Melusīne,
nach französischer Sage eine Meernixe, halb Weib, halb Fisch, erscheint dem Grafen Raimund von Poitiers, der sie (mit ihren Schätzen) heimführt. Sie baute das Schloß Lusignan, verschwand aber, als sie Raimund in ihrer Doppelgestalt einmal im Bad [* 3] überrascht hatte, und ließ sich nur noch auf einem hohen Turm [* 4] des Schlosses in Trauerkleidern sehen, wenn einer aus diesem Geschlecht sterben sollte. Diese Sage lieferte Jean d'Arras um 1390 den Stoff zu einem lateinischen Gedicht, welches Thüring von Ringoltingen (oder Ruggeltingen) aus Bern [* 5] 1456 in deutsche Prosa übersetzte, und das in dieser Form eins der beliebtesten Volksbücher wurde (zuerst gedruckt Straßburg [* 6] um 1474 und Augsburg [* 7] 1474, dann öfter).
Vgl. Grässe, Sagenkreise des Mittelalters (Dresd. 1842).
In
Böhmen
[* 8] glaubt man im
Pfeifen und Heulen des
Windes Melusinens
Klagen um ihre
Kinder zu hören, und mannigfacher
Aberglaube, besonders zur Weihnachtszeit, knüpft sich an sie.
Vgl. Grohmann, Aberglaube aus Böhmen etc. (Prag [* 9] 1864).
Bildlich hat die Melusine
nsage am schönsten
Moritz v.
Schwind dargestellt.