Messen
Messene - Messenien

* 3
Seite 61.806. oder Handelsmessen
, die längere Zeit andauernden Märkte, die für weite
Kreise
[* 2] und vorzugsweise für den
Großhandel
berechnet sind. Die Messen
entstanden im Anschluß an
Kirchenfeste (daher feria, frz. foire), an denen
«Messe» gelesen wurde und
welche eine große Menschenmenge herbeizogen, daber eine günstige Gelegenheit zu
Geschäften boten. Die
Schwierigkeiten des Verkehrs machten eine Konzentrierung der Warenzufuhr auf einige Hauptpunkte und eine periodische Zusammenkunft
von Käufern und Verkäufern an denselben sehr wünschenswert. Es wurden auf den Messen
nicht nur die zugeführten
Waren verkauft, sondern auch neue
Bestellungen gemacht und häufig auch Kredit von einer
Messe zur andern
gewährt. Dadurch bildete sich der Wechselverkehr aus, der für manche
Messe, besonders die
Lyoner, am Ausgange des Mittelalters
nicht minder wichtig wurde als der Warenverkehr und namentlich ein dem
System des
Clearing-House (s. d.) ähnliches Abrechnungsverfahren
hervorrief.
¶
mehr
Die Regierungen suchten, um die Messen
zu heben, dieselben durch die sog. Meßfreiheiten zu fördern, welche in Befreiung von Zöllen
und Abgaben, in freiem Geleit für die Reisenden und Warentransporte, in beschleunigtem Verfahren bei Rechtsstreitigkeiten,
Unzulässigkeit des Wechselarrests während der Messen
wegen früher fällig gewordener Wechsel u. s. w.
bestanden. Ebenso traf man Veranstaltung, daß die Zahlungen, welche bei den sehr verschiedenen Münz-
und Gewichtssystemen manche Schwierigkeiten hatten, sich auf den Messen
verhältnismäßig leicht machten. In neuerer
Zeit verloren die an Bedeutung, und einzelne sind ganz eingegangen.
Die Ursachen dieses Absterbens einer einst blühenden Einrichtung liegen in den veränderten Handels- und
Verkehrsverhältnissen. Nur wo es noch an ausreichenden und guten Kommunikationsmitteln fehlt, wie z. B.
in Rußland und Asien,
[* 4] stehen die Messen
noch in voller Blüte,
[* 5] während sie in Europa
[* 6] sich mehr und mehr zu bloßen Abrechnungstagen
und Musterausstellungen oder größern Jahrmärkten gestalten, bei denen der Detailverkauf das Übergewicht erlangt. Für
jede Messe besteht eine Meßordnung und auch eine Art von Meßrecht, insofern bestimmte örtliche Festsetzungen
rechtlicher Art für den Handelsverkehr zwischen den Meßbesuchern gelten.
Leipzig

* 7
Leipzig.
Die Zeiten der Messen
und die Dauer derselben sind fest bestimmt; doch beginnen die Geschäfte häufig schon vor der eigentlichen
Meßwoche. Die letzten Tage der Messen
sind die Zahltage, an welchen die Abrechnungen stattfinden. Über die
Fälligkeit der sog. Meßwechsel s. d. Die wichtigsten
deutschen Messen
sind die zu Leipzig
[* 7] und Frankfurt
[* 8] a. O. Diesen schließen sich Braunschweig
[* 9] und Frankfurt a. M. an. In Frankreich
waren früher sehr berühmt die Messen
der Champagne (Reims,
[* 10] Troyes, Châlons, Sedan)
[* 11] und die von Lyon
[* 12] und Beaucaire,
in Italien
[* 13] die zu Sinigaglia und Bergamo, in Spanien
[* 14] die von Medina del Campo; in Rußland hat gegenwärtig Nishnij Nowgorod die
bedeutendste von allen in Polen sind die Messen.
von Lodz und Warschau
[* 15] bemerkenswert. Außer Europa giebt es wichtige Messen
zu Tanta
in Ägypten,
[* 16] zu Mekka, zu Hardwar (Ostindien)
[* 17] und zu Irbit, Kiachta, Tschim und Tjumen in Sibirien. –
Vgl. Bourquelo, Études sur les foires de Champagne (2 Bde., Par. 1865–66);
Philippi, Die Messen
der Stadt Frankfurt a. O. (Frankf. a. O. 1877);
Hasse, Geschichte der Leipziger Messe (Lpz. 1885);
Chassignet, Essai historique sur les foires françaises au moyen âge (Nancy [* 18] 1890).