Titel
Menschenaffen
,
Anthropoiden, Pithekoiden oder Anthropomorphen, hat man die großen, schwanzlosen, menschenähnlichen Affen [* 2] genannt, welche die heißen Zonen der Alten Welt bewohnen. Sie gehören den Schmalnasen (Catarrhinae) an, haben 32 Zähne [* 3] wie der Mensch und unterscheiden sich von allen andern altweltlichen Affen und auch den Gibbons durch den gänzlichen Mangel von Gesäßschwielen. Mit den andern Affen haben sie auch die geringere Entwicklung des Daumens an den Vorderhänden, dagegen die größere Ausbildung und Entgegenstellbarkeit desselben an den Hinterhänden und die größere Länge der Vorderarme im Verhältnis zu den Hinterbeinen gemein.
Durch die
Stellung der
Augen und
Ohren, die
Bildung des
Schwanzbeins, die
Breite
[* 4] der
Brust, welche nicht wie bei den andern
Affen
gegen die Mitte keilförmig zusammengedrückt ist, nähern sie sich mehr dem
Menschen, während das dichte,
mit langen Grannen untermischte Haarkleid, welches nur das
Gesicht,
[* 5] die
Ohren und die Zehen frei läßt, wieder affen
artig
ist. Der
Kopf ist nach
Alter und Geschlecht sehr verschieden. In der
Jugend gerundet und einem Kinderkopfe ähnlich, gewinnt
er mit dem
Alter durch das Zurückbleiben der Schädelkapsel, die ein im Verhältnis zum
Menschen nur kleines
Gehirn
[* 6] birgt, und durch das
Vorwachsen der
Kiefer sowie die stets platte, der Schnauze gewissermaßen aufliegende
Nase
[* 7] ein tierähnliches
Ansehen.
Bei den ältern Männchen entwickeln sich noch die Eckzähne als stark vorstehende, kegelförmige Fänge, während sich
zugleich hohe Knochenleisten auf dem Schädel und stark vorspringende Augenbrauenbogen ausbilden, die
dem
Tiere ein wildes Ansehen geben.
Alte Männchen erreichen die
Größe des
Menschen, doch ist bei der Kürze der
Beine der Rumpf
oft größer und breiter als bei diesem. Die afrikanischen Menschenaffen
,
Schimpanse (s. d. und
Tafel:
Affen der
Alten Welt III,
[* 1]
Fig. 1)
und Gorilla (s. d. und
Tafel:
Affen der
Alten Welt I,
[* 1]
Fig. 2), sind schwarz, der auf
Borneo und
Sumatra lebende
Orang-Utan (s. d. und Taf. I,
[* 1]
Fig.
1) rotbraun.
Über die
Stellung dieser Geschöpfe zu dem
Menschen s.
Mensch. Menschenaffen
gelangen alljährlich auf den europ. Tiermarkt, namentlich
Schimpansen und Orang-Utans, wogegen erst wenige Gorillas eingeführt worden sind. Meist sind es
junge
Tiere, und erst 1893/94 gelang es ausgewachsene Orangs einzufangen und lebend nach Europa
[* 8] zu bringen. Der Preis für
junge
Schimpansen beträgt etwa 800 Menschenaffen
, für Orangs bis zu 1200 Menschenaffen,
und die von E. Pinkert
in
Leipzig
[* 9] erworbenen erwachsenen Orangs haben sogar bis zu 12000 Menschenaffen
das
Stück gekostet. Die Mehrzahl
der Menschenaffen
erträgt jedoch die Gefangenschaft nur wenige
Monate. -
Vgl. R. Hartmann, Die menschenähnlichen Affen und ihre Organisation im Vergleich zur menschlichen (Bd. 60 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1883).