Messenĭen
(griech.
Messēne, dorisch
Messāna, später Messenia), die südwestlichste
Landschaft des
Peloponnes, umfaßt
die westlichste der drei großen südlichen
Landzungen der
Halbinsel und reichte im
Altertum im N. bis an den Nedafluß (jetzt
Buzi), der sie von
Elis schied, im O. bis an das Taygetongebirge, welches die
Grenze gegen
Lakonien bildete.
Gegen
Arkadien lief die
Grenze auf der
Wasserscheide zwischen den Gebieten des
Pamisos und
Alpheios hin. Im heutigen
Königreich
Griechenland
[* 2] bildet diese
Landschaft den
Nomos Messenien;
doch gehört zu diesem nördlich noch das Land bis zum Ruphiafluß
(Alpheios),
während der südöstlichste
Streifen des alten an der Ostseite des
Messenischen
Meerbusens
(Golf von
Koron),
zum
Nomos
Lakonien geschlagen wurde.
Der
Nomos Messenien
hat 3443 qkm (62,52 QM.) Flächeninhalt
mit (1879) 155,760 Einw. und zerfällt in fünf Eparchien. ist seinem
Kerne nach das
Thal
[* 3] des wasserreichen
Pamisos (jetzt
Pirnatza), eine schöne weite Kulturebene, welche in
eine nördliche und eine südliche Hälfte zerfällt. Erstere ist die von Stenyklaros, wie das Heerlager der eindringenden
Dorier hieß; die zweite ist die fruchtbare Küstenebene Makaria. ist durch vereinzelt auftretende
Gebirge reich gegliedert:
im äußersten
Süden der Akritas
(Hagios Dimitri, 516 m), nördlich davon der Mathia (Lykodimo, 957 m), im
W. des
Landes das Ägaleongebirge (bis 1220
m) und im
Zentrum von Messenien
die Gipfel
Ithome (802
m) und Eua.
Milde des
Klimas,
Regen, Wasserfülle und dankbarer
Boden machen Messenien
zu der bevorzugtesten
Landschaft
Griechenlands, in der wie
im
Altertum, so noch jetzt
Wein- und Getreidebau fast überall stattfindet. Das nördliche Gebirgsland
enthält die schönsten
Weiden, und die südliche, überaus heiße
Ebene hat das ergiebigste Land und die üppigste
Vegetation.
Zu Messenien
gehören auch mehrere
Inseln an der
Süd- und Westküste des
Landes, darunter
Sphakteria (jetzt Sphagia), das im Peloponnesischen
Krieg eine
Rolle spielte. Die historisch merkwürdigsten
Orte waren: die Bergfeste
Ithome, an deren Belagerung
sich das Hauptinteresse des ersten
Messenischen
Kriegs knüpft;
Pharä (das heutige Kalamata), Methone und die 369 von Epameinondas am Fuß des Ithome gegründete Hauptstadt Messene, deren beim ¶
mehr
Dorf Mavromati noch vorhandene Ruinen überaus großartig sind. Heute liegen die bedeutendsten Städte an der See, auf den Trümmern
alter Plätze oder in der Nähe von Trümmerstätten; Hauptstadt ist Kalamata. - Die ältesten Einwohner Messeniens
waren Leleger,
zu denen jedoch schon frühzeitig Achäer kamen. Später gehörte der westliche Teil des Landes zu der Herrschaft
der äolischen Neleiden und der östliche zu Lakonien. Mit der Wanderung der Dorier, welche von Stenyklaros aus das Land eroberten
und es Messene, d. h. Mittel- oder Binnenland, nannten, wurde Messenien
eigner Staat und fiel dem Herakliden Kresphontes zu. Die Einwanderer
verschmolzen jedoch rasch mit den alten Einwohnern, welche sie nicht völlig hatten unterjochen können;
ja, selbst das Königtum war nicht den Doriern geblieben, nach Kresphontes' Sturz war das arkadische Geschlecht der Aipytiden
auf den Thron
[* 5] gekommen. Messenien
verlor ganz den dorischen Charakter, und in Ithome wurde wieder der pelasgische Zeus
[* 6] verehrt.
Dagegen war das Land zu großem Wohlstand gediehen, da die Ebenen außerordentlich fruchtbar, die Küsten hafenreich und für den Handel günstig waren. Dies erregte den Neid und die Eroberungsgier der Spartaner, welche in zwei Kriegen, den Messenischen, 743-724 und 685-668 das Land nach tapferm Widerstand unterwarfen. Die messenischen Geschlechter, welche übriggeblieben waren, wanderten meist aus, nach Arkadien und übers Meer nach Italien. [* 7] Die Zurückbleibenden wurden Heloten der Spartaner und mußten die Ackerlose der Sieger bebauen.
Was nicht als Landgut verteilt war, blieb als Weide
[* 8] liegen; die Küsten verödeten, und das herrliche Land verfiel in einen
traurigen Zustand. Eine Verwüstung Spartas durch ein Erdbeben
[* 9] 464 benutzend, erhoben sich die Messenier
zugleich mit den Heloten von neuem (dritter Messenischer Krieg), unterlagen jedoch nach zehnjähriger tapferer Gegenwehr (464-455)
und wurden von den Athenern in Naupaktos angesiedelt, von wo sie 425 das Unternehmen des Demosthenes gegen Pylos unterstützten
und nach dem Fall Athens nach Hesperides in Kyrenaika auswanderten. Messenien
lag nun ganz verödet und blieb spartanische
Provinz bis nach dem Fall Spartas. Epameinondas rief 370 nach der Schlacht bei Leuktra die Messenier zurück, gründete 369 die
neue, befestigte Hauptstadt Messene am Berg Ithome und führte eine demokratische Verfassung ein. Die Bevölkerung
[* 10] des Landes aber
blieb im ganzen gering. Später schlossen sich die Messenier an Philipp von Makedonien an, und 146 kam das
Land unter römische Herrschaft.
Vgl. Hertzberg, Die Geschichte der Messenischen Kriege (3. Aufl., Halle [* 11] 1875).