Meli
,
Giovanni, gefeierter sizil. Dichter, geb. zu Palermo, [* 2] studierte daselbst Medizin, machte sich auch mit der Wolfschen Philosophie bekannt, wandte sich sodann dem Studium der italienischen Klassiker zu, von denen Ariost ihn am meisten fesselte, und lehrte später Chemie in seiner ¶
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Vaterstadt, wo er starb. Seine ersten poetischen Versuche schrieb er in italienischer Sprache, [* 4] die spätern in der Volkssprache Siziliens, die hauptsächlich ihm ihre Ausbildung zur Schriftsprache verdankt. Melis Poesie wurzelt in der Natur und der Sitte des Landes, und die beiden großen Kulturhälften, in welche Sizilien [* 5] zerfällt, die griechische und italienische, erscheinen in ihm in einer nationalen Einheit. In seinen bukolischen Gesängen kommt unter der Einkleidung in die alten Mythen das volle Leben der Wirklichkeit in allen seinen frischen Zügen zur Erscheinung; seine Burleske »Li Palermitani in festa« erinnert an Theokrits Syrakusanerinnen beim Adonisfest.
Ein höchst ergötzliches Gedicht unter dem Titel: »Ditirammu« macht ganz besonders den Reichtum des sizilischen
Dialekts anschaulich. In den Oden und Kanzonen erreicht Meli
, was Anmut und Wohllaut anlangt, fast Petrarca. Weniger glücklich war
er im Sonett, seine Elegien dagegen sind sinnvoll und ansprechend. Seine »Capitoli berneschi«,
satirisch-komische Gedichte, ziehen durch Mannigfaltigkeit und witziges Spiel der Phantasie an. Auch als
Epiker versuchte er sich in dem romantischen Gedicht »La fata galante«,
in fünf Gesängen, und in der heroisch-komischen Dichtung »Don Chisciotti e Sanciu Pansa«, in zwölf Gesängen. Melis Lieder leben
noch heute im Munde des sizilischen Volkes. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 8 Bänden (Palermo
1830-39, 4. Aufl. 1857). Eine vorzügliche deutsche Übersetzung ausgewählter »Lieder« gab Gregorovius (2. Aufl., Leipz. 1886),
Gazzino übertrug die Gedichte ins Italienische (Turin
[* 6] 1858, 2 Bde.).