Menschikow
(spr. -koff), auch
Mentschikow, Menschtschikow,
Alex. Danilowitsch, Fürst, russ. Staatsmann und Feldmarschall,
geb. 16. (6.) Nov. 1672 in
Moskau
[* 2] als Sohn eines Stallknechts, erlangte als Bäckerlehrling die Gunst des
Generals Lefort,
der ihn
Peter d. Gr. vorstellte. Er kam in den Dienst des
Zaren, und es gelang ihm, eine Verschwörung
der
Strelitzen zu entdecken, wodurch er sich die
Bahn zu den höchsten Ehrenstellen öffnete. Er begleitete Lefort auf einer
Reise nach Westeuropa und nahm nach dessen
Tod, 1699, dessen einflußreiche
Stellung ein. Menschikow
machte 1696 den Feldzug gegen
Asow
mit, begleitete den
Zaren nach
Holland und England und gewann sich das Vertrauen desselben in hohem
Grade. Er wurde 1703 der
erste Gouverneur von
Petersburg,
[* 3] 1704 von ganz Ingermanland und schlug die
Schweden
[* 4] bei Kalisch,
[* 5] trug nicht wenig
zu den
Siegen
[* 6] von Ljesnoj und Poltawa 1709 bei und zwang nach dieser letztern
Schlacht den größten
Teil
der schwed.
Armee unter Lewenhaupt zur Kapitulation.
An der Spitze der russ. Armee rückte er in Pommern [* 7] und Holstein ein und eroberte 1713 Stettin, [* 8] welches er jedoch gegen den Willen des Zaren an Preußen [* 9] überließ. Dieses und M.s Eigennutz und Habsucht brachten Peter d. Gr. so gegen ihn auf, daß er ihn vor ein Kriegsgericht stellte, welches ihn durch Stimmenmehrheit zum Tode verurteilte. Der Kaiser begnadigte ihn zwar, ließ ihn in allen seinen Würden und sogar in dem Amte eines Generalgouverneurs von Petersburg; doch mußte eine bedeutende Geldbuße zahlen und gewann unter Peter seinen frühern Einfluß nicht wieder.
Eine desto einflußreichere Rolle spielte er während der Herrschaft Katharinas I., welche 1725 hauptsächlich durch seine Entschlossenheit auf den Thron [* 10] gehoben wurde und sich gänzlich seinem Willen fügte. Obgleich es ihm gelang, die gewaltsame Vertreibung des zum Herzog von Kurland [* 11] und Gemahl der Herzogin (spätern Kaiserin) Anna Iwanowna bestimmten Marschalls von Sachsen [* 12] durchzusetzen, ging sein Plan, sich zum Herzog von Kurland ernennen zu lassen, nicht in Erfüllung.
Nach dem
Tode
Katharinas 1727 wurde Menschikow
Reichsverweser und Vormund des minderjährigen
Peter II., regierte mit größter Willkür
und stand bereits auf dem Punkte, durch Vermählung seiner Tochter Maria Schwiegervater des
Kaisers zu
werden, als er plötzlich 21. (10.) Sept. 1727 gestürzt, zuerst nach
Oranienburg oder Ranenburg (Gouvernement Rjasan) und
dann nach
Beresow in
Sibirien verbannt wurde, während sein Vermögen der
Krone zufiel. Es begleiteten ihn seine Gattin, sein
Sohn und seine zwei
Töchter (die eine starb in
Beresow). Menschikow
starb daselbst 2. Nov. nach andern 20. (9.)
Jan. 1730. Im J. 1705 war er zum deutschen Reichsfürsten, 1707 zum russ. Fürsten und Feldmarschall
erhoben worden. -
Vgl. Bülau, Geheime Geschichten, Bd. 6 (2. Aufl., Lpz. 1863);
Jessipow,
Lebensbeschreibung des Fürsten
A.
D. Menschikow
nach neu entdeckten Papieren (russisch; im
«Russkij
Archiv», 1875, Heft 7, 9,10).
Seine beiden hinterlassenen
Kinder wurden 1730 von der Kaiserin
Anna aus der
Verbannung zurückberufen. Die Tochter
Alexandra
heiratete den
General
Grafen Gustav
Biron,
Bruder des
Herzogs von
Kurland, und starb zu
Petersburg. Der Sohn,
Fürst
Alexander Alexandrowitsch Menschikow
, geb. 1714, wurde Gardeoffizier, zeichnete sich
in den türk. und schwed.
Kriegen aus und starb als
General 8. Dez.