Memel,
Fluß, s. Niemen.
373 Wörter, 2'612 Zeichen
Fluß, s. Niemen.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, die nördlichste Stadt des Deutschen Reichs, an der Mündung der schiffbaren Dange in das Memeler Tief, welches das Kurische Haff mit der Ostsee verbindet, und an der Linie Insterburg-Memel der Preußischen Staatsbahn, ist an der Seeseite durch eine Citadelle und 2 Forts befestigt, hat 3 evangelische, eine englische und eine kath. Kirche, 3 Synagogen und (1885) mit der Garnison (ein Füsilierbataillon Nr. 41 und eine Kompanie Fußartillerie. Nr. 2) 18,748 meist evang. Einwohner (780 Katholiken und 903 Juden), deren wichtigste Industriezweige Eisengießerei, Schiffbau, Chemikalien- und Seifenfabrikation, Bierbrauerei u. Branntweinbrennerei sind. Der Handel, welcher durch eine Handelskammer, eine Börse und eine Reichsbankstelle unterstützt wird, ist besonders lebhaft in Hol, Getreide, Leinsaat, Flachs, Hanf, Lumpen, Ölkuchen, Häuten, Steinkohlen, Heringen, Zement und Gips. Der geräumige Hafen ist durch einen Leuchtturm gesichert. Memel besaß 1886: 43 Schiffe zu 16,170 Registertons sowie 19 Fluß- und Bugsierdampfer, es liefen ein und aus: 868 Schiffe zu 197,814 Registertons. Der Wert der Einfuhr belief sich auf 7,082,530, der der Ausfuhr auf 12,195,390 Mk. ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen und Seefahrer, eines Lotsenkommandos, vieler auswärtiger Konsulate, hat ein Gymnasium und eine Schiffahrtsschule. Unmittelbar bei Memel liegt das Dorf Bommelsvitte mit (1885) 3259 Einw. - Memel wurde 1252 unter den Mauern der Deutschordensburg Memelburg gegründet und sollte anfangs den Namen Neudortmund und Dortmundsches Stadtrecht erhalten, wurde aber Memelburg genannt und bekam lübisches Recht. Ein Drittel der Stadt gehörte dem Bischof von Kurland, zwei Drittel besaß der livländische Schwertorden. Letzterer übertrug 1326 seinen Anteil dem Deutschen Orden, der 1328 die ganze Stadt erhielt und sie 1404 aufs neue befestigte. In den Kriegen mit den Litauern und Polen im 13.-15. Jahrh. hatte die Stadt viel zu leiden, brannte wiederholt ab, wurde eine Zeitlang von den Schweden besessen und 1757 von den Russen besetzt. Nach der Schlacht bei Jena (1806)
^[Abb.: Wappen von Memel.]
wurde sie 1807 der Aufenthalt König Friedrich Wilhelms III. Am 28. Jan. 1807 wurde daselbst der Friede zwischen Preußen und England abgeschlossen. Am 27. Dez. 1812 wurde Memel infolge der Kapitulation zwischen Trabenfeld und Paulucci von den Russen besetzt. 1854 brannte ein großer Teil der Stadt mit reichen Warenvorräten nieder. ist Geburtsort des Dichters Simon Dach.