Messenĭen,
die südwestlichste Landschaft des Peloponnes, wird im O. durch den Taygetos von Lakonien, im N. durch das Lykäongebirge (jetzt Tetragi und Diaphorti) und die tief eingeschnittene Schlucht, in welcher die Neda fließt, von Arkadien und Elis getrennt, im W. und im S. vom Ionischen Meere bespült, das von S. her tief in das Land eindringt und so den Messenischen Meerbusen (Golf von Koroni) bildet. Die Mitte der Landschaft nehmen zwei, durch einen niedrigen Hügelzug getrennte Ebenen von üppiger Fruchtbarkeit ein, beide vom Flusse Pamisos durchflossen; die nördl. Ebene wurde nach einer alten Ortschaft Stenyklaros, die südliche Makaria («die gesegnete») genannt. Im O. der Ebenen erheben sich die dürren Ausläufer des nördl. Taygetos, worüber Bergpässe nach Sparta und Megalopolis führen; den westl. Teil der Landschaft nimmt dagegen ein breites Faltengebirge aus Thonschiefer und Kalkstein mit nordnordwestl.
Richtung ein, das im Sechi (1391 m) und Hagia Varvara (1220 m) gipfelt und gegen O. in die Ebenen
hinein den steilen
Berg Ithome (s. d., jetzt Vurkano) vorschiebt, gegen W. aber zum
Meere hin von einer fruchtbaren Bergterrasse
begleitet wird, heute wichtig durch ihren Korinthenbau. Nach S. setzt sich dieses
Gebirge in eine Halbinsel
fort, die im
Berge Mathia (jetzt Lykodimo, 957 m) gipfelt und im
Kap
Akritas (jetzt
Gallo) endet. Vor dieser Halbinsel liegen
im S. die kleinen Önussischen
Inseln
Schiza und Sapienza,
vor der Westküste die
Insel
Sphagia
(Sphakteria), die die
Bucht von
Pylos (Navarino) vom
Meere abscheidet, und weiter nördlich das Inselchen Proti. Messenien
wurde nach der Überlieferung
in den ältesten
Zeiten von Lelegern und
Achäern bewohnt und bildete zum
Teil ein
Staatsgebiet mit der Hauptstadt Pylos, als
dessen Herrscher in der Homerischen
Dichtung
Nestor (s. d.) erscheint.
Mit dieser ältern Bevölkerung [* 2] vermischten sich die von Norden [* 3] her eindringenden Dorier; ihr Führer war der Sage nach Kresphontes, der ganz Messene unter seine Herrschaft einte. Der Eroberungsdrang der östlich benachbarten Lacedämonier führte bald zu Reibungen, schließlich zu erbitterten Kämpfen, die unter dem Namen Messenische Kriege bekannt sind, und in denen die Messenier trotz verzweifelter Gegenwehr schließlich erlagen. Einzelheiten dieser Kämpfe sind wenig bekannt und meist sagenhaft ausgeschmückt; nicht einmal die Zeit kennt man genau.
Den ersten Krieg verlegen die Alten in die J. 743–724 v. Chr., wahrscheinlich aber hat er etwas später, am Ausgang des 8. Jahrh. stattgefunden. Auf Spartas Seite führten ihn die Könige Polydorus und Theopompus, an der Spitze der Messenier stand Aristodemus (s. d.). Der Krieg endete mit der Eroberung des Ithome nach langer Belagerung. Den zweiten Krieg setzt die Überlieferung 685–668 v. Chr., doch gehört er wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 7. Jahrh. Diesmal führte die Messenier Aristomenes (s. d.), die bereits im Kampf nachlassenden Spartaner entflammte mit seinen Kampfliedern der Dichter Tyrtäus.
Nach einer schweren
Niederlage wurden die Messenier wieder in einer Bergfeste
(Ira im Norden) eingeschlossen und mußten endlich
kapitulieren. Danach wanderte ein
Teil der
Bevölkerung nach
Sicilien aus, wahrend die Zurückgebliebenen wieder zu
Heloten gemacht
wurden. So war Messenien
aus der Reihe der selbständigen griech.
Staaten gestrichen und blieb, da auch ein späterer
Versuch der eingeborenen
Bevölkerung, ihre Unabhängigkeit wiederzugewinnen (der sog. dritte
Messenische
Krieg, 464–455
v. Chr.,
der wieder den Ithome zum Mittelpunkt hatte), unglücklich ausfiel, eine
Provinz
Spartas bis zur Demütigung dieses
Staates
durch die
Thebaner unter
Führung des Epaminondas.
Dieser stellte 369 als selbständigen Staat her und gab ihm durch die Gründung der Stadt Messene am Fuße des Ithome (bedeutende Reste namentlich der Befestigungen sind jetzt noch vorhanden) einen neuen Mittelpunkt und festern Halt. Doch gelangte die neue Schöpfung zu keiner selbständigen polit. Bedeutung und spielte namentlich in den letzten Kämpfen vor dem Untergang der griech. Selbständigkeit, in den Kriegen des Achäischen Bundes und Macedoniens, weder eine glänzende, noch ehrenvolle Rolle. Außer Messene und den andern genannten Städten waren im ¶
mehr
Altertum von gewisser Bedeutung Ardania (im Norden) und Thuria (im Süden). In den folgenden Jahrhunderten lösten sich in
Messenien
die Herrschaft der Byzantiner, Franken, Venetianer, Türken ab. Gegenwärtig ist Messenien
ein Nomos des Königreichs Griechenland,
[* 5] der sich nordwärts bis zum untern Alpheios (Ruphia) ausdehnt, mit 3341 qkm Areal und (1889) 183232 E.
Der Nomos erzeugt große Mengen von Korinthen, Wein, Feigen und Oliven; auch Seidenbau wird betrieben. Der Hauptort ist Kalamä
(s. d.). Der Name des alten Messene ist jetzt (neugriech. Aussprache Messini) auf das im Volksmunde Nisi genannte Ackerbaustädtchen
übertragen. Dasselbe, am linken Ufer des bis hierher schiffbaren untern Pamisos in üppig fruchtbarer
Umgebung gelegen, ist Hauptort der Eparchie Messinia und zählt (1889) 6925, als Gemeinde (Pamisos) 8022 E.