Merowinger
oder Merovinger, das Geschlecht der ältesten fränk. Könige. Der Name ist abgeleitet von Merowech oder Meroväus, von dem nichts Genaues bekannt ist; auch sein Sohn Childerich I. verliert sich fast ganz in der Sage und zum großen Teile auch noch dessen Sohn Chlodwig I., der von 481 bis 511 regierte und das Reich der Franken durch die Siege über Syagrius, über die Alamannen und die Westgoten und durch die Annahme des Christentums zu welthistor. Bedeutung erhob. Er teilte das Reich unter seine vier Söhne, doch starben drei Linien aus, so daß Chlothar I. von 558 bis 561 das ganze durch Thüringen und Burgund noch erweiterte Reich vereinigte. Unter seinen Söhnen und Enkeln wurde es dann wieder geteilt und durch Bruderkriege zerrissen (s. Brunhilde), aber von Chlothar II. 613 wieder vereinigt.
Chlothar II. und sein Sohn Dagobert I. waren die letzten kräftigen Herrscher aus dem Geschlecht der Merowinger
, aber
unter ihnen begann doch schon die Macht der Hausmeier (s. Major domus), indem sie für ihre jungen
Söhne in
Austrasien (Metz)
[* 2] eine besondere Regierung unter Leitung eines Major domus einrichteten. In dieser
Stellung erhob sich das mit den
Arnulfingern verbundene Geschlecht der Karolinger zu solcher Macht, daß
Grimoald, der Sohn
des ältern Pippin, 656 den Versuch machte, statt des Merowingers
Dagobert II. seinen eigenen Sohn zum König von
Austrasien
zu erheben.
Indem die andern mächtigen Familien dies nicht duldeten, blieb den Merowinger
der
Name des Königtums noch fast 100 Jahre erhalten,
aber seit 687 hatten die Karolinger die Gewalt vollständig in ihrer
Hand
[* 3] und Pippin der
Mittlere konnte es wagen, sie auf
einen unmündigen Enkel zu vererben. Obgleich dies nicht glückte und zu einem
Kriege unter den Karolingern
führte, so gewannen dadurch doch die Merowinger
das Regiment nicht wieder. Sie verloren in dieser Zeit vielmehr alle
Bedeutung, und
Karl Martell, der schließlich die karoling. Macht in sich vereinigte, konnte den
Thron
[* 4] der Merowinger
sogar sieben
Jahre lang unbesetzt lassen. Sein Sohn Pippin hat dann 743 noch einmal einen Merowinger
,
Childerich III., zum
König erhoben, ihn aber 752 durch die
Franken absetzen und ins
Kloster weisen lassen. Damit endete die Herrschaft der Merowinger.
Für die frühere Zeit der Merowinger
ist
Gregor von
Tours,
[* 5] für die spätere der sog. Fredegar mit seinen Fortsetzungen
die wichtigste
Quelle.
[* 6] -
Vgl. auch A. Thierry, Récits des temps mérovingiens (Par. 1840 u. ö.);
W. Junghans, Die Geschichte der fränk. Könige Childerich und Chlodovech kritisch untersucht (Gött. 1857);
Bornhak, Geschichte der
Franken unter den
Merowinger
(Tl. 1, Greifsw. 1863);
Huguenin, Histoire du royaume mérovingien d'Austrasie (Par. 1862);
Richter, Annalen der deutschen Geschichte im Mittelalter (1. Abteil., Halle [* 7] 1873);
G. Kaufmann, Deutsche [* 8] Geschichte bis auf Karl d. Gr. (2 Bde., Lpz. 1880 u. 1881).