Metastasĭo,
Pietro Antonio Domenico Bonaventura, klassischer ital. Dichter, geb. zu Assisi, war der Sohn eines armen Handwerkers, Namens Trapassi, und empfahl sich, kaum 10 Jahre alt, durch geschicktes Improvisieren dem berühmten Rechtsgelehrten Gravina, der ihm die Mittel zur wissenschaftlichen Ausbildung gewährte und ihn ¶
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zugleich veranlaßte, seinen italienischen Familiennamen ins Griechische zu übersetzen. Metastasio
begann zunächst das Studium der
Rechte, gab dasselbe aber, nachdem sein Wohlthäter ihn zum Erben seines ansehnlichen Vermögens eingesetzt hatte, auf, um sich
ganz seiner Neigung zur Dichtkunst hingeben zu können. Er versuchte sich zuerst in der Tragödie, wandte sich
aber auf Veranlassung der Sängerin Bulgarini dem lyrischen Drama zu und wurde der Schöpfer des neuen italienischen Singspiels.
Seine »Didone abbandonata«, welche 1724 in Neapel
[* 3] aufgeführt ward, machte seinen Namen schnell berühmt. Mehrere andre mit
nicht geringeren Beifall aufgenommene Opern folgten in den nächsten Jahren. 1729 von Kaiser Karl VI. mit
einem jährlichen Gehalt von 4000 Gulden zum Hofdichter ernannt, siedelte Metastasio
im folgenden Jahr nach Wien
[* 4] über. Als nach dem
Tod Karls VI. das Theater
[* 5] geschlossen wurde, dichtete eine große Anzahl von Kantaten, von denen sich aber nur wenige in der
Gunst des Publikums erhalten haben.
Sein Ruhm beruht auf seinen Opern, die sich durch ihren edlen Stil, echt lyrischen Charakter und Harmonie des Versbaues auszeichnen. Auch übersetzte er einige Satiren des Juvenal und des Horaz. Er starb in Wien, wo ihm 1855 in der Michaelerkirche ein Denkmal gesetzt wurde. Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Werke sind die Pariser (1780-82, 12 Bde.) und die Mantuaner (1816-20, 20 Bde.) hervorzuheben.
Vgl. A. Hiller, Über und seine Werke (Leipz. 1786);
Burney, Memoirs of the life and writings of the abate Metastasio
(Lond.
1796);
Mussafia, Pietro Metastasio
(Wien 1882);
Falconi, P. M. poeta alla corte di Carlo VI e di Maria Teresa (das. 1883).
Metastasios
Briefwechsel gab Carducci heraus (Bologna 1883).