(von dem FlußAchates [Drillo] auf Sizilien
[* 3] herzuleiten), die allgemeine Bezeichnung für
gestreifte Kieselablagerungen, deren einzelne Streifen verschiedene Farbe und Dichtigkeit zeigen. Der Achat
[* 4] besteht vorzüglich
aus verschiedenen Varietäten von Chalcedon, also aus mikrokristallinischer Kieselsäure, und die einzelnen Lagen zeigen bald
gröbere, bald feinere Struktur und sind oft äußerst dünn, so daß ein paar Hundert auf 1 mm kommen.
Ganz amorphe (wasserhaltige) Kieselsäure kommt in den Achaten jedenfalls sehr selten vor.
Die verschiedene Farbe rührt gewöhnlich von Eisen- und Manganverbindungen her, doch sind die Onyxe (schwarz und weiße Lagen)
und Sardonyxe (rot und weiße Lagen) meist künstlich gefärbt. Zwischen und über dem Chalcedon finden sich meist drusige Amethystlagen.
Der meiste Achat kommt aus sogen. Achatmandeln, die namentlich im Melaphyrgestein gefunden
werden. Im eigentlichen Melaphyrmandelstein sind jedoch die Mandelräume keineswegs mit Achat, sondern wie in andern
Mandelsteinen vorzüglich mit Kalkspat,
[* 5] Grünerde etc. ausgefüllt.
Achatmandeln finden sich gewöhnlich vereinzelt, und nur an gewissen Punkten ist eine Anhäufung derartiger Gebilde zu
beobachten. In größerer Menge finden sich dieselben namentlich im Melaphyr bei Obersteina. d. Nahe, wo früher der meiste Achat gegraben
wurde. Seit etwa 50 Jahren verarbeitet man jedoch fast nur sogen. »brasilische
Achate« aus Uruguay.
[* 6] Dort scheint das Vorkommen ein ähnliches zu sein wie an der Nahe; die meisten, oft
riesigen Mandeln kommen jedoch von dort als abgeschliffene Geschiebe. Unversehrt entspricht die Form der
¶
mehr
Achatmandeln meistens durchaus ihrer Bezeichnung; äußerlich sind sie gewöhnlich mit kieseliger Grünerde bekleidet, dann
folgen die verschiedenen Chalcedonlagen und im Innern drusiger Amethyst. Sehr häufig umschließt die Mandel einen hohlen Drusenraum,
worin noch Kalkspat, Zeolithe und andre Mineralien
[* 8] zur Abscheidung gekommen sind. Bei Oberstein schmiegen sich alle Chalcedonlagen
der äußern Mandelform an, in den brasilischen Mandeln findet sich im Innern meist eine Schicht planparalleler,
horizontaler Lagen.
Nicht selten werden beim Durchschleifen die Kanäle bloßgelegt, durch welche die innere Masse oder vielmehr die Flüssigkeit,
welche sie gelöst enthielt, in den Mandelraum eingedrungen ist. Dieser ist also zuerst gebildet, und von außen
nach innen fortschreitend sind die einzelnen Lagen aus wässeriger Lösung abgeschieden, wobei das abgeschiedene Mineral nicht
selten der nachdringenden Flüssigkeit den Weg verstopfte und also im Innern ein Hohlraum übrigblieb.
Vom Monte Tondo bei Vicenza kannte schon Plinius die Chalcedonkugeln, durch deren durchscheinende Wände man im Innern Flüssigkeit
wahrnimmt. Als äußere Zufuhrkanäle muß man feine Gesteinsspalten annehmen, und der scharfe Rand an den
Mandeln deutet wohl unzweifelhaft auf solche Wege hin. Zuweilen bildet der Achat auch die gangartige Ausfüllung
von Spalten in Melaphyr, Porphyr oder anderm Gestein. So findet sich ein vielstreifiger Bandachat gangförmig bei Schlottwitz
in Sachsen;
[* 9] an einer Stelle ist die ältere Achatmasse dieses Ganges durch Querspaltung zertrümmert, und
die Bruchstücke sind später durch Amethyst wieder verkittet (Trümmerachat). Andre Benennungen, wie Festungs-, Korallen-, Wolkenachat
etc., beziehen sich auf den zufälligen Verlauf der Zeichnungen; der Moosachat (Mockastein) enthält schwarze Mangandendriten;
der Regenbogenachat zeigt als Interferenzwirkung der dünnen LagenNewtonsche Farbenringe. S. Tafel »Mineralien«
Fig. 12 u. 20.
Verwendung. Durch Färbung und Zeichnung ausgezeichnete Achate wurden schon von den Alten zu geschnittenen Steinen verwendet.
Gegenwärtig werden sie zwar minder geschätzt, doch verarbeitet man sie noch zu Reibschalen, Glättsteinen, Kameen,
[* 10] Ringsteinen,
Agraffen, Armbändern, Rosenkränzen, Stockknöpfen, Messerstielen, Schussern (Klickern, jährlich in Oberstein
300,000 Stück) und zu vielen andern Kleinigkeiten. Hierbei macht man vielfach Gebrauch von der Möglichkeit, den Achat zu färben.
Dieselbe beruht auf der verschiedenen Natur der einzelnen Lagen des Steins, von denen die einen porös genug sind, um Flüssigkeiten
aufzusaugen, die andern nicht. So werden gegenwärtig die meisten Onyxe künstlich bereitet. Der Achat wird
in verdünnter Honig- oder Zuckerlösung 2-3 Wochen erwärmt, dann aber in konzentrierter Schwefelsäure
[* 11] gekocht. Nachdem er
abgetrocknet ist, wird er geschliffen, einen Tag inÖl gelegt und endlich mit Kleie abgewaschen. Die poröse Lage, in welcher
der eingedrungene Honig durch die Schwefelsäure verkohlt worden ist, erscheint je nach der Porosität grau,
braun oder schwarz, die undurchdringliche weiße, kristallinische Schicht noch heller und glänzender, und sind rote Streifen
vorhanden, so zeigen sich auch diese in ihrer Färbung erhöht.
Durch verschiedene Chemikalien lassen sich beliebige Farben erzeugen, sobald der Achat überhaupt nur Flüssigkeiten aufsaugt.
Vor der Verarbeitung wird der Stein oft gebrannt, um seine Farbe zu verändern, und dann noch 1-2 Wochen
in Schwefel- oder Salpetersäure gelegt. Das Färben aber wird meist erst an den geschliffenen Steinen vorgenommen,
obwohl die
Farbe tief in die Steinmasse eindringt und auch auf dem Bruch mehr oder weniger deutlich hervortritt. Das Schleifen
des Achats geschieht in den sogen. Achatmühlen auf großen Schleifsteinen von Vogesensandstein, welche am äußern Umfang teils
ebene Bahnen, teils Hohl- und Rundkehlen haben, die von den Schleifern geschickt benutzt werden, um den Gegenständen verschiedene
Formen zu geben. Da der Arbeiter alle Kraft
[* 12] anwenden muß, um das zu schleifende Achatstück an den Stein
anzudrücken, so liegt er mit Brust und Leib auf einem niedern Schemel mit ausgestreckten und an starke Querleisten angestemmten
Beinen. Das Vertiefen von Schalen, Mörsern, Tassen etc. geschieht auf kleinen Steinen von entsprechendem Durchmesser, das Polieren
meist auf Walzen von hartem Holz,
[* 13] die mit feinem feuchten Tripel oder Bolus bestrichen werden. Zum Bohren
des Achats bedient man sich schnell rotierender Stahlstifte mit Diamantstaub oder Diamantstückchen. In neuester Zeit wurden
zum Schleifen auch besondere Maschinen benutzt.
Achat wird in vielen Hauptstädten Europas, zu Jekaterinburg am Ural, in Schlesien,
[* 14] Baden,
[* 15] Sachsen, Böhmen,
[* 16] auch in China,
[* 17] Japan und
Hinterindien
[* 18] zu Schmuckgegenständen etc. geschliffen, und in der Gegend
von Idar und Oberstein bildet die Achatschleiferei eine fabrikmäßige Industrie, welche sich auf das Vorkommen des Achats in der
dortigen Gegend stützt, und deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückgehen. Zu Anfang des 17. Jahrh. war sie bereits zu
ziemlicher Bedeutung herangewachsen; einen großen Aufschwung aber nahm sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.,
wo man anfing, Achatwaren zuerst in Silber, dann in vergoldeten Tombak zu fassen.
Diese Bijouterie fausse bildete sich namentlich in Oberstein aus und brachte später auch reine Metallwaren auf den Markt. Nach 1813 entdeckte
man die Farbenveränderung der Steine durch Brennen, und 1819 brachte ein Idarer Handelsmann das von einem
römischen Steinschneider erworbene Geheimnis des Schwarzfärbens in die Heimat. Seitdem entwickelte sich die Färberei des Achats
sehr schnell und wurde eine der Hauptursachen des Aufblühens der Achatindustrie, welche nun auch fremdländische Steine,
namentlich Achat aus Uruguay, verarbeitete.
Seit 1834 kam dies Material nach Idar, und nun entwickelte sich die Achatindustrie in bisher nicht gekannter
Weise, besonders auch, da die reichlich aus Südamerika
[* 19] eintreffenden Onyxe das Aufblühen der Steinschneidekunst
[* 20] in Paris
[* 21] und
Idar veranlaßten. Man fertigt hauptsächlich Kameen, jetzt auch Intaglien, zum Teil von hohem Kunstwert, und macht mit denselben
große Geschäfte. Für Afrika
[* 22] werden aus streifigem Achat Amulette (Oliven, Turmringe etc.) gearbeitet. Die Zahl der Achatschleifereien
beträgt gegenwärtig 153, für welche 1400 Schleifer thätig sind.