Merān,
berühmter Kurort in Tirol, [* 2] an der Passer, unweit ihrer Mündung in die Etsch und am Fuß des Küchelbergs reizend gelegen, Endpunkt der Bozen-Meraner Bahn, besteht aus der Altstadt mit den charakteristischen »Lauben« (Arkaden) und dem neuen Stadtteil mit schönen Villen und Hotels nach dem Bahnhof zu, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Obergymnasium der Benediktiner mit Konvikt, ein Mädcheninstitut der Englischen Fräulein, eine evangelische Gemeinde (seit 1876) und (1880) 5334, mit dem Kurbezirk 9693 Einw. Sehenswerte Gebäude sind die alte, neuerlich restaurierte landesfürstliche Burg aus dem 15. Jahrh., später Sitz des ersten landesfürstlichen Beamten, darin eine Hauskapelle mit Fresken, welche die Trauung der Margarete Maultasch mit Ludwig von Brandenburg [* 3] darstellen; die gotische Stadtpfarrkirche (14. Jahrh.) mit hohem Turm; [* 4] die ebenfalls gotische Spitalkirche mit schönem Portal und die neue evang. Christuskirche.
Die Stadt besitzt ferner ein neues, großes Kurhaus und schöne
Promenaden zu beiden Seiten der
Passer. Im
Garten
[* 5] des Dichters v.
Redwitz in Obermais steht eine Schillerbüste von
Zumbusch. Als klimatischer
Kurort hat sich Meran
mit dessen
nächster Umgebung, den selbständigen
Gemeinden Obermais, Untermais und Gratsch, welche namentlich eine große Anzahl eleganter
Villen aufweisen, einen Weltruf erworben, welcher in der reizenden, nach N. geschützten
Lage am Südabhang
der
Alpen
[* 6] (353 m ü. M.) und in dem dadurch bedingten milden, gleichmäßigen,
auch im
Winter heitern und windstillen
Klima
[* 7] (mittlere Jahrestemperatur 12,5° C.) seine Begründung hat.
Man gebraucht im
Frühling die
Molken-, im
Herbst die
Traubenkur; auch besitzt eine Kaltwasserheilanstalt und ist neuerdings
als
Terrainkurort (nach
Örtel) eingerichtet. Die
Saison erstreckt sich vom
Herbst bis zum
Frühling, die
jährliche Frequenz beträgt gegen 6000 Kurgäste; insbesondere wird Meran
von Brustkranken als Winteraufenthalt aufgesucht.
Seit 1887 ist die Stadt mit einer neuen
Wasserleitung
[* 8] versehen. Unter den reizenden
Punkten der Umgegend sind die
Schlösser
Tirol (mit altem Römerturm), Schönna (mit
Mausoleum des
Erzherzogs
Johann), Trautmansdorff, Lebenberg u. a.
bemerkenswert. - Die Stadt Meran
, in der
Nähe des »alten oder
Majas erbaut, das nach der
Sage von einem Erdsturz begraben wurde,
also auf rätoromanischem
Boden gelegen, erscheint zuerst in einer
Urkunde von 857 als Mairania, um dann erst wieder urkundlich
im J. 1234 als
»Marktfleck
(Forum)
[* 9] Meran«
aufzutauchen, und gehörte den
Gaugrafen im
Vintschgau, als welche
dann im 12. Jahrh. die
Grafen von
Tirol, d. h.
Schloß
Tirol bei Meran
, erscheinen. Unter den
Görzer Landesfürsten entwickelte
sich Meran
zur landesfürstlichen Stadt. Hier ward
Margarete
Maultasch mit dem Sohn
Kaiser
Ludwigs des
Bayern
[* 10] in zweiter
Ehe vermählt.
Seil
Max I. und
Ferdinand I. zeigte sich jedoch Meran
von
Innsbruck
[* 11] immer mehr in
Schatten
[* 12] gestellt.
Vgl. die Führer durch und Umgegend von Knoblauch (7. Aufl.,
[* 1]
^[Abb.:
Karte der Umgebung von Meran.]
¶
mehr
Meran
1887) und Plant (4. Aufl., das. 1886);
Pircher, als klimatischer Kurort (4. Aufl., Wien [* 14] 1884);
v. Reinsberg-Düringsfeld,
Kulturhistorische Studien aus Meran
(Leipz. 1871);
Schönherr, Geschichte der landesfürstlichen Burg in Meran
(Meran 1882);
Edlinger, Aus deutschem Süden.
Schilderungen aus Meran
(das. 1887, illustriert); Örtel, Über Terrainkurorte (mit Beziehung auf
Meran
, Leipz. 1886); Stampfer, Chronik von Meran
(2. Aufl., Innsbr. 1867).