Memnon
,
im griech.
Mythus der Sohn der
Eos
[* 2] und des
Tithonos, König der Äthiopier, eilte nach der
nachhomerischen
Dichtung seinem Oheim, König
Priamos von
Troja,
[* 3] zu
Hilfe, erlegte den
Antilochos, ward aber von
Achilleus getötet
und erhielt von
Zeus
[* 4] auf das Flehen seiner
Mutter, die den
Leichnam klagend in die ferne
Heimat trug, die
Unsterblichkeit. Während
beide kämpften, hatte
Zeus ihre
Seelen gewogen (daher Psychostasie), und die des Memnon
war gesunken. Der
Mythus ist von den Tragikern wie von der bildenden
Kunst mehrfach behandelt worden. In späterer Zeit suchte man Memnon
mehr und
mehr als historische
Person aufzufassen.
Nach Diodor war er der Erbauer der Königsburg in
Susa (Memnonia
) und wurde von dem assyrischen König
Teutamos seinem
Vasallen
Priamos mit einer
Schar Äthiopier und Susianer zu
Hilfe geschickt; nach
Pausanias unterjochte er alle
Völker zwischen
Susa und
Troja. Doch führen auch die
Dichtung und der Volksglaube fort, den
Mythus von Memnon
auszuschmücken. Der
Tau des frühen
Morgens, dichtete man, sei die
Thräne der
Eos, womit sie jeden
Morgen den Verlust des geliebten
Sohns beweine, und seine trauernden
Gefährten in
Troas wurden in
Vögel
[* 5] (Memnoniden
) verwandelt, die jährlich zu seinem Grabhügel
(der übrigens an verschiedenen
Orten gezeigt wurde) kamen und sich, gleichsam Leichenspiele feiernd, unter Wehklagen zerfleischten.
In
Ägypten
[* 6] aber ward der
Mythus von den Griechen mit einem kolossalen Steinbild bei
Theben, das den König
Amenophis darstellte, in
Verbindung gebracht.
Dieses Amenophion (dann Memnonion
oder Memnonssäule genannt), das noch vorhanden ist, stellt eine sitzende
Statue mit aneinander
geschlossenen
Beinen aus dunklem
Gestein vor und hatte ursprünglich wohl an 22 m
Höhe, war aber durch ein
Erdbeben,
[* 7] wahrscheinlich 27
v. Chr., zertrümmert worden, so daß der Oberteil des
Kolosses herabstürzte. Seitdem fand die
merkwürdige
Erscheinung statt, daß das Steinbild, von den
Strahlen der aufgehenden
Sonne
[* 8] getroffen, einen
Ton, ähnlich dem
Klang einer zerspringenden
Saite, von sich gab, was die
Sage von dem
»Tönen der Memnon
ssäule« veranlaßte, wodurch
Memnon
beim
Aufgang der
Sonne den
Gruß seiner
Mutter
Eos erwidere.
Das merkwürdige
Phänomen, dessen
Strabon zuerst gedenkt, ohne jedoch den
Koloß Memnonion
zu nennen (so daß also die
Übertragung
des Memnon
smythus wohl erst in der nächstfolgenden Zeit stattfand), hatte seinen
Grund wahrscheinlich in einem Durchzug der
Luft durch die
Poren und
Risse des durch
Erdbeben zerklüfteten
Steins (eines sehr harten und spröden Kieselkonglomerats),
der besonders beim
Wechsel der
Temperatur zur Zeit des Sonnenaufgangs stattfand.
Vgl.
Letronne, La statue de Memnon
(Par. 1833);