Meurthe
(spr. mört),
Fluß im nordöstlichen
Frankreich, entspringt am Westabhang der
Vogesen an der
elsässischen
Grenze, wird unterhalb
Nancy
[* 2] schiffbar, ist jedoch fast nur zum Holzflößen geeignet und mündet nach einem
Laufe von 161 km bei
Frouard in die
Mosel. - Nach diesem
Fluß benannt war das
Departement Meurthe
, das in fünf
Arrondissements ein
Areal von 6090 qkm (110,6 QM.) umfaßte, durch
den
Frankfurter
Frieden vom jedoch derart verkleinert wurde (ungefähr die
Arrondissements
Château-Salins und
Saarburg
kamen an das
Deutsche Reich),
[* 3] daß es mit den Resten des
Departements Moselle
(Arrondissement
Briey) zu einem neuen
Departement
Meurthe
-et-Moselle verschmolzen ward.
Letzteres besteht aus Teilen des ehemaligen Herzogtums
Lothringen und der drei
Bistümer
Metz,
[* 4]
Toul
[* 5] und
Verdun,
[* 6] grenzt im
W. an das
Departement
Maas, im
S. an das der
Vogesen, nordöstlich an das
Deutsche Reich
(Lothringen),
Luxemburg
[* 7] und
Belgien
und hat einen Flächenraum von 5232 qkm (95 QM.). Das
Departement Meurthe
-et-Moselle gehört ganz dem
Hochland von
Lothringen an,
das sich im
W. an die
Vogesen anlagert. Es wird von der
Mosel und deren Zuflüssen Madon, und
Orne, dann
im N. von der
Chiers bewässert. Die
Höhen sind teilweise reich bewaldet, teilweise mit
Wein bepflanzt; der
Boden ist fruchtbar.
In seiner Bearbeitung sind in den letzten Dezennien außerordentliche Fortschritte gemacht worden. Von
¶
mehr
der Gesamtfläche kommen auf Ackerland 2143 qkm, auf Cerealienbau allein 34,4 Proz. des Areals, auf Weinland 20,000 Hektar. Die Bevölkerung [* 9] belief sich 1886 auf 431,693 Einw. (82 auf 1 qkm). Bodenprodukte sind: Getreide [* 10] (durchschnittlich 3,5 Mill. hl), insbesondere Weizen und Hafer, [* 11] sehr viel Kartoffeln (4-5 Mill. hl), außerdem Hülsenfrüchte, Zucker- und Futterrüben, Hopfen, [* 12] Ölsaat, Obst und Wein (von letzterm durchschnittlich gegen 800,000 hl). Der Viehstand ist verhältnismäßig bedeutend an Pferden (57,300 Stück), Schweinen (97,100), Schafen sowie an Bienen, geringer dagegen an Rindvieh (83,000 Stück).
Die Waldungen bergen viel Wild, die Gewässer liefern große Mengen von Fischen. Sehr ergiebig sind der Bergbau [* 13] auf Eisenerz, wovon 1883: 2,140,168 Ton. gefördert wurden, und die Eisenhüttenindustrie, welche 1886: 735,684 Ton. Roheisen, 38,689 Ton. Kommerzeisen und Blech und 86,586 Ton. Stahl und Stahlschienen produzierte. Sowohl in der Eisenerz- als in der Roheisen- und Stahlproduktion nimmt das Departement daher auch den ersten Rang in Frankreich ein. Das Mineralreich liefert außerdem namentlich Steinsalz (1883: 239,500 Ton.). Von den Mineralquellen sind die bekanntesten die von Mousson.
Neben der metallurgischen Industrie sind ebenfalls von hoher Bedeutung die Glas- und die Thonwarenindustrie, wovon erstere, nur der Industrie der Departements Seine und Nord nachstehend, 1883 in fünf großen Fabriken (darunter jene zu Baccarat und Cirey) mit 3500 Arbeitern Produkte im Wert von 18,4 Mill. Frank lieferte, letztere in 7 Fabriken mit 2170 Arbeitern eine Produktion im Wert von 5,7 Mill. Fr. ergab; sodann die Textilindustrie, namentlich Baumwollindustrie (9 Fabriken, 1760 Arbeiter, 64,342 Spindeln, 4814 Kraftstühle) und Schafwollindustrie (11 Fabriken, 1738 Arbeiter, 30,450 Spindeln, 500 Kraftstühle).
Dahin gehören weiter die berühmte Stickereiindustrie und die Verfertigung künstlicher Blumen zu Nancy (s. d.) sowie die Spitzenfabrikation. Das Departement zählt außerdem 4 Papierfabriken, eine Kerzen-, eine Rübenzucker- und eine Tabaksfabrik, mehrere Chemikalienfabriken, zahlreiche Ziegel- und Kalkbrennereien und Sägemühlen, Handschuhmanufakturen u. a. Entsprechend der hoch entwickelten Industrie, wird im Departement auch lebhafter Handel mit den erwähnten Fabrikaten sowie mit Salz, [* 14] Kohle, Holz, [* 15] Getreide, Vieh und Wolle getrieben.
Als Kommunikationswege dienen, außer der Eisenbahn Paris-Avricourt-Straßburg mit Abzweigungen nach Metz, Epinal, St.-Dié, Cirey u. a., dann den Linien Metz-Verdun und Mézières-Diedenhofen mit der Seitenlinie über Longwy nach Belgien, die schiffbaren Flüsse [* 16] und der Marne-Rheinkanal. Die Volksbildung steht verhältnismäßig auf sehr hoher Stufe; das Departement nimmt, da von je 100 über 6 Jahre alten Personen nur 8 weder lesen noch schreiben können, nach dem Departement Doubs den ersten Rang in ganz Frankreich ein. In administrativer Beziehung zerfällt es in die vier Arrondissements: Nancy, Briey, Lunéville und Toul;
Hauptstadt ist Nancy.
Vgl. Braconnier, Richesses minérales du département de Meurthe
-et-Moselle (Nancy
1872).