Melinit
(frz. mélinite
), ein
Sprengstoff, gehört zu den
Pikratpulvern (s. d.), und zwar zu
Turpins
Sprengstoffen (s. d.).
Er besteht wesentlich aus
Pikrinsäure, die nach
Turpin in
Paris
[* 2] als krystallinisches Pulver oder in geschmolzenem
Zustand und vermengt mit 3-5 Proz. Kollodiumgallerte zur Füllung von Granaten,
[* 3]
Torpedos
[* 4]
u. dgl. verwertet werden kann. Um
die
Volksvertretung zur Bewilligung der Geldmittel, die zur Beschaffung, der neuen Melinit
granaten erforderlich waren (etwa 50 Mill.
Frs.) geneigt zu machen, veranlaßte
Boulanger einen Schießversuch mit Melinit
granaten gegen
das
Fort
Malmaison bei
Paris in Gegenwart des parlamentarischen Budgetausschusses. Die
Ausrüstung sämtlicher Befestigungen
der Ostgrenze mit solchen
Geschossen wurde zunächst in
Angriff genommen. Verschiedene
Autoritäten haben sich aber über die
Brauchbarkeit des Melinit
abfällig geäußert.
Thomas Reid,
Vorsitzender der
Dynamit-Trust-Company in
London,
[* 5] bezeichnete bei der Dynamitkonferenz im Febr. 1887 das als zu Sprengzwecken ungeeignet; er gab an, Melinit
¶
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bestehe aus Pikrinsäure und seine Stärke
[* 7] sei 5–8 Proz. geringer als diejenige von Dynamit Nr. 1. Im März 1887 explodierte
im Arsenal zu Belfort
[* 8] eine mit Melinit
geladene Granate, die abseits gestellt war, durch Selbstentzündung und tötete und verwundete 16 Artilleristen.
Berthelot und Sarrau haben darauf das Turpinsche Melinit
derart abgeändert, daß eine größere
Sicherheit gegen unbeabsichtigte Explosionen gewährleistet ist. Das Melinit
ist nicht mehr geheimgehaltenes Eigentum
Frankreichs, sondern findet auch in andern Staaten Verwendung.