Mengs
,
Anton
Raphael,
Maler, geb. zu
Aussig in
Böhmen,
[* 2] hatte schon in früher Kindheit seinen
Vater, den Miniaturmaler
Israel Mengs
, einen gebornen
Dänen, zum
Lehrer und ging 1741 mit demselben nach
Rom,
[* 3] wo er die
Antike,
Michelangelo
und
Raffael studierte. Dies
Studium sowie seine ganze frühere Übung in der
Kunst war aber mehr ein ihm auferlegter
Zwang als
frei gewählte Beschäftigung, denn sein
Vater hatte ihn bei seiner
Geburt zum
Maler bestimmt und ihn mit der rücksichtslosesten
Härte zu ausschließlich künstlerischer Thätigkeit angehalten. 1744 nach
Dresden
[* 4] zurückgekehrt, ward
er von
August III. zum Hofmaler ernannt mit der Erlaubnis, wieder nach
Rom zurückzukehren.
Hier besuchte er die
Akademie und fertigte zuerst 1748 einige eigne größere
Kompositionen, darunter eine
heilige Familie,
bei der ihm ein schönes Bauernmädchen,
Margareta Quazzi, seine nachherige
Gattin, welcher zu
Gefallen er zur katholischen
Kirche übertrat, zum
Modell diente. Nach
Dresden zurückgekehrt, erhielt er bei der
Einweihung der katholischen Hofkirche daselbst
(1751) den Auftrag, das Gemälde für den
Hochaltar, die
Himmelfahrt
Christi, zu verfertigen, und die Erlaubnis, dasselbe in
Rom auszuführen. 1754 übernahm er die
Direktion der neuerrichteten
Malerakademie auf dem
Kapitol, malte dann
für die Cölestinermönche die
Decke
[* 5] in
Sant' Eusebio, für den
Kardinal
Albani in dessen
Villa als Deckengemälde den Parnaß
und für andre
Privatpersonen mehrere
Ölgemälde, wie eine
Kleopatra, eine
heilige Familie, eine
Magdalena. Ein junger
Engländer,
Webb, dem Mengs
seine
Ideen über
Kunst mitteilte, gab diese als seine eignen unter dem
Titel: »Untersuchungen
über die
Schönheit« (Zürich
[* 6] 1771; deutsch von
Schnorr, 2. Aufl., Leipz. 1818) heraus und machte sich durch dieses
Plagiat einen
Namen. 1761 folgte Mengs
einem
Ruf des
Königs
Karl III. nach
Spanien
[* 7] und malte daselbst unter anderm eine Götterversammlung
und eine
Kreuzabnahme, vollendete dort auch das Altargemälde für
Dresden.
Intrigen veranlaßten ihn, 1770 nach Italien [* 8] zurückzukehren, wo er zunächst acht Monate in Florenz [* 9] verweilte und darauf in Rom für den Papst ein großes allegorisches Deckengemälde in der vatikanischen Bibliothek ausführte. Drei Jahre später ging er zwar wieder nach Spanien, um den Plafond im Speisesaal des Königs, welcher die Vergötterung des Trajan und den Tempel [* 10] des Ruhms darstellt, zu malen; aber schon 1776 finden wir ihn wieder in Rom, wo er bis zu seinem erfolgten Ableben blieb.
Der
Ritter d'Azara ließ ihm ein Denkmal neben dem
Raffaels setzen und die
Kaiserin
Katharina II. von Rußland
in der
Peterskirche, wo er beigesetzt wurde, ein prachtvolles
Grabmal errichten. Seine bedeutende
Einnahme von etwa 10,000 Scudi
jährlich verwandte Mengs
teils zur Unterstützung unbemittelter
Künstler, teils zu dem Ankauf von
Handzeichnungen berühmter
Meister, von
Vasen,
[* 11]
Gipsabgüssen (von denen er eine Sammlung der königlichen
Akademie in
Madrid
[* 12] schenkte, eine andre
sich in
Dresden befindet), Kupferstichen und andern Kunstgegenständen.
Der Grundzug
in Mengs'
Kunst ist ein strenges
Studium schöner
Formen, und wenn seinen Werken auch die freie, lebendige Originalität
des
Genies fehlt, so sind sie doch durch edle
Komposition, korrekte
Zeichnung und schönes, kräftiges
Kolorit hervorragende
Schöpfungen. Mengs
war
Eklektiker, der die
Schönheiten der
Antike,
Raffaels,
Tizians und
Correggios zu verschmelzen
suchte. Auch durch seine theoretischen
Schriften über die
Kunst hat er dieselbe wesentlich gefördert.
Die italienische
Ausgabe seiner Werke
(Parma
[* 13] 1780, 2 Bde.) ist vom
Ritter d'Azara, die deutsche
(Halle
[* 14] 1786, 3 Bde.) von
Prange
besorgt worden. An der letztern hat sich auch
Winckelmann, mit welchem Mengs
in
Rom in freundschaftlichem
Verkehr lebte, beteiligt. Von Mengs'
namhaftesten Gemälden befinden sich im königlichen
Museum zu
Berlin
[* 15] das große
Bild einer
heiligen
Familie und das Bildnis seines
Vaters. Die
Dresdener
Galerie besitzt das Pastellbildnis des Künstlers, einen den
Bogen
[* 16] schnitzenden
Amor in Pastell und eine
Magdalena in
Miniatur, die
Münchener
Pinakothek das Bildnis eines
Kapuziners
und das eigne Bildnis des Künstlers, die k. k.
Galerie zu
Wien
[* 17] den heil.
Petrus mit der
Flamme
[* 18] auf dem
Haupte, die Bildnisse
der Infantin
Maria Theresia von
Neapel
[* 19] und der Infantin
Maria Ludovika von
Spanien, Großherzogin von
Toscana.
Viele
Bilder von Mengs
besitzen die
Galerien zu
Madrid und
Petersburg.
[* 20]