das. 1871).
Eine andre Reihe von Schriften: »Gott und sein Reich« (Stuttg. 1860),
»Emilie, drei Gespräche über Wahrheit, Güte und Schönheit« (das. 1863),
»Die Fortdauer nach dem Tod« (Leipz. 1869, 2. Aufl. 1875),
»Die Religion und ihre jetzt gebotene Fortbildung«, 40 Briefe (das. 1871),
denen sich die
»Gedanken über
Kunst,
Religion und
Philosophie« (aus dem
Nachlaß hrsg. von
Graf Bothmer und Meyr
Carriere, das. 1874) anschlossen, vertraten und
begründeten zum Teil eine deistische
Philosophie, der es nicht an einzelnen begeisterten Anhängern fehlte. Die anonym erschienenen
»Gespräche mit einem
Grobian« (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1867) fanden wegen
der geistvollen
Klarheit und der Tüchtigkeit der darin niedergelegten
Anschauungen verdienten Beifall. Seit 1852 in
München
wohnhaft, starb er daselbst
Vgl.
Graf Bothmer, Melchior Meyr;
Biographisches,
Briefe, Gedichte (Leipz. 1874).