Melissus
,
griech. Philosoph aus Samos, Anhänger des Parmenides (s. d.), mit dessen Lehre [* 2] er im ganzen übereinstimmt. Abweichend behauptet er, daß das eine Seiende schrankenlos sei; schrankenlos müsse es sein, um immer sein zu können. Dabei erklärte er es jedoch ausdrücklich für unkörperlich; hätte es räumliche Ausdehnung, [* 3] so hätte es auch Teile, wäre also nicht Eines. Es giebt ferner keine Bewegung, weil kein Leeres (d. h. Raum für Bewegung); ein Leeres wäre ein Nichtseiendes, ein solches kann eben nicht sein.
Ausdrücklicher als seine Vorgänger hat Melissus
der qualitativen
Veränderung und darum den sinnlichen Qualitäten überhaupt
die Realität abgesprochen; denn sie sind überwindlich, aufhebbar, das wahrhafte Sein muß dagegen unzerstörlich
in seiner
Identität sich behaupten. Die beiden
Thesen des Melissus
, daß
Bewegung nicht ohne
Leeres und eine Realität der Körper
nicht ohne unzerstörliche Gestalt und Festigkeit
[* 4] derselben möglich wäre, haben dadurch große Bedeutung erlangt, daß
sie den
Atomismus hervorriefen, der eben diese von Melissus
verworfenen
Voraussetzungen annahm und dadurch eine
Physik ermöglichte, die den begrifflichen Forderungen der eleatischen
Philosophie teilweise entsprach. (S.
Demokritus.) –
Vgl. Zeller, Philosophie der Griechen, Bd. 1 (5. Aufl., Lpz. 1892).