Merligen
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Sigriswil). 584 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am rechten Ufer des Thunersees, vor dem Eingang ins Justisthal und an der Mündung des Grönbaches. Nördl. über dem Dorf die steilen Waldhänge der Ralligstöcke und die mächtigen Felswände des Niederhorns. 2,5 km sö. Sigriswil. Dampfschiffstation; 1 km weiter seeaufwärts die Dampfschiffstation Beatenbucht, von der eine Drahtseilbahn nach St. Beatenberg hinauf führt.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit
Nachtstall: 91
Häuser, 566 reform. Ew.; Dorf: 62
Häuser, 394 Ew. Kirchgemeinde
Sigriswil. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Holzhandel.
Säge und
Mühle. Sommerfrische. Stark begangener Fussweg nach
St. Beatenberg. Die Strasse von
Interlaken nach Merligen
ist eine
Axenstrasse im kleinen: sie zieht um den Bergsporn der sog.
Nase, folgt dem Fuss von sehr steilen Hängen und den Felswänden des
Beatenbergs, geht durch mehrere in den Fels gesprengte
kleine Gallerien und bietet einen prächtigen Ausblick auf den
See und die
Berge. Die Strecke
Interlaken-Merligen
ist 9 km lang und hat 2 Millionen Fr. gekostet.
Merlischachen - Mesocc

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Seite 43.356. Ein Edelgeschlecht von Merligen
ist aus dem 14. Jahrhundert bekannt. Der damals noch ziemlich beträchtliche Weinbau ist
heute beinahe verschwunden. Das Dorf hat früher unter den Ausbrüchen des jetzt korrigierten
Grönbaches stark gelitten.
In Merligen
pflegten einst die Reisenden auszusteigen, die zu Schiff von
Thun herkamen, um die St. Beatenhöhle
zu besuchen. Diese letztere ist 1903/04 auf eine Länge von 750 m bequem
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zugänglich gemacht worden. Geschützte Lage und mildes Klima, in dem der Lorbeerbaum noch im Freien gedeiht. 1898 ist ein
grosser Teil des Dorfes mit mehreren alten Berner Holzhäusern ein Raub der Flammen geworden. Früher hat man bei Merligen
einen sehr harten und an Versteinerungen reichen Marmor gebrochen, der z. B. beim Bau der Nideckbrücke
und des Bundeshauses in Bern
Verwendung gefunden hat. 1280: Merlingen.