Mensch
(Alter desselben). Während die
Existenz des
Menschen in der Quartärzeit
(Diluvium)
[* 2] von keiner
Seite bestritten wird, werden gegen die
Annahme, daß derselbe bereits während der Tertiärzeit gelebt hat, von namhaften
Anthropologen Einwände erhoben. Die von
Bourgeois in den Mitteltertiärschichten von Thenay
(Landschaft
Beauce in
Frankreich)
aufgefundenen
Feuersteine sollen nicht, wie derselbe behauptet, von Mensch
enhand bearbeitet sein, sondern
vielmehr der zufälligen Einwirkung von
Naturkräften ihre Gestalt verdanken.
Auch die
Spuren mensch
licher Thätigkeit, welche an den aus den Sandgruben von St.-Prest (unweit
Chartres) zu
Tage geförderten
Tierknochen nachgewiesen wurden und die ebendaselbst aufgefundenen Feuersteingeräte, ferner die von
Ribeiro in den mittel-
und spättertiären
Ablagerungen des Tajothales
(Portugal)
[* 3] gesammelten
Feuersteine und
Quarzite sowie jene
an den
Rippen eines unweit Poggarione
(Toscana) in spättertiären
Mergeln aufgefundenen Walfischskelettes nachzuweisenden
Einschnitte,
die von
Capellini auf die Thätigkeit des Tertiärmenschen
zurückgeführt
werden - alle diese
Thatsachen und
Beobachtungen werden
als nicht beweiskräftig genug erachtet, um damit die
Lehre,
[* 4] daß der Mensch
bereits während der Tertiärperiode
in
Europa
[* 5] existiert hat, mit Sicherheit zu begründen.
Anderseits kann die Thatsache, daß während der Tertiärzeit Amerika [* 6] bereits von Menschen bewohnt war, kaum noch bestritten werden. Durch genaue Feststellung und Untersuchung der Umstände und der Lokalität, wo vor mehreren Jahrzehnten in der Sierra Nevada Kaliforniens der Calaverasschädel aufgefunden wurde, gelangt Emil Schmidt zu dem Schlusse, daß der Inhaber dieses Schädels, wenn nicht schon früher, doch spätestens während des Pliocäns (Spättertiärzeit) gelebt hat.
Weiterhin wird die
Existenz des Tertiärmenschen
in
Nordamerika
[* 7] bezeugt durch die von Mensch
enhand hergestellten
Artefakte,
die auf dem
Boden von
Thälern aufgefunden wurden, deren
Bildung außerordentlich weiten die Vergangenheit
zurück reicht. Auch die kürzlich in
Butte-County
(Kalifornien) bei der Bearbeitung der dortigen
Minen in pliocänen Kiesablagerungen
entdeckten Steinmörser, die offenbar mensch
licher Thätigkeit ihre Entstehung verdanken, liefern einen
Beweis für die
Existenz
des
Menschen während der Tertiärzeit.
Vgl. Emil Schmidt, Die ältesten Spuren des Menschen in Nordamerika (Hamb. 1887);
Sketchley, On the occurrence of stone mortars in the ancient river gravels of Butte-County, California (im »Journal« des Anthropol. Instituts von Großbritannien, [* 8] 1889).