(grch.), Lied, Melodie;
in der
Musik:
Bindung mehrerer
Töne auf eine
Silbe, zuweilen in der
Form der melodischen Verzierung,
Koloratur;
daher melisma
tischer
Gesang, bei dem mehrere
Noten auf einen
Vokal gesungen werden,
im Gegensatz zum syllabischen
Gesang, bei dem auf jede Textsilbe nur eine
Note zu stehen kommt.
(griech.), die Folge gegeneinander verständlicher Töne, wie Harmonie der Zusammenklang solcher Töne ist. Das
letzte Prinzip des Melodischen ist die Veränderung der Tonhöhe nach oben oder unten (Steigen und Fallen),
[* 3] und zwar muß man
sich dieselbe dann nicht als eine sprungweise, sondern als eine stetige und allmähliche denken; erst im Bann der Harmonik
wird die Tonhöhenveränderung zu einer stufenweisen. Eine mehr naturalistische Melodiebildung bevorzugt
daher chromatische Stimmschritte, welche der stetigen Tonhöhenveränderung am nächsten kommen, und es haben diejenigen
Stimmschritte, welche innerhalb eines guten harmonischen Satzes die kleinsten sind (die Halb- und Ganztonschritte), als die
eigentlich melodischen zu gelten, während man die größern (Terzen, Quarten, Quinten etc.) gewöhnlich als harmonische bezeichnet.
Das Steigen der Tonhöhe ist als gesteigerte Lebendigkeit eine Steigerung, das Fallen als verminderte Lebendigkeit
eine Abspannung; die Bewegung einer Melodie gleicht daher den Bewegungen der Seele in Affekten: die positive Bewegung (Steigung) entspricht
dem Sehnen, Begehren, Streben, Wollen, Anstürmen etc., die negative (Fall) dem Entsagen, Verzagen, der Einkehr in sich selbst,
Beruhigung. Diese elementaren Wirkungen haften aber, wie gesagt, an der nackten Tonhöhenveränderung,
wie man sich an der Wirkung des Sturmgeheuls (oder z. B. den wenig davon verschiedenen chromatischen Gängen im »Fliegenden
Holländer«) klar machen kann; die als wohlgeordnete Reihe harmonisch gegeneinander verständlicher (abgestufter) Töne hat
einen Teil jener elementaren Wirkung eingebüßt gegen die ästhetisch freilich viel höher anzuschlagenden
Verstrickungen der harmonischen Beziehungen (das Melodische ist stilisiert). Ein Kursus »Melodielehre«, der die Materie vom
Prinzip aus systematisch entwickelte, existierte zur Zeit an den Musikschulen und in den Lehrbüchern nicht, sondern
(und gewiß nicht ganz ohne Grund) die Elemente der Melodielehre werden in der Harmonielehre, die höhern
Stufen in der Kompositionslehre abgehandelt.