Merlin
de
Thionville (spr. -läng dö thiongwil),
Antoine
Christophe, hervorragende
Persönlichkeit der französischen
Revolution, geb. zu
Diedenhofen
[* 2]
(Thionville), war beim
Ausbruch der
Revolution, deren
Grundsätzen er mit
Enthusiasmus
huldigte,
Huissier in seiner Vaterstadt und ward hierauf Parlamentsadvokat zu
Metz
[* 3] und 1791 De
putierter des Moseldepartements
in der
Gesetzgebenden Versammlung, wo er sich zur äußersten
Linken hielt. Er beantragte die
Konfiskation der
Emigrantengüter und die
Deportation der eidweigernden
Priester und hatte an den Ereignissen des einen hervorragenden
Anteil.
Von der Stadt Paris [* 4] in den Nationalkonvent gewählt, gehörte er auch hier zur äußersten Linken und stimmte für den Tod des Königs. Als Kommissar bei der Armee des Generals Custine bewies er 1793 in Mainz, [* 5] als es von den Preußen [* 6] belagert wurde, eine seltene Tapferkeit. Am 9. Thermidor 1794 unterstützte er die Angriffe gegen die Partei Robespierres und wurde bei dem Sturz der Schreckensregierung einer der zehn Konventskommissare. Zum Präsidenten des Konvents erwählt, verfolgte er jetzt ebenso die Jakobiner wie früher die Feuillants.
Darauf ging er als Adjutant des Generals Pichegru zur Rheinarmee und nahm hier die Festung [* 7] Luxemburg [* 8] im Namen der Republik in Besitz, bewies aber gegen die gefangenen Emigranten große Schonung. Bei Einführung der Konstitution vom Jahr III in den Rat der Fünfhundert gewählt, hielt er sich zur gemäßigten Partei. Nach Niederlegung seines Mandats als Abgeordneter wurde er Generaladministrator der Posten. Da er gegen das lebenslängliche Konsulat Napoleons I. votierte, mußte er seine Stelle niederlegen und zog sich auf ein Landgut in der Picardie zurück. Er starb in Paris.
Vgl.
Reynaud,
Vie d'Antoine Merlin
de Thionville
(Par. 1860).