Messing
(frz. lacton, engl. yellow brass, brass); ist
die gebräuchlichste
Legierung des
Kupfers mit
Zink. Die beiden Metalle lassen sich unter jedem denkbaren Mengenverhältnis
zusammenschmelzen; jedoch ist M. aus mehr
Zink als
Kupfer ungebräuchlich, weil zur Verarbeitung wenig geeignet. Erst bei gleichen
Teilen
Kupfer und
Zink wird eine brauchbare
Legierung erhalten; für gewöhnlich aber überwiegt ersteres
das letztere um das Zwei-, Drei- und Mehrfache; die gewöhnlichen Sorten des gelben Messings
enthalten etwa 24 bis 36%
Zink.
Bei weiterem Herabgehen des Zinkgehalts bis auf etwa 18 bis 8% erscheinen die
Legierungen nicht mehr hell
messinggelb
, sondern mehr oder weniger gold- oder rotgelb und führen die Bezeichnung Rotmessing, Rotguß,
Tombak (frz. tombac,
engl. tombac, red brass). -
Auch gehören hierher alle solche Legierungen, bei denen es hauptsächlich auf Erzielung einer möglich goldähnlichen Farbe abgesehen ist, wie Mannheimer Gold, Prinzmetall, Similor, Pinchbeak etc. Die Legierung zu dem unechten Nürnberger Blattgold besteht aus 11 Teilen Kupfer und 2 Teilen Zink. -
Je kupferreicher, um so röter und dehnbarer fällt die
Legierung aus. Indes bindet sich die Farbe nicht so konsequent an
das Mengenverhältnis, denn es erscheint z. B. M. mit 40%
Zink viel dunkler und röter als solches von 80
Kupfer
mit 20
Zink. Die Dehnbarkeit dagegen wächst und nimmt ab wie der Kupfergehalt, denn diese Eigenschaft kommt speziell dem
Kupfer zu. Bei der Herstellung des M. werden je nach Bestimmung und Preis desselben die passenden Verhältnisse genommen;
zu Gußmessing
werden häufig alte
Kupfer- und Messing
-Sachen und
Abfälle eingeschmolzen, wodurch Farbe und
Zusammensetzung stark von Zufälligkeiten abhängig ist. Dabei gelangt in die Masse auch etwas
Zinn und
Blei von Lötstellen,
was für den Guß und die Bearbeitung der Gußstücke keinen Übelstand bildet, wohl aber in solchen Fällen, wo die volle
Dehnbarkeit beansprucht wird, nachteilig ist. -
Die Darstellung des M. geschah in frühern Zeiten in der Weise, daß Galmei mit zerkleinertem Kupfer und Kohlenstaub im Gemenge eingeschmolzen wurde, sodaß ein Freimachen des Zinks und seine Verbindung mit dem Kupfer in eine Operation zusammenfiel. Bequemer und rascher als nach diesem jetzt kaum noch eingeschlagenen Verfahren, welches ein ¶
mehr
zweimaliges Schmelzen erforderte, bereitet, oder brennt man jetzt das M. durch direktes Zusammenschmelzen der beiden Metalle.
Ein Messing
brennofen enthält eine Anzahl Tiegel, in welche Kupfer und Zink in Stücken abwechselnd mit Kohlenklein eingeschichtet
und mit einer dicken Schicht von Kohlenstaub überdeckt werden. Die flüssig gewordene Masse aller Tiegel wird in
einen großen zusammengegossen, gerührt und abgeschäumt. Nun erfolgt der Guß zu Stückmessing
, oder zu Tafelmessing. Im
ersten Falle gießt man in Mulden, die im Boden der Hütte in Stand gemacht sind, hebt das Metall, sowie es erstarrt ist,
noch heiß heraus und zerschlägt es in Stücke, welche für Gelbgießereien u. a.
das Rohmaterial bilden. Die Messing
tafeln von 6-20 mm Dicke werden entweder sofort oder nach nochmaligem Umschmelzen zwischen
zwei großen mit Lehm und Kuhmist überzogenen Granitplatten gegossen.
Die Tafeln finden zum Teil direkt Verwendung; die stärkeren bei Pumpen- und Spritzenfabrikanten, und Graveuren. Etwas dünneres
Tafelmessing
gebrauchen Gürtler, Wagenbauer u. a. Die Tafeln kommen aus
dem Guß rauh und durch Oxyd geschwärzt und erhalten daher erst eine mehr oder weniger sorgfältige Zurichtung ihrer Oberfläche
durch Beizen, Schaben oder Behandlung auf der Hobelmaschine, meist auch durch Glätten zwischen stählernen Glättwalzen.
Ein andrer Teil des rohen Tafelmessings
wird auf den Hütten durch Zerschneiden und mehrmaliges Strecken
auf Walzwerken zu den verschiednen Sorten von Messing
blech (s. unter Blech) verarbeitet. Aus Blechen geht ferner der Messing
draht
in seinen verschiednen Stärken hervor, indem jene auf Maschinen in schmale vierkantige Leistchen, Drahtband, zerschnitten
werden, welche die Drahtzieher verarbeiten. -
Das M. tritt in seinen ungemein zahlreichen Anwendungen überall vor Augen. Es findet viel häufiger als Kupfer und Zink allein Verwendung. In dem M. sind die guten Eigenschaften der beiden Metalle vereinigt und es wird dadurch gleichsam ein drittes, höher gewertetes Metall geschaffen, das weniger kostet als Kupfer. Das M. ist härter als dieses, weniger der Abnutzung und atmosphärischen Einflüssen unterworfen, besitzt eine gefälligere Farbe und große Politurfähigkeit.
Vom Kupfer hat es die Eigenschaft, in kaltem Zustande in hohem Grade dehn- und hämmerbar zu sein; es läßt sich mit Leichtigkeit
strecken, treiben, zu dem dünnsten Blech auswalzen und dem feinsten Draht ausziehen, allerdings unter der Voraussetzung, daß
es bei diesen Bearbeitungen wiederholt ausgeglüht wird, um ihm die Härte zu nehmen, die es bei dem
Walzen etc. erhielt. Im glühenden Zustande sind viele Messing
sorten brüchig, doch erweisen
sich Legierungen mit 35-40% Zink als sehr gut unter dem Hammer und Walzen streckbar (schmiedbares M.). -
Als Gußmaterial hat das M. hohen Wert; es ist dünnflüssig, füllt deshalb die Formen gut aus und gibt dichte Güsse. - Der Rotguß wird in ganz gleicher Weise wie das M. hergestellt; für manche Zwecke wird ihm noch ein sehr kleiner Anteil Zinn beigegeben. Er ist vermöge seines größern Kupfergehalts nicht nur tiefer von Farbe, sondern auch feiner im Korn, weicher und dehnbarer. Rotguß findet zu den verschiedensten Zwecken Anwendung, sowohl zu größeren Stücken, Maschinenteilen u. dgl., als zu Kurzwaren. Der tiefere Farbenton macht die kupferreicheren Legirungen besonders geeignet für zu vergoldende Artikel, und dienen solche daher in großer Ausdehnung zu Bijouteriewaren (unechtem Goldschmuck). Hierher gehören auch die sog. Leonischen Waren aus vergoldetem Draht und Lahn in Form von Tressen, Kantillen, Quasten u. dgl.
Bei solchen Drähten und dann auch bei dem Flitter- oder Rauschgold greift auch eine andre noch zu erwähnende Messing-
oder
Tombakbildung Platz, die sich nur auf der Oberfläche vollzieht, die sog. Zementation. Man
bringt die kupfernen Drähte und dünnen Bleche in feuerfeste und luftdicht zu verschließende Kästen zugleich mit Zink, welches
zu unterst liegt. Durch die darauf einwirkende Hitze wird das Zink erst geschmolzen und dann in Dämpfe verwandelt, die sich
mit dem Kupfer zu M. verbinden. Derselbe Vorgang findet auch bei dem gewöhnlichen Schmelzen statt: das
zu unterst liegende Zink verdampft und die Dämpfe verbinden sich mit dem Kupfer zu leichtflüssigerem M., bis endlich der
ganze Einsatz in Fluß gekommen ist. -
Die Darstellung des M. geschieht teils in den Fabrikstädten, welche dasselbe stark verarbeiten, wie Nürnberg, Fürth, Iserlohn,
Berlin etc., teils gibt es in verschiednen Gegenden besondre Messing
hütten,
die sich nur mit Darstellung von Platten und Blechen, resp. Draht beschäftigen. Sehr schönes Tafelmessing
und Blech wird jetzt
in Berlin erzeugt, in Sachsen in Niederauerbach. In England ist der Hauptsitz der Messing
industrie Birmingham, in Belgien
Lüttich und Namur, in Frankreich Romilly und Givet. - Zoll: s. Tarif im Anh.
Nr. 19 a bis d. Vergoldete oder versilberte Messing
waren, ferner fein gearbeitete und
zugleich vernierte desgl. vernickelte Galanterie- und Quincailleriewaren werden gem.
Tarif Nr. 20 b 1, bzw. 2 des Tarifs verzollt.